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Hütter Spedition beschriftet Lkw Mautprotest des Mittelstands

Foto: Hütter Spedition

Die Hütter Spedition zeigt Flagge – sie protestiert sichtbar gegen die Mauterhöhung. Dafür hat sie einen ihrer Kühlauflieger mit Motiven der #mauteverest-Kampagne bekleben lassen.

Für Verbraucher ist die Botschaft klar: „Die Mauterhöhung macht Ihren Einkauf mehrere hundert Euro pro Jahr teurer“, steht in weißen Großbuchstaben auf dem Krone-Kühltrailer. Darunter heißt es: „Diese Mauterhöhung treibt nur die Inflation an – aber keine Güter.“ Der Auflieger ist seit wenigen Tagen für die Hütter Spedition aus Öhringen im Einsatz. Das mittelständische Unternehmen beteiligt sich damit an der #mauteverest-Kampagne des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), der mit dieser Kampagne gegen die vom Bundestag beschlossene Mauterhöhung zum 1. Dezember protestiert.

Foto: Hütter Spedition
Positives Echo auf die Trailer-Gestaltung: „Positives Feedback haben wir insbesondere über unsere Posts in den sozialen Medien erhalten“, sagt Holger Hufen, Vertriebsleiter bei der Hütter Spedition.

„Mit dieser Beschriftung vertreten wir unseren Standpunkt als Unternehmen und zeigen Flagge für unsere Branche“, erklärt Vertriebsleiter Holger Hufen gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell. „Wir weichen zum ersten Mal von unserem gewohnten Hütter-Logo beziehungsweise Trailerbeschriftung mit Kundenlogo ab“, sagt er. Wie die bisherigen Reaktionen ausgefallen sind? „Positives Feedback haben wir insbesondere über unsere Posts in den sozialen Medien erhalten“, berichtet er.

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Die Botschaft an die Verbraucher ist bewusst gewählt – werden sie die Zeche am Ende doch zahlen müssen. Die Mehrkosten durch die Mauterhöhung müssten durchgereicht werden, bestätigt Hufen. Er geht davon aus, dass diese Kosten letztlich auf die Produktpreise im Handel aufgeschlagen werden. „Diese Mauterhöhung werden wir alle an der Supermarktkasse zu spüren bekommen – zusätzlich zu den ohnehin schon hohen Inflationsraten.“

Die Hütter Spedition, Spezialistin für temperaturgeführte Transporte und Logistik, sieht den Mittelstand durch das Drehen an der Gebührenschraube besonders belastet. „Wir sind als mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Deutschland und ohne ausländische Niederlassungen in besonderer Weise mit solchen zusätzlichen Kosten konfrontiert und müssen uns entsprechend positionieren“, erläutert Vertriebschef Hufen. „Unser eigener Fuhrpark ist mit rund 90 Prozent der Fahrleistung im innerdeutschen Verkehr unterwegs.“

Mehr Vorlauf bei der Mauterhöhung sinnvoll

Zugleich sagt Hufen, dass er sich bei der CO2-Komponente zur Maut mehr Vorlaufzeit zwischen Entscheidung und Einführung gewünscht hätte. Die finale Entscheidung sei trotz aller Eingaben und Bedenken erst am 20. Oktober im Bundestag gefallen. „Die Umsetzung zum 1. Dezember gibt uns nun knappe sechs Wochen Zeit, um die Gespräche dazu mit unseren Kunden zu führen, hier neue Vereinbarungen zu treffen und das Ganze dann auch in unserem TMS sowie Abrechnungssystemen zu hinterlegen.“ Hütter habe die Kunden bereits im Juni 2023 zu dem Thema informiert und auf dem Laufenden gehalten.

Selbst wenn die Weitergabe der Maut-Mehrkosten an die Kunden gelingt, stellt sich die Hütter Spedition auf neue Lasten ein. Denn die erhöhte Straßengebühr muss erst einmal vorfinanziert werden. „Bis wir diese Kosten an unsere Kunden fakturieren, vergehen etwa zwei bis vier Wochen“, erläutert Hufen. „Danach folgt die Buchung unserer Rechnungen auf Kundenseite und die Zahlung unter Berücksichtigung des jeweils vereinbarten Zahlungsziels.“ Bei 30 Lkw und der entsprechenden Monatslaufleistung im Fernverkehr komme schnell eine Summe von 50.000 Euro im Monat zusammen, die das Unternehmen vorfinanzieren muss.

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Und das alles in der Hoffnung, dass die Kunden die Gebühr auch vollumfänglich erstatten, also auch die Maut auf unvermeidbare Leerkilometer. „Wir müssen bei unseren Kunden das Verständnis schaffen, dass diese auch zumindest einen Teil der Leerfahrten für die Bereitstellung der Fahrzeuge an den Ladestellen übernehmen müssen“, erklärt Holger Hufen. Dafür braucht es das notwendige Verhandlungsgeschick – aus einem anderen Grund heraus: Der Einführungszeitpunkt 1. Dezember sei mit Blick auf Preisgespräche schwierig, da das Unternehmen mit den meisten Kunden Jahresvereinbarungen mit Laufzeit zum 31. Dezember hat. „Würde die Maut erst zum 1. Januar erhöht, könnten wir beides, also Mauterhöhung und Jahrespreisanpassung, zum selben Termin durchführen. Durch den zeitlichen Versatz müssen wir nun jede Kundenofferte zweimal anfassen.“ Das binde unnötig Ressourcen, die die Mitarbeiter der Hütter Spedition nach Ansicht Hufens deutlich sinnvoller und produktiver nutzen könnten.

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