Hermes testet neuartigen Lang-Lkw Drei Wechselbrücken auf einem Lkw

Foto: Hermes Germany

Zwei Lang-Lkw in einem - das ist der Fliegl Swap Train. Hermes Germany-COO Marco Schlüter spricht über die Vorteile und Herausforderungen des 25 Meter-Lkw im Systemverkehr.

Es ist der Doppel-Whopper auf der Straße, der zurzeit in der Testphase ist und Appetit auf mehr machen könnte. Im Einsatz ist der Swap Train des Trailerherstellers Fliegl beim Logistikdienstleister Hermes im Systemverkehr zwischen Friedewald und Langenhagen. Er bietet zwei Lang-Lkw-Typen in einem. Die Kombination aus Motorwagen und Trailer mit 25,25 Metern Länge entspricht Typ 3 des Lang-Lkw-Konzepts. Der Trailer ist 1,38 Meter länger als ein konventioneller und verkörpert Lang-Lkw-Typ 1.

Swap Train schultert drei statt zwei Wechselbrücken

Der Clou am Swap Train: Er kann drei Brücken auf einmal schultern – zwei auf dem Containerchassis und eine auf dem Motorwagen. Gegenüber einem Gliederzug, der zwei Einheiten aufnehmen kann, ist er also deutlich im Vorteil, was die Ladeeinheiten angeht. Riesige Abstriche bei der Nutzlast muss ein Betreiber auch nicht machen. Laut Hersteller bleiben 27 Tonnen. Anteil daran habe auch die Dollyachse von Fliegl, die dank Verzicht auf Extras – wie Lenkachse, Hydraulik oder Elektronik – nur 1,3 Tonnen auf die Waage bringt. Mit „50 Prozent mehr Effizienz, 30 Prozent weniger Verbrauch und 30 Prozent weniger CO2“ preist Fliegl seinen neuen Lang-Lkw an.

Foto: Hermes Germany
Hermes Germany-COO Marco Schlüter sieht die Effizienzvorteile des Swap Train. Das Handling des 25,25-Meter-Lkw ist jedoch deutlich anspruchsvoller als das eines Standard-Gliederzugs.

Hermes spricht von erheblichen Einsparungen, ohne aber die Fliegl-Werte noch zu bestätigen. „Eine zurückhaltende Verbrauchsrechnung zeigt, dass die Dieseleinsparung auf der Strecke bei knapp 10.000 Litern im Jahr liegt und damit rund 26 Tonnen CO2 eingespart werden können“, sagt Marco Schlüter, Chief Operations Officer (COO) bei Hermes Germany, gegenüber trans aktuell. Tatsächlich dürfte die Einsparung noch höher ausfallen. Zum einen waren die Annahmen für einen konventionellen Lkw auf der anspruchsvollen Strecke von Friedewald nach Langenhagen mit 30,5 Litern in der Vergleichsrechnung offenbar sehr günstig. Zum anderen ist Schlüter zuversichtlich, dass sich der Verbrauch des Dreibrückenzugs, wie er das Fahrzeug auch nennt, noch senken lässt – von zurzeit 38,1 auf unter 37 Liter. Potenziale sieht er in der vermehrten Nutzung des Tempomaten und gezielten Fahrerschulungen.

Diebel aus Kassel betreibt den Fliegl Swap Train

Betreiber des Lang-Lkw ist die Spedition Diebel aus Kassel, mit der Hermes in den Hauptläufen seit mehreren Jahren kooperiert. Der Swap Train ist einer von fünf Lang-Lkw im Netzwerk von Hermes. Insgesamt setzt das Logistikunternehmen jeden Tag 1.200 Lkw auf seinen Hauptläufen ein. Noch plant Hermes keine weiteren Relationen für seinen Flottenneuzugang, auch keine weiteren Fahrzeuge dieser Art. „Wir möchten den Test erst vollständig abschließen und detailliert bewerten“, erklärt Marco Schlüter.

Anspruchsvoll ist besonders das Handling des Fahrzeugs am Hub. „Der Dreibrückenzug hat einen deutlich höheren Platzbedarf und Rangieraufwand als ein konventioneller Wechselbrücken-Lkw“, berichtet der Hermes-COO. „Das Abkoppeln des Motorwagens ist deutlich aufwendiger und nimmt mehr Zeit in Anspruch.“Dies liege vor allem an der Verlegung der Hydraulik-Leitungen, die nötig sind, damit das Fahrzeug in den Kurvenfahrten verlängert werden kann. Damit wird verhindern, dass die Wechselaufbauten aneinander stoßen. Bei diesem Vorgang werde die Zugachse hydraulisch um etwa 60 Zentimeter ausgefahren, sagt Schlüter. „Um also einen aufwendigen Abkoppelvorgang zu vermeiden, werden alle drei aufzunehmenden Wechselbrücken an unseren Standorten durch den Ansatzdienst hintereinander gestellt. Der Platzbedarf für diese Vorgehensweise beträgt in der Länge rund 60 Meter.“ Um die Wechselbehälter problemlos aufzunehmen, sei über die vollen 60 Meter eine ebene Fläche nötig. Diese Rangierfläche sei nicht nicht an allen Standorten vorhanden.

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Weiterhin eine Herausforderung bleibt nach Hermes-Angaben der Umgang mit dem Postivnetz für Lang-Lkw. Hermes arbeitet daran, das Streckennetz zu erweitern, damit Lang-Lkw perspektivisch zwischen allen Logistikcentern und großen Depots möglich sind. „Leider gestaltet sich dies als sehr mühselig und zeitaufwendig“, berichtet Schlüter. Insofern schmeckt ihm zwar das Konzept des Lang-Lkw, noch aber ist die Speisekarte in Form des Positivnetzes nicht darauf abgestimmt.

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