Firmenporträt Spedition Brucker aus Aalen

Spedition Brucker, DAF XF Foto: Jan Bergrath 17 Bilder

Brucker aus Aalen ist traditionell und modern zugleich. Die Firmenphilosophie stammt noch von Gründer Willy Brucker. Andererseits setzt die Firma von der Ostalb auf perfekte Auslastung der Lkw und eine konsequente Ausbildung der Fahrer.

Der Samstagmorgen dient im Logistikzentrum der Spedition Brucker für die Rückbesinnung auf die gute alte Zeit. Die hat es mal gegeben in der Geschichte des deutschen Güterverkehrs. Auch als Willy Brucker schon 1930 in Aalen aus einem bestehenden Werkstattbetrieb mit Motorenbau den Grundstein für das spätere Speditionsgeschäft legte, ging es zwar hart und strebsam zu Sache, allerdings oft menschlicher. Und so prägt dieser Willy noch heute, in der vierten Generation, die Unternehmensphilosophie.

Logistikkonzepte werden von Menschen getragen, heißt es auf der nicht mehr ganz aktuellen Internetseite. Tugenden überdauern auch schon mal die Diktatur der Moderne und den Zwang zur unmittelbaren ständigen Veränderung. Bei Brucker heißen sie eiserner Wille, Tatkraft und Ideenreichtum. Aber eben auch die Verbindung zur Tradition. Und so gibt es jeden Samstag in der Kantine nach alter Fuhrmannssitte Kaffee und frische Brötchen für die Belegschaft. Etwa 30 Fahrer, Wäscher, Werkstatt- und Büromitarbeiter kommen regelmäßig zum freiwilligen Treff.

Traditionelles Firmenfrühstück

„Wir nutzen dieses Frühstück, um mit unseren Leuten ins Gespräch zu kommen“, sagt Stefan Brucker, 42, der zusammen mit seinem Bruder Arno das Unternehmen jetzt schon seit 15 Jahren leitet. „Denn abseits des Stresses im Alltag ist es leichter, ein offenes Ohr für mögliche Probleme zu haben.“ Vater Heinz hat sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und kümmert sich weiter – auch das ist Tradition – um die Bereiche Technik und Fuhrpark. Die beiden studierten Söhne teilen sich die übrigen Aufgaben. Stefan Brucker ist für die Kundenbetreuung und Logistikprojekte verantwortlich, oft disponiert er die Lkw mit. Arno Brucker hat sich für Personal, Finanzen und EDV entschieden.

Unter ihnen arbeiten sechs hochqualifizierte Abteilungsleiter in einer flachen Hierarchie, die zentrale Disposition beschäftigt zehn Mitarbeiter. Sie arbeiten mit dem System WinSped, zu allen Lkw besteht Kontakt über GPS, über ihren Bordrechner melden die Fahrer zudem ihre Restlenkzeit schriftlich zurück. Bei aller Effi zienz herrscht ein freundlicher Ton. „Bei uns ist trotz der Größe niemand nur eine Nummer“, sagt Brucker. „Wir kennen immer noch die Namen aller unserer Fahrer.“

Fahrer tragen die Arbeitskleidung mit Stolz

Sie sehen schon schick aus mit ihren blauen und orangen T-Shirts – und die meisten Fahrer tragen die Arbeitskleidung mit Stolz. Frank Mischko ist sogar zum zweiten Mal bei Brucker. „Nach der ersten Zeit wollte ich unbedingt international fahren und war bei einem Österreicher. Aus familiären Gründen kam ich wieder zurück und fahre jetzt mit einem Sattelzug nationalen Fernverkehr.“ Es gibt einige Fahrer, die offenbar schlechte Erfahrungen im Alpenland gemacht haben. So wie Thomas Bächtle, der den Stress, den er hatte, so beschreibt: „In nur drei Monaten bei einem Österreicher habe ich zwölf Kilo abgenommen. Bei Brucker stimmt das Verhältnis von Arbeit und Lohn. Obwohl es am Ende natürlich immer etwas mehr Lohn sein könnte.“

Doch leider wirke die Vergangenheit noch nach, bedauert Brucker: „In der Wirtschaftskrise haben wir keinen Fahrer entlassen. Allerdings gab es leichte Einschnitte bei den Löhnen. Das betrifft natürlich ebenfalls unsere Gehälter als Geschäftsführer. Über die Einbußen sind unsere Fahrer nicht glücklich. Aber dieses Jahr müssen wir noch durchstehen.“ Es ist die letzte Etappe auf dem Weg zurück in die Zukunft – sollte nicht die europäische und amerikanische Schuldenmisere allen Vorhersagen einen Strich durch die Rechnung machen.

Flexibles Lohnsystem

Deshalb ist Brucker auch enttäuscht, dass ein Fahrer nach genau 25 Jahren trotz Spitzenverdienst in den Werkverkehr gewechselt hat. „Aber er kann dort 200 Euro mehr verdienen.“ Im Vergleich zu dem, was in vielen deutschen Transportunternehmen real an Löhnen gezahlt wird, können die Fahrer bei Brucker nach einem respektablen Anfangsgehalt sehr vernünftig verdienen. „Unterschiedliche Leistungen werden dabei unterschiedlich entlohnt“, sagt Brucker.

Diese Unterschiede zeigen sich gerade im Beherrschen der Fahrpersonalverordnung und dem Umgang mit dem digitalen Tacho. „Manche unserer Fahrer funktionieren wie ein Uhrwerk und bekommen zuverlässig alle Rückladungen. Andere sind schon am
Montag beim ersten Kunden zu spät und kämpfen sich dann durch die Woche.“

Brucker traut dem Aufschwung nicht

Den derzeitigen Aufschwung sieht Brucker mit Vorsicht. Deswegen wird der eigene Fuhrpark nicht erweitert – erst wieder bei einem guten Frachtniveau. Er macht kein Hehl daraus, dass er die Fuhrparkphilosophie anderer Unternehmen nicht versteht, die sofort neue Lkw kaufen, sobald ein weiterer Auftrag winkt – egal wie schlecht er bezahlt ist. Er beschreibt, woran die Branche krankt: die reine Berechnung der Frachten nach Kilometersätzen. Bleibt ein Lkw dann aufgrund von Verzögerungen stehen, weil die Zeit des Fahrers ausgeschöpft ist, geht die Kalkulation nicht mehr auf. „Deswegen berechnen wir unseren Kunden eine Tagespauschale plus Kilometersatz. Unsere Disponenten sehen am Bildschirm sofort, wenn ein Lkw mit
seiner Fracht ins Minus rutscht. Dann müssen wir umplanen – oder mit dem Kunden
neu verhandeln.“

Rückladungen für die Zentrallager des Einzelhandels nimmt Brucker nur im Einzelfall an. 300 Lkw disponiert die Spedition täglich, davon etwa 120 Fremdfahrzeuge. Ein Schwerpunkt sind kombinierte Teilladungen, zu 98 Prozent für eigene Kunden. Das können dann auf einem Zug zehn Tonnen Stahl, vier Tonnen Papier und hinten ein paar Lademeter Schaumstoff sein – was immer einen hohen Aufwand an Ladungssicherung bedeutet.

Interne Ausbildung genießt hohen Stellenwert

Die interne Ausbildung genießt deshalb den größten Stellenwert, ab September wird die Fuhrparkleitung geteilt – ein Mitarbeiter wird sich um die Aus- und Weiterbildung kümmern. Selbstredend werden die Module vom Unternehmen bezahlt. Der zweite Mann ist dann für die technischen Fragen der Flotte verantwortlich. Der Altersdurchschnitt der Fahrer beträgt
derzeit 35 Jahre. Viele Fahrer aus dem langjährigen Stamm sind zwischen 50 und 60 Jahre alt.

Schon seit 14 Jahren weiß Brucker deshalb, dass der Fortbestand des Unternehmens nur durch konsequente Nachwuchsförderung gewährleistet werden kann. Obwohl die Region der Ostalb mit geringer Arbeitslosigkeit die Suche nach geeigneten Interessenten für die dreijährige Ausbildung erschwert, findet er pro Lehrjahr meist immer ausreichend Bewerber – auch weil die Berufsschule in Schorndorf quasi vor der Tür liegt. „Die meisten Azubis bleiben anschließend bei uns“, sagt Brucker. „Allein unter diesem Aspekt sind wir für die Zukunft gut gewappnet.“

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