European Truck Racing Championship 2022 Kiss baut in Most Vorsprung weiter aus

ETRC 2022 Most Foto: Richard Kienberger 95 Bilder

Während es die Truck Racer vor allem am Samstag ordentlich krachen lassen, schafft es Norbert Kiss, sein Polster auf Jochen Hahn nochmals zu vergrößern.

Es war ein munterer Start in die zweite Saisonhälfte der FIA European Truck Racing Championship. Wie gewohnt trafen sich die Truckracer zum Auftakt der Herbstrennen auf dem Autodrom in Most in der Tschechischen Republik. Diesmal – etwas ungewohnt – bei perfektem Spätsommerwetter an allen drei Renntagen. Vor allem am Samstag ließen es die Protagonisten feurig angehen, sodass die Streckenposten des Öfteren die roten Flaggen schwenken und die Kehrbesen schwingen mussten. Am Sonntag ging es dann etwas gesitteter zu und die beiden Championshiprennen gingen ohne Unterbrechungen über die Runden.

Am Ende konnte nur einer der 14 angetretenen Fahrer wirklich zufrieden sein. Norbert Kiss baute seinen Vorsprung wie gewohnt ebenso furios wie unangefochten aus. Exakt 60 Punkte Vorsprung hat der Ungar jetzt auf Jochen Hahn, er könnte sich also sogar ein Wochenende mit Komplettausfall leisten, an dem Hahn selbst dann noch nicht an der Spitze wäre, wenn ihm das Kunststück von vier Siegen in vier Rennen gelingen würde. Denn bei Punktegleichstand zählt die Anzahl der gewonnenen Rennen – und auch da liegt Kiss meilenweit vorne.

Machtspiele in der Superpole

Der amtierende Champion sorgte am Sonntag für ein wenig Suspense, als er in der Superpole zunächst gemächlich um den Kurs trödelte. Sollte der zuverlässige rote MAN an einer plötzlich aufgetretenen Malaise laborieren? Die Meinung in der Boxengasse war gespalten, einige hofften auf ein Wunder (zumindest aus individueller Sicht), der Großteil aber war der Meinung: „Das sind nur wieder Spielchen!“ Genau so war es. In der letzten Kurve vor der Start- und Zielgeraden drückte Kiss das Gaspedal durch, donnerte mit Höchstgeschwindigkeit durch die Lichtschranke und hatte 2:01.389 Minuten später eine neue Bestzeit auf den Asphalt gezaubert. Also, wie schon am Vortag und in nahezu allen Rennen mit vorangegangener Super Pole: Beste Startposition, ungefährdeter Start-Ziel-Sieg und den Rest des Feldes nach diesmal 12 Runden deutlich abgehängt. Kiss Vorsprung betrug am Samstag im Race 1 knapp vier, am Sonntag in Race 3 fünfeinhalb Sekunden auf die Zweitplatzierten Jochen Hahn bzw. Sascha Lenz. In den Runden mit gedrehtem Start begnügte sich der Fahrer mit der Startnummer 1 damit, die jeweils vorausfahrenden Konkurrenten ordentlich unter Druck zu setzen. Wer Fehler machte oder sich nervös machen ließ, wurde überholt. Angesichts seiner Dominanz muss Kiss nicht gewinnen (obwohl er wohl am liebsten immer ganz vorne wäre), er nahm diesmal die Punkte für die Plätze vier und sieben mit nach Hause.

Pech für Halm, Kursim, Faas

Das deutsche Trio Steffi Halm, André Kursim und Steffen Faas hatte in Most wenig zu lachen. Die drei hatten durchweg Pech und waren die Top-Kunden der Abschleppdienste. Wobei sich Steffi Halm weigerte, ins Abschleppbusiness einzusteigen, als sich Steffen Faas beim Start zum ersten Rennen auf ihrer hinteren Stoßstange verhakt hatte. Die Profis mussten die beiden Trucks trennen. Halm konnte den Lauf zwar bestreiten, allerdings nur vom letzten Startplatz aus, weil sie vor dem Neustart einen aufgeschlitzten Hinterreifen tauschen ließ. In den anderen Rennen wurde die einzige Fahrerin im Starterfeld regelmäßig so in die Mangel genommen, dass an ordentliche Resultate nicht zu denken war. Kursim und Faas hatten von Freitag bis Sonntag immer wieder mit technischen Problemen zu kämpfen. Fehlerhafte Technik bremste auch Antonio Albacete aus, dessen MAN-Motor am Samstag spektakulär den Geist aufgab; einige Sekunden lang rollte der Spanier mit brennendem Truck in den Grünstreifen, ehe die Flammen erloschen.

Foto: Bettina Pfeffer
Spektakuläre Szenen bei Antonio Albacete. Der flammende MAN rollt im Grünstreifen aus.

Lukas Hahn dreht weiter auf

Deutlich erfreulicher lief es im Familienunternehmen Hahn und bei Sascha Lenz. Die Hahns traten wieder im Doppelpack an – und Youngster Lukas zeigte, wie schon am Nürburgring, famose Leistungen. Am Samstag wäre ihm beinahe der nächste Coup geglückt. Bis in die letzte Kurve konnte er die permanenten Angriffe von Jamie Andersson, der den Großteil des Rennens an Hahns rückwärtiger Stoßstange klebte, abwehren, ehe der Brite doch noch einen Weg vorbei fand und Lokalmatador Adam Lacko gleich mitzog. Lukas nahm’s gelassen: „Das ist Rennsport, das gehört auch dazu. An einem anderen Tag läuft es wieder anders.“ Der Platz auf dem Siegerpodest hat es dem Nachwuchsfahrer angetan. Am Sonntag durfte das Trio Anderson, Lacko und Hahn in der identischen Reihenfolge aufs Podium.

Sascha Lenz war am Samstag ein wenig zu forsch unterwegs und wurde deshalb nach dem zweiten Championshiprace mit einer 30-Sekunden-Strafe belegt, weil ihn die Kommissare als Verursacher einer Karambolage ausgemacht hatten. Ansonsten betätigte sich der Vizechampion erfolgreich als Punktesammler und liegt vor den drei ausstehenden Rennen auf Schlagdistanz zu Jochen Hahn bei gleichzeitig komfortablem Vorsprung auf Adam Lacko.

Die nächste Runde steht bereits am kommenden Wochenende im Kalender, dann trifft sich das Feld auf der Rennstrecke im belgischen Zolder, unweit der deutschen Grenze.

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