BUS2BUS 2019 Licht und Schatten

Foto: Thorsten Wagner

Fachmesse, bdo-Kongress und Future Forum – die Messe BUS2BUS, die vom 19. bis 21. März zum zweiten Mal auf dem Berliner Messegelände stattgefunden hat, zieht eine positive Bilanz – auch wenn sich die Besucherzahlen noch im Rahmen hielten. Auch der bdo-Kongress vermittelte bei wichtigen Themen nicht viel Optimismus für die Branche.

Unter dem Motto "Bus meets New Business" präsentierten 103 Aussteller aus 13 Ländern ihr zumeist bekanntes Portfolio, da der übliche Neuheitenreigen von IAA und Busworld nur sehr schwer zu durchbrechen ist. 1.700 Teilnehmer aus 34 Ländern informierten sich über die Zukunftsthemen der Busbranche, das waren allerdings nur 400 mehr als zur Premiere im Jahr 2017. Im Fokus standen dabei Themen wie alternative Antriebe, autonomes Fahren, On-Demand-Mobilität und Best Practice-Beispiele in der Zusammenarbeit mit Start-ups. Dr. Christian Göke, Leiter der Messe Berlin, sprach bei der Eröffnungsveranstaltung daher von einer "guten Dynamik des vertikalen Konzeptes" der drei Säulen der Messe. Zudem sei die "junge, kleine aber feine Veranstaltung" von Anfang an von Verkehrsminister Andreas Scheuer unterstützt worden. Der bedankte sich prompt und bezeichnete nach seinem Messerundgang den Bus als "Garant und wichtige Säule der Klimaziele, der zudem unglaubliche Potenziale für weitere Verbesserungen der Mobilitätsangebote hat." Eine Angleichung der Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land sei zudem nur mit dem Bus denkbar.

Die zweite Ausgabe der BUS2BUS kann ein Wachstum aller relevanten Kennzahlen vermelden: Die Ausstellungsfläche hat sich mehr als verdoppelt, die Zahl der Aussteller ist um 50 Prozent und die Zahl der Teilnehmer um 25 Prozent gestiegen. Allerdings zeigt sich bei den Ausstellern ein sehr gemischtes Engagement: Einige waren mit vollem Elan dabei wie MAN und VDL, die jeweils große Stände und Fahrzeuge auf dem Freigelände zeigten, andere wie Scania oder ADL waren nur ohne Fahrzeuge präsent, viele waren gar nicht anwesend wie Volvo, Van Hool oder Solaris. Daimler hatte zwar seinen neuen Doppeldecker formatfüllend dabei und präsentierte den Safety Coach draußen in Aktion, das Standdesign verkörperte jedoch eher den zweiten Teil des Claims "Das Beste oder Nichts". Dafür hatten sich die Setra-Generalvertreter zusammengefunden und einen eigenen kleinen Stand betrieben. Eine echte Busneuheit gab es mit dem Ebusco 2.2 auf der Freifläche zu sehen, allerdings hatte der seine Premiere bereits auf der Elekbu des VDV im Februar. Von den Zulieferen waren alle namhaften Unternehmen vertreten, aber so kurz nach der IAA waren echte Neuheiten mehr als rar gesät. Auch lässt sich eine Fokussierung der Messe auf Reisebus, Stadtbus oder Minibus nicht erkennen. Es war alles vertreten, ZF hatte sogar seinen teilautonomen Pod e.GO mitgebracht, der allerdings nur statisch gezeigt wurde. Echte Glanzlichter fehlten leider völlig.

Mit großem PR- und Presseaufwand hatte der bdo zusammen mit der Messe Berlin denn auch den Fokus auf Zukunftsthemen gesetzt, die sich vor allem in der Betonung von Start-ups sowie aktueller Themen im parallel zum bdo-Kongress stattfindenden "Future Forum" gezeigt haben.

Die BUS2BUS zeige die ganze Bandbreite der Zukunftstechnologien. Innovationen und Trends bilden den Kern des Veranstaltungskonzeptes. In Deutschland, dem wichtigsten europäischen Markt, habe die Bus- und Zulieferindustrie für ihre Kunden seit der Premiere der BUS2BUS vor zwei Jahren eine eigenständige Businessplattform, insbesondere auch für die Digitalthemen, so die Messe Berlin vollmundig. "Wir sind konzeptionell auf einem sehr guten Weg, das belegen die Kennzahlen der diesjährigen Veranstaltung eindrucksvoll", so Kerstin Kube-Erkens, Senior Product Manager der BUS2BUS.

Überwiegend zufriedene Aussteller und Fachbesucher

Die drei stärksten Fachbesuchergruppen stellten private Busunternehmer, der ÖPNV und die Zulieferer. Rund 90 Prozent der Fachbesucher seien mit ihrem Besuch der BUS2BUS 2019 zufrieden bis sehr zufrieden gewesen. Ebenso würden rund 9 von 10 Besuchern die BUS2BUS ihren Kollegen und Geschäftspartnern weiterempfehlen.

Über 80 Prozent der Aussteller bewerteten das Konzept der BUS2BUS, also den Dreiklang aus Fachmesse, bdo-Kongress und Future Forum, als positiv. Die Bandbreite des Produkt- und Dienstleistungsangebots der BUS2BUS sei zudem gut angekommen und wurde durch 8 von 10 Ausstellern positiv beurteilt. Mit der Qualität der Fachbesucher zeigten sich 3 von 4 Ausstellern zufrieden bis sehr zufrieden.

bdo-Kongress: Unterstützung zur Fahrergewinnung

Das Plenum der Mitgliederversammlung des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer (bdo), der eigentliche Grund für die 2017 ins Leben gerufene Messe, hat am zweiten Tag der BUS2BUS in Berlin beschlossen, mit einer neuen Initiative verstärkt auf die Fachkräftegewinnung für die Branche hinzuwirken, ein Thema das im Busbereich ebenso virulent ist wie in der Logistik. Mit dem Votum machten die anwesenden Busunternehmerinnen und Busunternehmer den Weg frei für ein Sonderbudget, mit dem unter anderem Maßnahmen für die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit durch den Mittelstand angestoßen werden sollen. Ziel ist es, zentral gesteuert durch den bdo neue Vorlagen für Werbemittel zu erstellen, die allen Mitgliedsunternehmen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, eine groß angelegte zentrale Kampagne soll es dagegen nicht geben. Flankiert werden soll das verstärkte Marketing von einem Hinwirken auf regulatorische Verbesserungen für den Einstieg in den Beruf.

Mobility Package vor der Verabschiedung durch die EU

Foto: Thorsten Wagner
Minister Scheuer zeigte Verständnis für die Bedürfnisse der Branche.

Der Verband warnte auf dem Kongress zudem eindringlich vor einer sich abzeichnenden Fehlentwicklung im europäischen Personenverkehr und erinnerte an die Rechte und Interessen der Reisenden sowie der Fahrerinnen und Fahrer im Personenverkehr, die sich grundlegend von denen der Logistik unterscheiden. Im Zuge des wichtigen ersten Teils des Mobility Package – unter anderem zu Lenk- und Ruhezeiten sowie zur Entsendung von Fahrern – sollen bereits mehrfach eingebrachte und sogar beschlossene sinnvolle Regelungen für den Personenverkehr wieder unter den Tisch fallen, um einen Kompromiss vor dem Ende der Legislaturperiode zu erreichen. Diese stünden bei einer nun angesetzten Abstimmung im Europäischen Parlament nicht mehr im Vorschlagspaket. Dieses Ausklammern diene aus Sicht der deutschen Busbranche einzig und allein dazu, "einen faulen Kompromiss zu finden, der über die tiefgreifenden Differenzen in Europa mit Blick auf den Güterverkehrssektor hinwegtäuscht." Dafür würden nun alle sinnvollen und notwendigen Regelungen für Fahrgäste, Beschäftigte und mittelständische Unternehmen im Personenverkehr geopfert. Minister Scheuer zeigte Verständnis für die Bedürfnisse der Branche. Er wisse „um Defizite eines solchen Kompromisses, nachdem Europa beim Thema auseinandergebrochen" sei. Jedoch schließe sich das Zeitfenster jetzt schnell, und dann müsse das ganze Thema noch im Juni komplett neu aufgesetzt werden. bdo-Präsident Karl Hülsmann warnte anschaulich davor, "Äpfel und Birnen mit Menschen zu verwechseln".

Neuauflage des PBefG in weiter Ferne

Ein weiteres Thema des Kongresses sowie der Eröffnungsrede des bdo-Präsidenten Karl Hülsmann ist die Novellierung des seit 2013 geltenden neuen Personenbeförderungsgesetzes (PBefG), das heute noch zu Unklarheiten und Rechtsstreitigkeiten führt. Hülsmann kritisierte das vor kurzem veröffentlichte Eckpunktepapier des BMVI als "nicht weitgehend genug" und die Neuauflage als einen "steinigen Weg auf dem Boden von Fairness und gleichen Bedingungen für den Mittelstand". Es dürften keine Fragen offenbleiben, hier habe man bei der letzten Novellierung „leidvolle Erfahrungen gemacht". So habe zum Beispiel eine Gesetzesfolgenabschätzung völlig gefehlt, wie Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonhard in einer Podiumsdiskussion zum Thema sagte. "Wenn wir in Zukunft noch eigenwirtschaftliche Verkehr haben wollen, muss das PBefG nachgebessert werden", so Hülsmann. Dies ist vor allem für die neuen Mobilitätsdienste wie Ridehailing und Ridepooling oder Mobility as a Service (MaaS) nötig, die ja gerade im Fokus der BUS2BUS standen.

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