VAG setzt Hybridbusse ein Sicherheit geht vor

Hochvoltwerkstatt Foto: Carsten Lange 4 Bilder

Die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft in Nürnberg setzt im Linienverkehr zwei Hybridbusse des Modells MAN Lion’s City Hybrid ein. Bei allen Arbeiten an den Fahrzeugen gilt: Sicherheit geht vor.

Für die VAG-Hybridbusse, die im Nürnberger Stadtverkehr eingesetzt werden, gibt es keine festen Routen. "Grundsätzlich ist jeder unserer Fahrer damit unterwegs", sagt Michael Sievers, Geschäftsbereichsleiter Buswerkstätten bei der VAG. Bereits 2001 hatte der Verkehrsbetrieb den ersten Hybridbus als Prototyp im Einsatz, seit 2012 befördert die VAG ihre Fahrgäste auch mit zwei MAN Lion’s City Hybrid, die Dieselmotor und Elektromotor kombinieren. Die VAG-Fahrzeuge verfügen über einen seriellen Hybridantrieb: Der Verbrennungsmotor dient nur zur Stromerzeugung für einen Generator, die Antriebsleistung fließt von der Generatoreinheit zur elektrischen Fahrantriebseinheit. Eine mechanische Verbindung zwischen Verbrennungsmotor und Antriebsachse gibt es nicht, der Hybridbus wird immer von den Elektromotoren angetrieben.

Die beim Bremsvorgang gewonnene elektrische Energie wird in sechs Ultracap-Modulen gespeichert, das sind Kondensatoren, die auf dem Dach des Busses Platz finden. "Das Umschalten in die verschiedenen Betriebsmodi erfolgt dann automatisch", sagt Uwe Bomke, Technischer Support Bus bei MAN Truck & Bus Deutschland.

Unsachgemäßer Umgang wird schnell lebensgefährlich

"Was die Störanfälligkeit angeht, sind die Hybridbusse genauso zuverlässig wie reine Dieselbusse. Grundsätzlich haben wir sehr gute Erfahrungen damit gemacht", berichtet Michael Sievers. Die Fahrer kämen damit ähnlich gut zurecht wie mit einem Dieselfahrzeug. Einziger Wermutstropfen aus seiner Sicht: Die Einsparungen an Dieselkraftstoff, die sich die VAG von den Hybridbussen erhofft hatte, fielen geringer aus als erwartet. Von Hochvoltfahrzeugen kann bei unsachgemäßem Umgang mit spannungsführenden Teilen eine lebensgefährliche Spannung ausgehen. Beim MAN-Hybridbus erfolgt zwar eine permanente Überwachung durch entsprechende Sicherungseinrichtungen wie Isolationsüberwachung und Potenzialausgleich. Dennoch werden bei der VAG alle, die mit den Hybridbussen zu tun haben, eingewiesen: Fahrer, Reinigungskräfte, Tankwarte, Mechaniker.

Zwei Werkstattmitarbeiter hat die VAG auf Hybridschulungen geschickt. In der VAG-eigenen Buswerkstatt werden bisher allerdings nur Standardarbeiten durchgeführt, alle Arbeiten an der Hybridtechnik übernimmt die Abteilung Bus des MAN-Servicebetriebs in Nürnberg. "Rund 50.000 Euro hat die Einrichtung der Hybridwerkstatt gekostet", sagt MAN-Werkstattmeister Horst Schäfer. "Spezialwerkzeuge für Diagnose und Instandhaltung mussten angeschafft werden und Mitarbeiter spezielle Schulungen durchlaufen", erklärt Ralf Unterberg, Leiter Servicebetriebe der MAN-Vertriebsregion Südost. Alle Mechaniker, die in der Nürnberger MAN-Werkstatt arbeiten, haben eine Online-Einweisung für Hybridbusse erhalten. Drei von ihnen sind zusätzlich geschult für Diagnose und Arbeiten unter Spannung.

Mitarbeit nur bei spezieller Schulung

"Ein Mechaniker darf nur an dem Busmodell arbeiten, für das er speziell geschult wurde", sagt Horst Schäfer. Er selbst hat alle notwendigen Hochvolt-Lehrgänge für den MAN-Hybrid absolviert, beispielsweise eine fünftägige Schulung im Bereich Diagnose oder einen Tageslehrgang, bei dem es nur um den Tausch von Steckern ging. "Man kann mit 14 Tagen Schulung rechnen, ehe ein Mitarbeiter am Hochvoltsystem des Busses arbeiten darf", sagt Horst Schäfer. Kommt ein VAG-Bus mit Reparaturauftrag in die Werkstatt, entscheiden die Busmeister, was mit dem Fahrzeug weiter geschieht und wer von den Mitarbeitern daran arbeiten darf. Es folgt eine Fehlerdiagnose mit dem MAN-Diagnosetool MAN-Cats.

Anschließend ist der wichtigste Schritt das sogenannte Freischalten: Das Fahrzeug wird vollständig spannungsfrei gemacht. Nach den Reparaturen werden Isolations- und Potenzialausgleichsmessungen durchgeführt, anschließend erfolgt das Aufschalten, das Anschließen der Hochvoltleitungen an die Hochleistungskondensatoren. Schließlich wird ein weiteres Mal auf Fehlermeldungen geprüft. "Gegenüber Hochvolt darf man keine Routine entwickeln, sondern muss Respekt haben. Sicherheit geht vor, der Eigenschutz und der Schutz von Dritten haben Vorrang", betont Schäfer.

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