VDV und Allianz pro Schiene stellen ein bundesweites Programm zur Reaktivierung von Eisenbahnstrecken vor – mit Karte und Erläuterungen.
„Die Schiene kommt zurück in Regionen, die lange verwaist waren“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) informierten die Verbände über eine wachsende Bereitschaft für die Reaktivierung von Strecken im deutschen Schienennetz.
Laut Deutschland-Karte der Allianz pro Schiene wurden zwischen 1994 und 2019 insgesamt 359 Kilometer für den Güterverkehr und 827 Kilometer an Verbindungen für den Personenverkehr wieder in Betrieb genommen. Sowohl beim Güter-, wie auch beim Personenverkehr seien deutlich mehr Strecken abbestellt als reaktiviert worden. Insgesamt hat das Schienennetz derzeit eine Streckenlänge von rund 38.500 Kilometern, im Jahr der Bahnreform waren es noch 44.600 Kilometer. „Dieser Schrumpfprozess muss endlich gestoppt werden“, fordert Flege.
Eine umfangreiche Liste mit Reaktivierungsvorschlägen des VDV zeigt 186 Strecken mit 3.072 Kilometern Länge auf. VDV-Präsident Wortmann sieht in Reaktivierungen ein besonders einfaches Instrument, um die Nachfrage nach mehr Schienenverkehr schnell zu erfüllen. Gründe für Vorschläge könnten etwa sein: nicht mehr erschlossene Mittel- und Unterzentren anzubinden, Netzlücken zu schließen, das Straßennetz in überlasteten Ballungsräumen zu entlasten oder Umgehungsmöglichkeiten für störungsanfällige Eisenbahnknoten zu schaffen.
„Zunehmend werden stillgelegte Verbindungen reaktiviert, weil die Bürger für ihre Fahrten und Unternehmen für ihre Gütertransporte den Eisenbahnverkehr wollen“, betonte Flege. „Eine von der Bundesregierung beauftragte Studie belegt zudem, dass die Reaktivierung von Schienenstrecken aus Umweltgründen sinnvoll ist“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann. In den letzten Jahren habe es bereits eine Reihe erfolgreicher Reaktivierungsbeispiele gegeben, etwa in Niedersachsen, Hessen oder Baden-Württemberg. Flege betonte: „Dem müssen nun die noch zögerlichen Bundesländer folgen.“
Matthias Gastel, Mitglied des Bundestages (Grüne), und Sprecher für Bahnpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion sagt zum vorgestellten Programm: „Die Bahnverbände senden mit ihrem Programm zur Reaktivierung von Eisenbahnstrecken ein wichtiges verkehrspolitisches Signal.“ Bereits Ende April habe der Baden-Württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann 41 Strecken vorgestellt, die im Ländle grundsätzlich für eine Reaktivierung in Frage kommen könnten. „Wenn das Angebot stimmt, werden Reaktivierungen zum Selbstläufer.“