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Überfall Räuber setzen Gas ein

Lkw und Pkw auf einer Autobahn Foto: Alev Atas/ETM

Opfer eines Überfalls zu werden, ist der Albtraum eines jeden Fernfahrers. Unbekannte haben in Niedersachsen sieben Fahrer nachts ihrer persönlichen Habe beraubt. Dabei sollen sie ein Betäubungsgas eingesetzt haben.

Die Zahl der Fälle, in denen Lkw-Fahrer mit Gas betäubt und dann beraubt wurden, mehren sich. Das letzte Opfer einer Serie war ein 38-jähriger Lkw-Fahrer, der sein Fahrzeug auf dem Weg in Richtung Berlin auf dem Parkplatz der Raststätte Lehrter See an der A 2 abgestellt hatte. Er hatte sich in der Fahrerkabine schlafen gelegt und wachte am nächsten Morgen benommen auf. Fahrzeugpapiere, Geld und Handy waren weg, die Lkw-Tür aufgebrochen. Die alarmierte Polizei entdeckte ein beschädigtes Türgummi und geht davon aus, "dass der oder die Täter zunächst ein unbekanntes Betäubungsmittel in den Lkw leiteten und anschließend die Fahrertür aufbrachen", so der Bericht, in dem die Polizei Hannover um Mithilfe bittet und Zeugen sucht.

Ein weiterer Fahrer kam mit dem Schrecken davon: Er hatte seinen Lkw zehn Meter weiter geparkt. Auch dort fanden die Polizeibeamte Beschädigungen an Gummidichtung und Fahrertür. Der 29-Jährige hatte in der Nacht zwischen zwei und drei Uhr nachts Geräusche an seinem Fahrzeug wahrgenommen. Vermutlich bemerkten dies die Kriminellen und suchten das Weite. In der Nacht zuvor war es auf einem Parkplatz an der Raststätte Bockenem an der A 7 zu fünf ähnlichen Taten gekommen. Von den Tätern fehlt jede Spur. "Von solchen Fällen hört man öfter als früher", sagte Prof. Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), zu trans aktuell. Beunruhigend sei, dass es sich um Angriffe mit Gas handele, das schwierig zu dosieren sei. Es bestehe die Gefahr, dass die Gesundheit des Fahrers in Mitleidenschaft gezogen werde. Solche Gasangriffe könnten nämlich durchaus lebensbedrohlich sein.

Organisierte Banden sind am Werk

Schmidt vermutet, dass es sich bei den Tätern um organisierte  Banden handelt, die sich ihre Opfer gezielt aussuchen. Da es sich bei dem Diebesgut um Handy und Brieftasche des Fahrer handelt, tippt er darauf, dass es sich nicht um deutsche Täter handelt: "Die würden sich damit nicht zufrieden geben." Grundsätzlich würden nur umzäunte Gelände mit Ein- und Ausfahrtsschranke für Abhilfe sorgen, meint der BGL-Mann. Das sei aber flächendeckend kaum umzusetzen.

Außerdem könnten so wiederum Haftungsansprüche von Verladern und Versicherern geltend gemacht werden, sollte ein Fahrer aufgrund von Platzmangel oder Zeitnot einen anderen Halteort aufsuchen müssen. Schmidts Empfehlung: "Es dürfen keine entlegenen Parkplätze ohne Rasthaus angefahren werden." Angesichts von insgesamt gesehen viel zu wenigen Parkplätzen, ist das leichter gesagt als getan. Das weiß auch er. Trotzdem sollten sich die Fahrer nach Möglichkeit nur gut beleuchtete große Autobahnraststätten und Autohöfe aussuchen. Die Vorfälle zeigten auch: "Wir brauchen deutlich mehr Polizeipräsenz als das heute noch der Fall ist", resümiert Schmidt.

Lesen Sie hier, wie die Niederländer ihre Lkw-Parkplätze sicherer machen.

Nicht den Helden spielen

Nach den jüngsten Überfällen geht unter Lkw-Fahrern die Angst um. In Internet-Foren diskutieren sie, welche Schutzmaßnahmen sinnvoll sind und geben sich gegenseitig Tipps. So schützen sich die Fahrer zum Teil mit einem Spanngurt zwischen den beiden Türen der Fahrerkabine gegen Einbruch. Es gibt aber auch im Handel Türsicherungen zu kaufen.

Als weiteres Mittel wird in den Kommentaren im Internet auch ein mobiler Gaswarner empfohlen, der nicht nur vor Propan und Butan sowie Kohlenmonoxid warnen kann, sondern angeblich auch vor K.o.-Gas. Hilfreich seien auch Arbeitsscheinwerfer am Führerhaus sowie Bewegungsmelder, heißt es. Wenn die Dachluke oder ein Fenster einen Spalt weit geöffnet sei, könne sich das Gas schneller verdünnen.

Schließlich mache es keinen Unterschied, durch welche Öffnung Gas eingeleitet werde. Für den Fall, dass es auffällige Vorkommnisse gebe, solle die Polizei angerufen werden. "Ein Heldentod nützt niemandem", schreibt ein Forumsmitglied.

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