Vergleichstest Top-Kabinen: Sechs Lkw müssen sich beweisen

Vergleichstest Top-Kabinen
Sechs Lkw müssen sich beweisen

Ein halbes Dutzend Prachtskarossen tritt zum Kräftemessen an. Es ist die Bewährungsprobe für gleich zwei Novizen: den brandneuen Actros sowie den F-Max von Ford Trucks aus der Türkei.

Kabinenvergleich
Foto: Karl-Heinz Augustin

Wer zieht das große Los? Sechs ganz verschiedene Charaktere treten zu einem Vergleichstest an, der aktueller nicht sein könnte. Beweisen muss der neu aufgelegte Actros, dass der Ausflug seines Innenlebens in die Gefilde des Digitalen das hält, was Mercedes für die neuen Displays samt Mirrorcam verspricht. Verraten sei zu Beginn so viel: Auf ganzer Linie gelingt das nicht. Beweisen muss auch der neue Ford F-Max aus der Türkei, dass er das Rüstzeug hat, in Europa festen Fuß zu fassen. Hier gilt: Es ist erstaunlich, wie gut das Fahrzeug dieses Ziel sozusagen auf Anhieb trifft. Als Drittjüngster im Bunde des Test-Sextetts fährt der neue Scania mit S-Kabine vor. Der 2016 frisch inthronisierte King of the Road: Schafft er es, beim Vergleich dieser Topkabinen die erste Geige zu spielen? Mit dem Renault T in Maxispace-Façon steht schließlich ein weiterer moderner Vertreter in den Startlöchern, dem es vom Design bis hin zum Innenleben an Originalität nicht mangelt. Dieser Charakterkopf mit seinen vielen Eigenwilligkeiten tanzt ganz gern mal etwas aus der Reihe – und ist unzweifelhaft eine Bereicherung der Lkw-Landschaft. Zwei wahrhaft alte Meister sind auch mit von der Partie. Nicht nur die Verkaufszahlen zeigen, wie gut sie sich gehalten haben. Da fährt ein MAN in XXL beileibe nicht nur beim Kabinenvolumen immer noch vorn mit. Erst recht gilt das für den DAF XF mit Super Space Cab, der den Auftakt der detaillierten Inspektion eines jeden der Kandidaten gleich auf der nächsten Seite macht.

DAF XF mit Super Space Cab bleibt unübertroffen

Ist das die Gelassenheit des Alters? Mit kräftigem Strich gezeichnet, trägt der DAF XF in Gestalt der Super Space Cab die vergnügteste Miene aller zur Schau. Das Fahrerhaus geht in seinen Grundfesten auf die späten 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück und hat schon einiges an Tapetenwechseln erlebt. Äußerst gut getan hat dem Gemäuer vor ein paar Jahren der Umbau der Tür im Zuge der Einführung von Euro 6. Vorbei waren damit die Zeiten von Dreiecksfenster, Trittplatten-Bremspedal und der umständlichen Bedienung der Motorbremse. Geblieben sind aber Nachteile wie das bauchige, raumgreifende Mittelstück des Armaturenträgers oder die in Drehschalter und Lenkstockhebel gesplittete Bedienung der Automatik. Aber auch wenn die Luken der Außenstaufächer wenig Format haben und ein Rückwandmodul à la Einbauschrank für den DAF nicht zu haben ist, gilt für den Stauraum des Holländers im klassischen Sinn: Da bleibt der Altmeister DAF mit Super Space Cab nach wie vor unübertroffen. Vorbildlich ist gerade das Arrangement an zusätzlichen Fächern direkt unter der Liege. Der DAF teilt mit dem Renault allerdings das Manko, dass keine mittige Kommode im Flur zu finden ist. Immerhin kann er aber eine Schale auffahren, die deren Funktion teilweise übernimmt.

Insgesamt ist es guter Durchschnitt, was den Fahrer an Ablagen umgibt. Der mächtige Vorbau des Mittelteils der Armaturen, der auch einen stabilen Ausziehtisch parat hält, schränkt die Bewegungsfreiheit im gleichwohl riesigen Gehäuse dann aber doch ein wenig ein. Beim Öffnen der Tür fällt auf, dass als Relikt vergangen geglaubter Zeiten die Klinke mit ihrem unpraktischen Innenschnapper noch immer vorhanden ist. Der Einstieg wiederum ist der niedrigste im gesamten Testfeld. Beim Aussteigen aber heißt es aufpassen. Denn die Stufe, die der Fuß beim Abstieg als erste anzupeilen hat, verfügt nicht über einen Versatz nach außen. Besonders bei Nässe heißt es da, die Sohle sorgfältig zu setzen. Sonst aber ist der DAF gut auf der Höhe der Zeit und hat ja auch – etwa mit den zwei Rollboxen unter dem Bett oder der Türverriegelung namens Nightlock – hin und wieder Maßstäbe gesetzt, an denen sich viele bis heute ein Beispiel genommen haben. Herausragend sind nicht zuletzt die fahrerischen Qualitäten des DAF. Sie nehmen heute immer noch einen Spitzenplatz ein. Die mit etwas sportlicher Note versehene, fahraktive Auslegung von Chassis und Kabine ist seit jeher eine der Stärken der Holländer. Bestnoten bekommt der DAF deshalb auch für seine ausgezeichnete Straßenlage. Dass hinter dem Konzept des DAF Leute mit praktischem Verstand stecken, zeigen Details wie die gut gelöste Einstellung des Tempomaten oder der Stoff der Vorhänge, die das Licht zuverlässig draußen halten.

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Karl-Heinz Augustin
Was die Aufteilung des Stauraums angeht, sind und bleiben die Holländer anerkannt große Meister.

Dass der DAF andererseits einige Jahre auf dem Buckel hat, ist im Innern zum Beispiel auch an der Bedienung des Bordcomputers abzulesen. Dafür braucht es sowohl den dicken Knubbel im Armaturenträger als auch die Lenkradtasten. Immerhin hat inzwischen eine moderne Mimik die vordem umständliche Bedienung der Klimatisierung abgelöst. In Sachen Sicherheit kann der DAF bis hin zu Fahrerairbag oder dynamischem Kurvenlicht als auf der Höhe der Zeit gelten. EABS bremst jetzt auch bei stationären Zielen bis zum Stillstand.

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