Schrullig ist er in der Tat, der Kleine. Denn wie so oft gilt auch beim neuen Combo: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Beim ersten Kontakt mit dem Combo überwiegt aber definitiv Ersteres. Das ist schon eine Schau, womit der Franzose, Pardon: Rüsselsheimer da aufwartet. Der Testwagen schmückt sich zwar nicht gerade mit aufwendig hinterschäumten Materialien im Innenraum, pflegt also eher den Hartplastik- Chic mit einer Rückwand, durch die jeder Schraubenkopf in den Innenraum ragt, bringt dafür aber jede Menge Elektronik mit, die dem Fahrer das Leben leichter machen soll. Ein richtig großes Display zeigt mittig im Armaturenträger die zeitgemäß designte Bedienoberfläche des integrierten Infotainmentsystems, aber auch Apple Carplay und Co. an. Manko hier: Informationen wie beispielsweise die Außentemperatur sind nur dort zu finden. Apple sieht dies aber nicht vor. Wer also wissen will, wie warm oder kalt es draußen ist, muss relativ aufwendig erst ins normale System zurückspringen – oder fasst die Seitenscheibe an. Bei diesem Display bleibt es allerdings nicht.
Head-up Display erspart Blick auf Tacho
Wer den Blick zur Straße wendet, sieht einen weiteren Bildschirm. Mit dem Head-up-Display steht der Combo in seinem Segment ziemlich alleine da. Die Informationen auf dem "HUD" sind übersichtlich und vor allem nicht überfrachtet portioniert. Das erspart in den meisten Fällen den Blick auf den Tacho. Ein Scherflein mehr Übersicht versprechen auch die optionalen Zusatzkameras, die der Testwagen aber leider vermissen lässt. Zum Einparken genügen die Piepser vollkommen und gehören allein schon im Sinne der Gesamtbetriebskosten in jeden Transporter. Die Kameras gehen aber noch einen Schritt weiter. Eine Rückfahrkamera kennt jedes Kind. Der Combo hat zudem eine seitliche Kamera, die den Bereich rechts vom Fahrzeug auskundschaftet. Klingt nach einem netten Komfortextra. Tatsächlich offenbart sich aber bei den beiden Punkten HUD und Kameras eine Schwäche des Combo: Die Sicht ist nämlich nicht optimal. Nach vorn steht das Kombiinstrument relativ tief. Wer also einen Blick auf den Tacho werfen will, schaut schon ziemlich von der Straße weg. Das HUD hilft, ist aber nicht Serie. Gravierender ist aber die katastrophale Sicht zur Seite. Im toten Winkel auf der Beifahrerseite verschwindet locker ein 3,5-Tonner. Die Kamera ist also tatsächlich eher Prothese als Komfortspielerei. Natürlich: Große Spiegel sehen nicht so chic aus. Wirklich klein sind die Öhrchen des Combo auch nicht. Ein kleines Bisserl mehr oder ein gehöriges Update an der Optik tun aber dringend not, gerade im Kastenwagen ohne Seitenfenster im Fond.
Auch die Ergonomie lässt ein wenig den Eindruck entstehen, als hätten die Designer den Combo nicht unbedingt mit dem gewerblichen Fahrer im Fokus entwickelt. So stellt sich die Schaltkonsole als harter Gegner fürs rechte Knie heraus. Eine Polsterung fehlt, dafür stößt das Knie immer wieder beim Einsteigen dagegen und ruht auch auf langen Strecken nicht gerade sanft. Die Sitze sind trotz der festen Rückwand ausreichend einstellbar. Doch die Sitzfläche fällt ein wenig kurz aus. Für die Fahrt in den Kindergarten ist das kein Problem, auf langen Kuriertouren schon eher. Dafür hat Opel beim Raumgefühl ganze Arbeit geleistet.
Sportliche Fahrweise ist dem Combo ein Graus
Der Combo wirkt durchaus luftig, auch mit Beifahrer. Etwas mehr Luft könnte dafür der Motor vertragen. 130 Pferde stehen auf der Habenseite. Allerdings tut sich das Motörchen recht schwer, allesamt in den Galopp zu treiben. Stattdessen wirkt der Diesel vor allem im unteren Drehzahlbereich sehr zugeschnürt. Das zeigt sich einerseits an der Ampel in einem zähen Antritt, andererseits will er auch obenrum nicht so recht in Richtung Höchstgeschwindigkeit rennen. Damit einher gehen eigenartige Schaltempfehlungen, die immer einen Tick mehr Drehzahl vorgeben als erwartet. So lechzt die Elektronik beim Beschleunigen aus Tempo 100 noch nach dem dritten Gang. Entsprechend groß ist dann auch der Durst. Im Testmittel genehmigt sich der Combo statt der Werksangabe von 4,6 Litern satte 6,2 Liter Diesel. Auf der mit streichelndem Gasfuß gefahrenen Verbrauchsrunde liegen noch 5,4 Liter an. Immerhin passt die Fahrwerksabstimmung zum Motor. Sportliche Fahrweise ist dem Combo ein Graus. So artet es in echte Arbeit aus, den Kastenwagen flott um kurvige Landstraßen zu zirkeln. So gesehen gibt der Opel also eher den entspannten Genießer als den hektischen Kurier. Und dann passt auch das Gesamtbild wieder.