Timocom-Übersicht: Kapazitätsrückgang in Deutschland

Timocom-Übersicht
Kapazitätsrückgang in Deutschland

Laut der Frachtenbörse Timocom zeichnet sich der deutsche Transportmarkt im dritten Quartal 2025 durch Frachtplus und weiteren Kapazitätsrückgang aus. In puncto Laderaum gibt es drei Spitzenreiter.

Kapazitätsrückgang in Deutschland
Foto: Timocom

Im dritten Quartal des laufenden Jahres verzeichnet Timocom eine große Verschiebung im europäischen Transportmarkt. Demnach steigt die Transportnachfrage um 25 Prozent, während sich das Laderaumangebot in drei osteuropäische Hubs verschiebt. Auch zum deutschen Binnenmarkt gibt es aktuelle Erkenntnisse.

Abnahme des Binnenverkehrs

Demnach verzeichnete Timocom im deutschen Markt ein deutliches Frachtenplus von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Wobei aufällig sei, dass der Anteil des Binnenverkehrs in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen habe und im dritten Quartal 2025 erstmals weniger als die Hälfte aller deutschen Transportnachfragen ausmache.

Im dritten Quartal setzte sich zudem der Kapazitätsrückgang fort: In der Frachtenbörse gab es demnach 15 Prozent weniger Laderaumangebote von deutschen Unternehmen als noch im Vorjahreszeitraum. Die Transportpreise innerhalb von Deutschland haben in den vergangenen Monaten etwas zugelegt, allerdings lagen die Preisvorstellung der Transportdienstleister konstant über denen der Auftraggeber lagen. Konkret bewegten sich die Angebotspreise der Frachtanbieter im dritten Quartal zwischen 1,56 und 1,90 Euro pro Kilometer, während Transportdienstleister Preise zwischen 1,69 und 2,06 Euro pro Kilometer boten.

Frachtrouten zwischen Deutschland und Westeuropa erstarken

Bei den Top-Wachstumsrelationen spiegeln sich laut der Analyse die europäischen Entwicklungen wider: Die Frachtrouten zwischen Deutschland und den westlichen Nachbarländern Frankreich, Belgien und Niederlande nahmen jeweils in beide Richtungen an Bedeutung zu. Außerdem überraschte Spanien als starker Abnehmer deutscher Frachten und Polen als stärker werdendes Herkunftsland von Frachten.

Europäischer Transportmarkt: Lkw-Volumen vor allem in Osteuropa

Der europäische Spotmarkt zeigt im dritten Quartal 2025 eine bemerkenswerte Entwicklung: Während die Transportnachfrage wächst, stagniert das Laderaumangebot und die Preise steigen nur moderat. Hintergrund ist, dass der Nachfragezuwachs vor allem auf einer wirtschaftlichen Erholung in Westeuropa beruht, während sich das verfügbare Lkw-Volumen zunehmend in Richtung Osteuropa verlagert.

Westeuropa befeuert die Transportnachfrage

Die Zahl der Frachtangebote insgesamt nahm laut Timocom im dritten Quartal 2025 weiter zu und stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 25 Prozent.

„Dafür gab es zwei wesentliche Treiber: In großen süd-westeuropäischen Märkten setzte eine wirtschaftliche Erholung ein, darunter Frankreich, Spanien und Italien. Sie boten im dritten Quartal 2025 deutlich mehr Frachten am Spotmarkt an als noch vor einem Jahr“, sagt Gunnar Gburek, Head of Business Affairs bei Timocom. „Gleichzeitig sehen wir starke Wachstumsmärkte in Osteuropa, allen voran Polen, die eine entscheidende Verschiebung der Kapazitäten bewirken.“

Das Lkw-Laderaumangebot im europäischen Straßengüterverkehr blieb im 3. Quartal laut Timocom auf Vorjahresniveau, im Detail gab es aber laut Gburek eine dramatische Entwicklung: „In einzelnen Märkten kam es zu massiven Kapazitätseinbrüchen, die von anderen Märkten aufgefangen wurden. Wir erkennen eine klare Verschiebung in Richtung einzelner Kapazitätszentren.“

Drei Kapazitätsschwerpunkte in Osteuropa - das ist der Spitzenreiter

Mit einem weiteren Wachstumsschub von 35 Prozent haben sich demnach in Litauen ansässige Firmen an die Spitze der drei größten Laderaummärkte gesetzt. Damit sei Litauen nicht nur der größte, sondern auch der konstanteste Anbieter von Laderaum im europäischen Spotmarkt. Den zweitgrößten Anbietermarkt bildeten polnische Unternehmen, obwohl ihr Laderaumangebot zuletzt zurückging und schließlich Unternehmen aus Rumänien, deren Laderaumangebote in der Timocom Frachtenbörse im 3. Quartal um 27 Prozent gestiegen ist.

Gburek: „Bei polnischen und rumänischen Unternehmen beobachten wir seit zwei Jahren große Bewegung. Die Anzahl der Laderaumangebote ist sehr hoch, stehen dem europäischen Markt aber nicht mehr dauerhaft in voller Höhe zur Verfügung. Ursache dafür dürfte sein, dass die Wirtschaft der beiden Länder wächst beziehungsweise sich erholt und das sehen wir an den zunehmenden Frachtangeboten in beiden Ländern. Für die Fuhrunternehmen bedeutet das, dass sie die eigenen Lkw und vor allem ihre Fahrer ebenso gut im näheren Umfeld einsetzen können und nicht bis nach Westeuropa schicken müssen, um Geld zu verdienen.“

Transportpreise steigen trotz hoher Nachfrage nur verhalten

Die Transportpreise im europäischen Spotmarkt sind in den vergangenen zwei Jahren kontinuierlich gestiegen. Im 3. Quartal 2025 lagen die durchschnittlichen wöchentlichen Angebotspreise der Auftraggeber zwischen 1,43 und 1,67 Euro pro Kilometer. Im selben Zeitraum lagen die Angebotspreise der Auftragnehmer zwischen 1,49 und 1,68 Euro. Damit lagen die Angebotspreise von Frachtanbietern und Transportdienstleistern in Europa zuletzt ungewöhnlich nah beieinander.

„Die Preisentwicklung ist insgesamt moderater als die Marktlage vermuten lässt“, sagt Gunnar Gburek. „Ein wesentlicher Grund ist, dass die Kapazitätsverknappung der westeuropäischen Unternehmen von osteuropäischen Wettbewerbern aufgefangen werden. Und mit Blick über den Spotmarkt hinaus lässt sich sagen, dass der enorme Preisdruck auf den Transportmarkt zu einer strategischen Neuausrichtung vieler Speditionen führt. Das beinhaltet sowohl die Spezialisierung als auch die Fokussierung auf höherwertige Segmente im Westen und auf wirtschaftspolitisch attraktive Märkte im Osten.“

Ausblick: Konsumbelebung verstärkt Druck

Die Timocom Prognose: Im vierten Quartal 2025 bleibt der Druck auf die Kapazitäten im Spotmarkt hoch, insbesondere wenn der staatliche und private Konsum wie prognostiziert anzieht. „Wenn die Nachfrage selbst in den Sommermonaten nicht maßgeblich zurückgeht, wird sich dies in den Herbsttagen und vor Weihnachten sicher nicht ändern. Die Frachtführer können dem 4. Quartal im Spotmarkt optimistisch entgegensehen, die Auftraggeber müssen mit höheren Preisen rechnen“, sagt Gunnar Gburek. „Allerdings werden trotz guter Auftragslage und steigenden Transportpreisen kaum neue Kapazitäten auf den Markt kommen. Noch ist die Unsicherheit bezogen auf einen stabilen Aufschwung viel zu groß, um in Fahrzeuge und Personal zu investieren.“