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Olligschläger neuer BWVL-Chef Entscheidungen im Zeichen von Corona

Foto: BWVL

Markus Olligschläger ist als neuer BWVL-Hauptgeschäftsführer gleich mit einer Ausnahmesituation konfrontiert.

Corona stellt alles auf den Kopf. Unternehmen und Verbände müssen strikten Anweisungen zum Gesundheitsschutz folgen, Veranstaltungen absagen oder verschieben, von Besuchen und Reisen absehen und bei alldem versuchen, den Geschäftsbetrieb – so weit es geht – aufrechtzuerhalten. Wer sich in dieser Ausnahmesituation noch in ein neues Aufgabengebiet einarbeiten muss, steht vor einer doppelten Herausforderung.

So wie Markus Olligschläger. Eben erst hat der 55-Jährige die Hauptgeschäftsführung im Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) übernommen. Wenige Wochen später schon muss er im Zeichen von Covid-19 mit BWVL-Präsident Jochen Quick bereits weitreichende Entscheidungen treffen, die bei seinem Amtsantritt zu Jahresbeginn noch überhaupt nicht absehbar waren.

BWVL verschiebt Dialogforum in den Oktober

Um welche Entscheidungen geht es? In dieser Woche hätte in Berlin das diesjährige Dialogforum des Verbands mit dem Titel „Logis­tics for Future“ stattfinden sollen. Doch je stärker sich das Virus ausbreitete und je mehr Veranstaltungen wackelten, desto deutlicher wurde auch den BWVL-Verantwortlichen, dass das Dialogforum am 26. März nicht mehr zu halten wäre. Am 13. März informierten sie ihre Mitglieder darüber. Dass das Schreiben ausgerechnet an einem Freitag, dem 13., formuliert und verschickt wurde, ist vielleicht passend zur Corona-Dramatik, in dem Fall aber eher Zufall.

Olligschläger trägt es mit Fassung, dabei hätte der Termin für ihn eine besondere Bedeutung gehabt. Beim traditionellen Get-together am Vorabend hätte er den Mitgliedern und Gästen eigentlich offiziell vorgestellt und sein Vorgänger Christian Labrot gebührend verabschiedet werden sollen. „Für mich wäre das eine tolle Gelegenheit gewesen, mit vielen Menschen bekannt zu werden und mich auszutauschen“, sagt der frischgebackene BWVL-Hauptgeschäftsführer.

Doch die Verantwortung für die Gesundheit von Mitgliedern und Mitarbeitern war wichtiger. Froh ist Olligschläger aber darüber, dass es seinem Verband gelungen ist, Gästen und Mitgliedern in Verbindung mit der Absage gleich einen konkreten Ausweichtermin zu nennen. Viele Organisationen hätten ihre Events ersatzlos gestrichen, ohne neu zu terminieren. Die Tagung wird nun im Umfeld des IRU-Weltkongresses am 21. und 22. Oktober ebenfalls in Berlin stattfinden. Angedacht ist, das Dialogforum in ein Webinar-Angebot zu überführen und am 22. Oktober dann lediglich die Mitgliederversammlung abzuhalten.

BWVL im Krisengespräch mit dem BMVI

Doch wer mit Logistik zu tun hat, versteht sich aufs Umdisponieren und kann sich auf neue Gegebenheiten einstellen. So auch der Rheinländer Olligschläger, der im Angesicht von Corona die Prioritäten nun neu sortieren muss. Statt einer geordneten Einarbeitung ist Krisenmanagement gefragt. Nicht nur der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Steffen Bilger (CDU), wollte von den großen Branchenverbänden wissen, wie die Versorgung der Wirtschaft und der Bevölkerung aufrechterhalten werden kann, auch andere Behörden und Organisationen warteten auf Handlungsempfehlungen. Darauf galt es sich vorzubereiten und sich als Verband zu positionieren.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Innerhalb kürzester Zeit haben alle Branchenverbände entsprechende Forderungen verfasst. In Teilen gibt es Übereinstimmung, etwa bei der bereits in die Wege geleiteten Lockerung des Sonntagsfahrverbots. In Teilen weichen die Vorstellungen aber auch voneinander ab – beziehungsweise sind so nur vom BWVL formuliert. Als Beispiele nennt Wirtschaftsjurist Olligschläger die temporäre Lockerung der Lenk- und Ruhezeiten in Kombination mit einer ebenfalls vorübergehenden Liberalisierung der Kabotage sowie einer Lockerung der Berufskraftfahrer-Qualifizierung (siehe Kasten).

BWVL vertritt Verlader, Werkverkehre und Speditionen

Denn trotz aller Bemühungen der Bundesverbände, bei wichtigen Themen gemeinsam Flagge zu zeigen – „mitunter müssen wir auch die Unterschiede zu anderen Verbänden zeigen“, betont Olligschläger. Das gilt zum Beispiel auch bei Punkten im Zusammenhang mit dem EU-Mobilitätspaket, etwa der Entsendung von Arbeitnehmern. Der BWVL begründet dies mit der unterschiedlichen Klientel, die er vertritt. Er repräsentiert Werkverkehre aus Industrie und Handel genauso wie Verlader und gewerbliche Speditionen. „Durch diese Mitgliederstruktur haben wir als Verband auch ein besonderes Potenzial“, ist der neue Chef der BWVL-Hauptamtlichen überzeugt. Im Hinterkopf hat er auch schon einige Ideen, wie er diese Potenziale heben kann.

Die besondere Klientel mag für ihn teilweise noch Neuland sein, die Branche nicht und die Verbandsarbeit erst recht nicht. 16 Jahre lang war der Rheinländer für den Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) beziehungsweise eine seiner Vorgängerorganisationen, die Vereinigung Deutscher Kraftwagenspediteure (VKS), tätig und leitete dort den Bereich nationaler Straßengüterverkehr sowie als Geschäftsführer der DSLV Wirtschaftsgesellschaft auch die unternehmerischen Aktivitäten des Verbands.

Doch was genau ist der Reiz an der Verbandsarbeit? Olligschläger muss nicht lange überlegen. Die Arbeit in einer Lobbyorganisation habe für ihn den Charme, dass er Mitgliedern, aber auch der Politik Orientierung geben könne. „Wir verstehen uns als Lotsen, die Unternehmen durch die Untiefen aktueller Themen steuern – seien es das EU-Mobilitätspaket, Neuerungen bei den Sozialvorschriften, die CO2-Gesetzgebung, Mautentwicklungen oder alternative Antriebe“, erläutert er.

Olligschläger will Informationen verständlich vermitteln

Sein Anspruch besteht darin, dass der Themenaustausch in beide Richtungen erfolgt. Gegenüber der Politik versteht Markus Olligschläger sich als Sprachrohr der Mitglieder. Gegenüber den Unternehmen wiederum möchte er kommunizieren, was der Gesetzgeber vorbereitet – und das Ganze so komprimiert und verständlich wie möglich. Der Komplexitätsreduktion von Sachverhalten“. Sie sei dem Umstand geschuldet, dass Unternehmen sich neben ihrem Kerngeschäft nicht intensiv in alle neuen Themen einarbeiten könnten und daher dankbar über schnelle und dennoch belastbare Informationen aus der BWVL-Zentrale in Bonn oder der Dependance in Berlin seien.

Der direkte Draht zu den Unternehmen liegt Olligschläger hier am Herzen. Die Struktur des BWVL als Direktverband begünstige einen solchen dauerhaften und unkomplizierten Austausch, sagt er und weist auf seine Erfahrung in der VKS hin, die ebenfalls zentral organisiert war und direkt mit den Mitgliedern kommunizierte.

Kommunikationsscheu darf man in dieser Funktion freilich nicht sein. Doch dieser Eindruck entsteht im Gespräch mit dem neuen Chef der BWVL-Büros auch nicht. Ebenso wichtig ist es ihm, mit jedem Personenkreis auf Augenhöhe zu kommunizieren – und vor allem verständlich. Der Familienvater weiß, wovon er spricht: In seiner DSLV-Zeit schulte er an unzähligen Samstagen bundesweit mehr als 2.500 Fahrer und brachte ihnen Lenk- und Ruhezeiten, den digitalen Tachografen und vieles andere nahe. „Diese Erfahrung war für mich einmalig“, sagt er, auch um ein Gespür für die Themen der Fahrer zu entwickeln. „Ich will nicht den Eindruck erwecken, im Elfenbeinturm zu sitzen.“

In der Freizeit mit den Hunden raus in die Natur

Raus zu den Menschen, aber auch in die Natur zieht es den Sohn einer Unternehmerfamilie aus dem Textileinzelhandel auch in seiner Freizeit. In Irland, einem seiner Lieblingsländer, schätzt er die Offenheit, Herzlichkeit und Zugänglichkeit des dortigen Menschenschlags. „Die Leute nehmen sich füreinander Zeit, eine Hektik, wie ich sie im Schmelztiegel Nordrhein-Westfalen mit seinen 19 Millionen Einwohnern erlebe, ist dort nicht spürbar.“

Dort kann er abschalten und neue Kraft tanken. Abschalten kann er aber auch im Kreis der Familie. Sie umfasst nicht nur seine Frau und seine 18-jährige Tochter. „Zur Familie zähle ich auch meine zwei Hunde“ – ein Pudelpointer und ein Mischling aus Pudel und Terrier aus Rumänien. Doch die Liebe zur Natur geht noch weiter und umfasst bei Familie Olligschläger weitere Tierarten als Hunde. „Ich bin auch noch Hilfsimker“, umreißt Markus Olligschläger eine seiner weiteren Funktionen im Haushalt. Seine Frau hat einige Bienenvölker, und die Familie schätzt den selbst produzierten Honig.

Die kleinen Bienen verlangen aber nach großer Vorsicht, wie Olligschläger leidvoll nach einem Angriff einiger dieser Insekten am eigenen Leib erfahren musste. Der Kreislauf war nahe am Kollaps. Der Notarzt konnte Olligschläger aber stabilisieren, der die durch Stiche in Schläfe und Hinterkopf ausgelöste allergische Reaktion am Ende folgenfrei überstand. Das Ganze geschah erst vorigen Sommer.

Hier der Bienenangriff, dort das Coronavirus – die Parallelen sind unverkennbar. Den Bienenangriff hat der BWVL-Hauptamtschef gut überstanden, die Pandemie muss erst noch bewältigt werden. Im ­Idealfall läuft in einigen Monaten alles wieder seinen gewohnten Gang und Olligschläger kann dann auch im Rückblick auf diese Ausnahmesituation die eine oder andere Anekdote erzählen.

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