Es ist ein eigentümliches Gefühl, das den Fahrer beim Einstieg in die Kabine des Mercedes Vario beschleicht. Außen wie innen dominiert der Nutzfahrzeugbau der 90er-Jahre. Der mutet anno 2018 zwar immer noch solide und funktional an, wirkt aber sehr archaisch. Schließlich hatte die Grundkonstruktion des Vario bei Produktionseinstellung im September 2013 bereits mehr als zwei Jahrzehnte auf dem Buckel. Die aufwendige Umstellung auf Euro 6 und die obligatorische Integration eines ESP besiegelten damals das Aus für die Baureihe. Bei den Nutzern indes stieß diese Entscheidung nicht auf Gegenliebe.
Vario: bewährter Nutzfahrzeug-Klassiker
Das gilt insbesondere für kommunale Betriebe, aber auch für Handwerks- und Baufirmen. Bei ihnen war und ist der Leicht-Lkw durchaus gefragt. Für den Vario sprechen unter anderem seine robuste Konstruktion und die hohe Flexibilität bei den Karosserie- und Chassisvarianten. Hinzu kommen eine vergleichsweise hohe Nutzlast und das große Nutzvolumen. Daimler suchte zwar einen Nachfolger für den Vario, den es zuletzt mit Gesamtgewichten von 6,0 bis 7,49 Tonnen gab, und präsentierte den Kunden am unteren Ende der Gewichtsskala den schweren Mercedes Sprinter sowie zur Abrundung nach oben den Fuso Canter, der beim zulässigen Gesamtgewicht in etwa auf Augenhöhe mit dem Vario liegt. Doch den einen war der Mercedes Sprinter dem Vernehmen nach zu leicht gebaut und für so manchen Aus- und Aufbau zu schlank, den anderen die gedrungene Kabine des Fuso Canter zu klein.
Das und die in vielen Fällen sehr werthaltigen Aus- und Aufbauten auf Vario-Plattformen führten dazu, dass der Nutzfahrzeug-Klassiker in den Flotten bis heute überdauerte – auch weil bei den Kommunen die Fahrleistungen gering sind. Nur 70.000 Kilometer auf der Uhr bei mehr als 20 Jahren Haltedauer sind dort keine Seltenheit. Das Vario-Testfahrzeug, das heute für eine Ausfahrt zur Verfügung steht, ist trotz des archaischen Äußeren aber von einem ganz anderen Kaliber. Hat man erst mal den anfänglichen Schrecken verdaut, ausgelöst vom Blick auf die analogen Rundinstrumente im schmucklosen Hartplastik-Armaturenbrett, der widerspenstigen Verstellmimik der Sitze, den knochigen Türöffnern, den Bezügen und Verkleidungen im 90er-Chic, dann gewinnt die Neugier Oberhand. Interesse wecken vor allem der große Kasten mit diversen Computeranschlüssen zwischen den vorderen Stühlen und das digitale Display auf dem Armaturenbrett.

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