EBA 2 Test Wie sicher ist der Notbremsassistent?

NBA Notbrems Foto: Jan Bergrath 4 Bilder

Sieben Hersteller, sieben Notbremsassistenten. Axel Flaake aus Bad Oeynhausen hat den EBA 2 seines neuen MAN getestet und kam mithilfe eines Experten zu interessanten Erkenntnissen.

Seit November 2015 müssen alle Lkw über acht Tonnen Gesamtgewicht über einen Advanced Emergency Braking System (AEBS) – zu deutsch: Notbremsassistenten – der Stufe 1 verfügen. Die Stufe 2 ist erst ab November 2018 vorgeschrieben. Diese EU-Vorgabe basiert auf dem Stand der zum Gesetzgebungszeitpunkt möglichen Technik. Sie legt auch nicht fest, dass der Lkw auf ein stehendes Hindernis bis zum absoluten Stillstand abbremsen muss. Nach Recherchen von FERNFAHRER erfüllen DAF und Iveco bislang die Vorgaben von Stufe 2. MAN, Renault, Scania und Volvo werben nun damit, dass ihre jeweils neueste Technik den Lkw unter optimalen Bedingungen komplett bis zum Stillstand abbremst.

Bei Marktführer Mercedes-Benz ist es etwas kompliziert: Die Systeme Active Brake Assist (ABA) 3 und 4 bremsen ebenfalls bis zum Stillstand, doch anders als bei den vier Mitbewerbern muss der Kunde dazu das entsprechende Safety Pack kaufen. Wer das nicht möchte, der bekommt als Standard den einfachen ABA. Und der erfüllt wiederum nur die gesetzliche Vorgabe.

Notbremstechnik arbeitet mit Differenzgeschwindigkeiten

Kein Wunder also, dass manche Fahrer wissen möchten, wie der Notbremsassistent in ihrem Lkw tatsächlich in einer gefährlichen Situation reagiert. Die Aufklärung der Hersteller bei der ersten Einweisung ist eher theoretisch. Axel Flaake aus Bad Oeynhausen wollte es genauer wissen. Auf einer Bundesstraße etwa hat er vor abbiegenden Pkw der Technik vertraut. Sie hat reagiert. Mit einem kurzen Warnton und einer Vollbremsung, unmittelbar, bevor er selbst eingegriffen hätte. Über diese eigene Erfahrung hat er sich eingehend mit Erwin Petersen ausgetauscht. Dessen Erkenntnisse sind allerdings so umfassend, dass sie den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Ein Punkt sei betont: Die Notbremstechnik, egal ob nur mit Radar oder mit Radar-Kamerasystem, arbeitet mit Differenzgeschwindigkeiten. Und so ist eine Situation denkbar, die Axel auch angetestet, aber zum Glück nicht vollendet hat: Fahren zwei Lkw auf der Autobahn mit derselben Geschwindigkeit hintereinander, und ist der Abstand zu gering, dann hat selbst die beste Technik im zweiten Lkw keine Chance zu reagieren, wenn der erste Lkw seine Geschwindigkeit schlagartig von 80 km/h auf null reduziert, sprich: in ein Stauende rast. "Abstand ist einfach lebensrettend", warnt Axel daher.

Zur Person: Erwin Petersen

Dr.-Ing. Erwin Petersen, 73, war 30 Jahre in leitenden Funktionen für Produkt-Entwicklung, Vertrieb und Geschäftsführung bei Wabco, einem Systemlieferanten für die europäische und globale Nutzfahrzeug-Industrie, tätig. Er hat an der Einführung elektronischer Fahrzeugsysteme und deren globaler Verbreitung mitgewirkt. Seit 2007 ist er ehrenamtliches Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der Landesverkehrswacht Niedersachsen e.V. und seit 2011 ehrenamtliches Mitglied des Vorstandsausschusses Fahrzeugtechnik des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR).

Nach umfangreichen Diskussionen mit der Redaktion von FERNFAHRER und dem Lkw-Fahrer Axel Flaake hat er exklusiv für die Leser des FERNFAHRER auf der Internetseite der Landesverkehrswacht Niedersachsen ein Wissensblatt hinterlegt, in dem er die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der bislang in Lkw mit mehr als acht Tonnen zulässigem Gesamtgewicht eingebauten Notbremsassistenten und ihre jeweilige Reaktion bei unterschiedlichen Differenzgeschwindigkeiten beschreibt.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
FF 03 2017 Titel
FERNFAHRER 03 / 2017
6. Februar 2017
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6. Februar 2017
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