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Palletways IT hält alles zusammen

Expansion, Palletways, Netzwerk Foto: © Jüngst, Montage: Grobosch
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Palletways will sein Netzwerk für palettierte Expressfracht in Europa und vor allem in Deutschland ausbauen. Wie das System funktioniert, zeigt ein Besuch im britischen Zentralhub in Lichfield bei Birmingham.

Lichfield, Nähe Birmingham, Großbritannien: Die Nacht ist dunkel, es nieselt leicht und ein böiger Wind zieht in alle Knopflöcher. Kein Mensch auf der Straße, aber Hochbetrieb im lokalen Pub. Nur wenige Kilometer die Straße hinauf, hinter einem doppelten Zaun und vorbei am Pförtnerhäuschen wird allerdings mit Hochdruck gearbeitet: Im Fradley Distribution Park ist von 18 bis 4 Uhr  Hauptarbeitszeit. 300 Trailer mit Fracht von und für den englischen und den europäischen Markt werden in dieser Zeit abgefertigt, insgesamt 550 Trailer täglich. Dahinter steckt die Unternehmensgruppe Palletways, in Großbritannien nach eigenen Angaben die Nummer eins bei palettierter Expressfracht.

Palletways fährt einen deutlichen Expansionskurs

Diese Marktstärke will Palletways auch in den anderen westeuropäischen Ländern erreichen und fährt daher einen deutlichen Expansionskurs, vor allem in Richtung Deutschland. "In Deutschland sind wir 2011 mit insgesamt 25 Mitgliedern gestartet", sagt Expansionschef Craig Hibbert, "heute befinden wir uns mit 32 in der Etablierungsphase."
Ziel sei es, bis Ende 2015 rund 60 Mitglieder in Deutschland zu gewinnen, die für das europäische Netzwerk Sendungen einsammeln und verteilen. Im Deutschland-Hub in Homburg/Efze werden derzeit nach Unternehmensangaben bereits rund 25.000 Paletten monatlich umgeschlagen.

Im Heimatmarkt Großbritannien waren es im vergangenen Monat 15.500 Paletten täglich, im ganzen Jahr 2012 rund 3,9 Millionen. "Als wir 1994 starteten, haben wir in der ersten Nacht gerade mal 110 Paletten in unserem Hub umgeschlagen", erinnert sich Craig Hibbert.  Heute, so erzählt er, habe Palletways UK einen Marktanteil von 25 Prozent und 40 Prozent mehr Volumen als der nächstfolgende Wettbewerber.

Standardisierte Prozesse nach nur einem Handbuch

"Was uns ausmacht, ist, dass wir durch unsere Partner erfolgreich im lokalen Markt sind, aber eine 48-Stunden-Anbindung an fast ganz Europa anbieten können", sagt Higgins. "Gleichzeitig arbeiten alle Partner nach standardisierten Prozessen und nach nur einem Handbuch." Transportiert wird nur Palettenware – im internationalen Verkehr gibt es drei Standard-Palettengrößen – in zwei Zustellungsvarianten, Premium und Economy. Weitere Merkmale sind Tracking and Tracing auf europäischer Ebene, die ausschließlich seitliche Be- und Entladung sowie laut Higgins eine Schadenquote von 0,01 Prozent und ein Qualitätsstandard von 97 Prozent über die ganze Gruppe: "Das erreichen wir durch ein durchgängiges Qualitätsmanagement."

Das große Palettenvolumen wird nicht zuletzt durch den Einsatz von Doppelstocktrailern möglich, die Palletways vor allem im UK-Verkehr einsetzt und die jeweils 45 Paletten fassen. "Im Europaverkehr können wir die wegen der geringen Brückenhöhe nicht einsetzen, deswegen haben wir auch Interesse an den Lang-Lkw, die einige Mitglieder in Großbritannien schon testen", sagt Mike Harrison, operativer Geschäftsführer von Palletways in Großbritannien.

Zentralhub schafft 550 Trailer in 24 Stunden

Ein Großteil der nationalen Sendungen wird  Nacht für Nacht in Fradley umgeschlagen. "Durchschnittlich 550 Trailer haben wir hier in 24 Stunden", berichtet Harrison. "Allein an Ostern haben wir einen Spitzenwert von 20.000 Paletten erreicht." Bereits an der Pforte werden die eingehenden Lkw einem der vier riesigen Gebäuden zugewiesen, die wiederum je zwei Umschlaghallen beherbergen. Vor der Einfahrt in die Halle müssen die Fahrer die Planen an der Seite zurückschlagen. Dann passieren die Trailer ein Portal, das nicht nur Kennzeichen und Trailerkennung fotografiert, sondern auch jede Palette auf dem Trailer – insgesamt 15 Bilder von jeder Seite. Gleichzeitig werden alle Palettenbarcodes bei der Durchfahrt für das Tracking and Tracing gescannt. So kann genau nachvollzogen werden, auf welchem Trailer sich eine bestimmte Ladung befindet.

Kaum steht das Fahrzeug, beginnen zwei Gabelstaplerfahrer mit der Entladung. Ein kurzer Blick auf das Etikett und schon sind sie losgefahren, um die Paletten ihrer Destination gemäß auf entsprechende Linien zu bringen: Depotnummer, ein roter Zusatzaufkleber bedeutet Premium, also Expresszustellung, ein grüner Economy. In 25 Minuten ist der Trailer leer. Die Staplerfahrer beginnen sofort mit der Neuverladung. Erfahrung spielt bei der Geschwindigkeit, mit der die Stapler umhersausen, eine große Rolle. "Gute Staplerfahrer schaffen bei uns 250, sehr gute sogar 300 Paletten pro Schicht", sagt Mike Harrison. Bei der Ausfahrt passiert der Lkw wiederum eine Scan-Schranke, während am Halleneingang der nächste Lkw wartet.

IT hält alles zusammen

"Der Klebstoff, der das alles zusammenhält, ist die IT", sagt Harrison. Alles, was im Hub oder im Depot passiert, jeder Handgriff, den ein Palletways-Partner für die Sendung macht, findet sich auf einer zentralen Online-Plattform wieder, auf die Palletways-Mitarbeiter, -Mitglieder und -Kunden Zugriff haben. Mitgliedsunternehmen können etwa über das Sirius-System die Fakturierung erledigen, auf ihre Hub-Borderos zugreifen oder ihre aktuellen KPI-Zahlen für Depot und Netzwerk einsehen.

Während die Fahrer am nächsten Vormittag noch dabei sind, die Sendungen aus dem Hub Fradley auszuliefern, plant James Reason von Reason Transport aus dem 30 Minuten entfernten Coventry schon die nächste Nacht: "Bisher haben wir nur 23 Paletten abgeholt, aber wir haben noch sieben weitere Kunden, die wir anfahren", sagt er und klickt im Portal weiter. Seit vor sechs Jahren ein Großkunde weggebrochen ist, trägt das Familienunternehmen die Palletway-Depotnummer 128 und ist zuständig für die Region Coventry und nördliches Oxfordshire. Am Anfang lieferte Reason nur aus. "Inzwischen handeln wir  500 Paletten an einem Tag und setzen dafür 13 Nahverkehrsfahrzeuge ein."

Vor allem den starken deutschen Markt hat Palletways im Visier. Über die Wachstumspläne sprach trans aktuell mit James Wilson, CEO Palletways Group .

Das Unternehmen

Palletways bietet für palettierte Expressfracht Abhol- und Zustellservices in Großbritannien, Irland, Belgien, Frankreich, Dänemark, Deutschland, Italien, Spanien, Portugal und den Niederlanden. 320 Mitgliedsunternehmen beteiligen sich mit mehr als 300 Depots an dem Netzwerk. Gegründet wurde Palletways 1994 in Großbritannien, seit einem Buy-in 2004 sind die Beteiligungsgesellschaft Phoenix Equity Partners sowie ein Teil des Managements unter dem Palletway-Chef James Wilson Inhaber der Unternehmensgruppe. Palletways Europe hat seinen Sitz im schweizerischen Baar. Palletways Deutschland hat seinen Sitz in Ratingen, Geschäftsführer ist seit Herbst vergangenen Jahres Donald Pilz. Das deutsche Hub liegt in Homburg/Efze.

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