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CO2-Ausstoß in der Flotte Rechnen nach europäischen Regeln

CO2-Ausstoß in der Flotte Foto: Carsten Nallinger

Voraussichtlich ab März sollen sich die CO2-Emissionen von Transportdienstleistungen nach einheitlichen Regeln berechnen lassen. Basis ist die DIN-EN-Norm 16258, aber auch andere Standards spielen eine Rolle.

Frankreich macht Ernst. Französische Transportunternehmen müssen ab Mitte des Jahres den mit einer Dienstleistung verbundenen CO2-Ausstoß auf Angeboten und Rechnungen ausweisen. Auch einige deutsche Unternehmen liefern den Kunden bereits ent­sprechende Angaben – wenn auch auf freiwilliger Basis und teilweise nach eigenen, mal mehr, mal weniger transparenten Regeln.

Europäischer Arbeitskreis erarbeitete DIN-Norm

Damit diese Werte auch zwischen den Wettbewerbern vergleichbar sind, hat ein europäischer Arbeitskreis die DIN EN 16258 namens "Berechnung von Treibhausgasen in der Logistik" aufgelegt. Sie schreibt – voraussichtlich ab März – die europaweit einheit­lichen Rechenregeln für alle Transportdienstleistungen fest.

Die Norm richtet sich an Logistikunternehmen. Sie umfasst Be­griffe, Leitlinien, Berechnungsmethoden sowie -beispiele und legt unter anderem fest, dass sämt­liche Treibhausgase erfasst werden müssen – also nicht nur CO2, sondern auch Methan, Lachgas und Fluorkohlenwasserstoffe sowie die Treibhausgas-Emissionen von Subdienst­leistern.

"Zu einer guten Unternehmensstrategie gehört es, eine detaillierte CO2-Bilanz für die Transportdienstleistungen zu ermitteln", sagt Dr. Michael Faltenbacher, Ingenieur und Berater bei PE International, einem Unternehmen, das CO2-Bilanzen erstellt.

Zehn Prozent der CO2-Emissionen entfallen auf Produktion und Wartung

Innerhalb des Lebenszyklus von Nutzfahrzeugen entsteht die größte Menge an CO2 durch die Produktion, Bereitstellung (Well-to-Wheel) und Verbrennung von Kraftstoff (Tank-to-Wheel). Das macht knapp 90 Prozent der CO2-Emissionen eines Lkw aus. Der Rest entfällt auf Produktion und Wartung des Fahrzeugs – beides gehört ge­nauso ­wenig zum Umfang der DIN-Norm, die nur den Einsatz von ­Verkehrsträgern erfasst, wie auch die Energieeffizienz von Logistikimmobilien.

Transportunternehmen, die Wert auf möglichst geringen CO2-Ausstoß legen, sollten laut DIN 16258 verbrauchsarme Fahrzeuge ein­setzen und auch auf den Einsatz alternativer Antriebstechnologien und Kraftstoffe achten. Was darüber ­hinaus bleibt, lässt sich durch CO2-Kompensation ausgleichen, deren Berechnung durch inter­nationale Standards wie den CDM-Gold-Standard geregelt wird.

DIN EN 16528 kennt keine Kompensationsmaßnahmen

Jedoch kennt die DIN EN 16258 auch keine Kompensationsmaßnahmen. Laut Faltenbacher sind im Falle einer Prozesskettenbetrachtung nach ISO 14040 fortfolgende neben dem Betrieb der Fahrzeuge auch Logistikimmobilien zu berücksichtigen. "Gerade hier liegt ein hohes und kosteneffizientes CO2-Min­derungspotenzial etwa über die
Art der Strombereitstellung und energieeffiziente Lager-, Beleuchtungs- und Klimatechnik", erklärt er und empfiehlt die Nutzung von regenerativen Energien (Solar, Wind, Wasser).

Entscheidend lässt sich der CO2-Fußabdruck einer Lkw-Ladung auch durch eine intelligente Transportplanung beeinflussen, also durch eine bestmögliche Auslastung des Transportmittels und durch effiziente Transportwege.

Berechnet werden die CO2-Emissionen nach DIN 16258 schrittweise, um die Komplexität der Ermittlung des CO2-Ausstoßes zu reduzieren. Dazu wird die Transportdienstleistung in einzelne Abschnitte ohne Verkehrsmittelwechsel aufgeteilt. Danach lassen sich Energieverbrauch und Treibhausgas-Emissionen der Abschnitte bestimmen, aufaddieren und pro Tonnen- beziehungsweise Personenkilometer ausweisen.

Expertenorganisation notwendig

Glaubwürdigkeit und Nachvollziehbarkeit bekommt der ausgewiesene CO2-Ausstoß dann, erklärt Faltenbacher, wenn eine unabhängige Expertenorganisation bestätigt, dass die Erhebung auf korrekter Anwendung der Regeln und auf korrekten Eingabedaten basiert. ­Dekra empfiehlt, die neue DIN-Norm in Verbindung mit ISO 14064-1 "Bestandsaufnahme von Treibhausgas-Emissionen auf Unternehmensebene" anzuwenden. Zudem sei die neue Norm gut mit der Umweltmanagement-Norm ISO 14001 oder der Energiemanagementnorm ISO 50.001 kombinierbar.

Solche Dienstleistungen kosten allerdings Geld, Faltenbacher rechnet je nach Detaillierungsgrad mit 10.000 bis 40.000 Euro für eine Beratung. Doch wer seine CO2-Emissionen bewertet und auf dieser Basis durch geeignete Maßnahmen reduziert, spart über den geringeren Energieverbrauch wiederum Geld. Weiter erhalte das Unter­nehmen ein Marketinginstrument, mit dem es bei Kunden und Auftraggebern ins Feld ziehen kann.

Bereitschaft für grüne Produkte Geld zu zahlen wächst

Zudem seien durchaus immer mehr Kunden bereit, für ein grünes Produkt mehr Geld zu bezahlen, sagt der Berater. Wer zwei Produktlinien – eine CO2-arme und eine herkömmliche anbietet, kann die Zahlungsbereitschaft der Kunden testen. Jedoch sollte dabei nicht der energieeffiziente Teil des Fuhrparks ausschließlich für die grüne Transportdienstleistung eingesetzt werden und die älteren Fahrzeuge für das "normale" Produkt.

Glaubwürdig nachhaltig agiert laut Faltenbacher, wer grundsätzlich moderne energieeffiziente Transportmittel verwendet und die verbleibenden CO2-Emissionen noch kompensiert.

Weitere Informationen darüber, wie Transportunternehmen ihren CO2-Ausstoß kompensieren können, finden Sie in diesem Artikel .

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