Junge Fahrerin on Tour: Begeistert von ihrem E-Lkw

Junge Fahrerin on Tour
Begeistert von ihrem E-Lkw

Die Spedition Denkinger aus Ehingen an der Donau nimmt zwei schwere Volvo FH Electric in Betrieb. Warum Fahrerin Jessica Roßberg ihrem Diesel-Truck nicht nachtrauert.

Begeistert von ihrem E-Lkw
Foto: Thomas Küppers

Auf keinen Fall werde sie einen Elektro-Lkw fahren. Das hatte die für den neuen Volvo FH Electric auserwählte Fahrerin Jessica Roßberg auf der Weihnachtsfeier noch betont, wie ihr Chef mit einem Schmunzeln berichtet. „Nun will sie von ihrem neuen Elektrofahrzeug gar nicht mehr runter“, sagt Simon Brunner, Geschäftsführer der Spedition Denkinger aus Ehingen (Alb-Donau-Kreis) nur wenige Wochen später. Die Spedition nahm Mitte Januar ihre beiden ersten E-Lkw in ihre Flotte auf und gehört damit zu den ersten Unternehmen, die hierzulande Sattelzugmaschinen mit Strom betreiben. Zugelassen sind sie aufs Unternehmen Greiwing Truck and Trailer (GTT) aus Greven, über das Denkinger die Einheiten bezogen hat.

Thomas Küppers
„Ob Diesel- oder Elektro-Lkw, ob Straße oder Schiene, hängt immer vom jeweiligen Produkt beziehungsweise Transportgut ab“, sagt Simon Brunner, Geschäftsführer der Spedition Denkinger aus Ehingen an der Donau.

Seitdem steht die Spedition Denkinger buchstäblich unter Strom – wie auch fünf Fahrerinnen und Fahrer, die im Umgang mit den Elektro-Trucks geschult wurden. Schon die ersten Fahrten änderten Jessica Roßbergs Einstellung zur Elektromobilität von Grund auf. „Der Lkw fährt sich super und zieht gut weg“, berichtet die 26-Jährige. Vor allem sei er unglaublich leise, das ermögliche ihr ein sehr angenehmes Fahren. Die Kundschaft ist ebenfalls erstaunt, wie geräuschlos sich das Fahrzeug bewegt – so auch der eine oder andere Logistikmitarbeiter beim Kranhersteller Liebherr, der seinen Firmensitz ebenfalls in Ehingen hat. Ein Staplerfahrer habe sie gebeten, loszufahren, weil er das Fahrzeug hören wolle, berichtet Roßberg. „Ich habe ihm gesagt: Da wirst Du nichts hören.“ Die Umstellung vom Diesel- auf den Elektro-Lkw sei ihr nicht sonderlich schwer gefallen, schildert die junge Fahrerin. Davor sei sie ebenfalls einen Volvo FH gefahren – nur eben die Diesel-Variante.

Kunde Liebherr steht voll hinter dem Projekt

Der geräuscharme Betrieb qualifiziert den Elektro-Truck auch für den Nachtbetrieb, findet Simon Brunner. „Mit unseren Kunden wie Liebherr prüfen wir aktuell Konzepte wie einen Zwei-Schicht-Betrieb“, berichtet er. Der Wirtschaftsingenieur kam 2019 als dritter Geschäftsführer in das Transport- und Logistikunternehmen, für das er schon neben der Schule arbeitete. Die beiden anderen Chefs sind die Brüder Nico und Peter Denkinger, sie vertreten die zweite Unternehmergeneration der 1964 gegründeten Spedition.

Die bisherigen Erfahrungen mit den Elektro-Sattelschleppern im Speditionsalltag fallen durchweg positiv aus. Das „Auftanken“ sei kein Problem: Die Zugmaschinen füllen ihre Akkus über Nacht an der Wallbox mit 44 kW. Dabei kommt ausschließlich Ökostrom zum Einsatz, was einen CO2-neutralen Betrieb ermöglicht. Die Wallboxen stehen am Denkinger-Logistikzentrum in Allmendingen, rund fünf Kilometer von der Zentrale in Ehingen entfernt. Im nächsten Schritt möchten die Denkinger-Verantwortlichen für den Betrieb der Trucks selbst produzierten Strom nutzen, auf dem Dach des Logistikzentrums sind bereits Solarmodule installiert. Dazu müssten die Fahrzeuge aber tagsüber geladen werden, wenn im Idealfall also die Sonne aufs Dach scheint. Das erfordert aber eine neue Tourenplanung.

Die Reichweite der Null-Emissions-Lkw stellt Disponenten und Fahrer genauso wenig vor Probleme: „Wir kommen tagsüber ohne Zwischenladen klar“, erzählt Fahrerin Jessica Roßberg. Sie absolviert täglich mehrere Shuttle-Verkehre mit meist vorgeladenen Aufliegern, die alle nur mit wenigen Kilometern verbunden sind. Abhol- und Empfangsorte sind die Firmenzentrale in Ehingen, das Logistikzentrum Allmendingen, das Liebherr-Hauptwerk oder die Liebherr-Niederlassung im Ehinger Stadtteil Berg. Daneben holen die Fahrer der E-Trucks auch Ware von der Schiene ab – sei es am Bahnhof in Ehingen oder in der Denkinger-Niederlassung in Rottenacker rund zehn Kilometer von Ehingen entfernt. Dort verfügt das Logistikunternehmen seit kurzem über einen eigenen Gleisanschluss.

Sollte einer der Trucks einmal zu einer Fernverkehrs-Tour starten, wäre das auch kein Ding der Unmöglichkeit. Jeder Volvo FH Electric verfügt über sechs Batteriepakete mit einer Speicherkapazität von insgesamt 540 kWh. Bei einer „Miles Challenge“ der Redaktion mit einem vergleichbaren FH Electric von München nach Berlin über 600 Kilometer im Spätherbst vorigen Jahres war nur ein Zwischentanken erforderlich. Um den Zeitverlust gering zu halten, kann dafür die Fahrerpause genutzt werden.

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