Zeitreise in die 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts – damals galten schwere und großvolumige Motoren mit acht oder gar zehn Zylindern als beste Wahl, wenn es um geeignete Antriebsquellen für schwere Lastwagen ging. Die allerdings schluckten reichlich Kraftstoff. Noch waren die Dieselpreise erträglich, zumal das allgemeine Niveau der Frachtpreise dank festgelegter Tarife deutlich mehr Betriebsgewinn versprach. Doch den Herstellern war klar, dass sie für die Zukunft sparsamere Motoren anbieten mussten.
Die Antwort von MAN auf diese Herausforderung war ein verhältnismäßig kleiner Reihensechszylinder, der es dank seiner Turboaufladung auf konkurrenzfähige Leistungswerte brachte. Besonders die Motorvariante mit 360 PS konnte größeren und schwereren Maschinen an Steigungen durchaus Paroli bieten. Allerdings gab es unter den Fahrern und bei manchem Transportunternehmer dagegen weitverbreitete Vorurteile.
"Fahr + Spar-Training" seit 1981
Schon 1981 hatte MAN deswegen die Initiative ergriffen und das "Fahr + Spar-Training" entwickelt. Dazu besuchten Trainer mit drei Lastwagen – teils Sattelzugmaschinen, teils Gliederzüge – Händler und Unternehmer, um vor Ort Überzeugungsarbeit zu leisten und auf Vergleichsfahrten die enormen Sparpotenziale zu verdeutlichen. Bis heute leistet MAN das Ausbildungsangebot für Kunden, jetzt allerdings unter der neudeutschen Bezeichnung "MAN Profi-Drive".

Alle zwei Jahre wurden die Demofahrzeuge damals erneuert, so auch 1985. Die Verantwortlichen wollten aber nicht nur die neue Technik vorstellen, sondern auch Begeisterung für ihre Marke wecken. So wurde unter anderem ein Sattelschlepper konfiguriert, der sämtliche Zutaten spendiert bekam, die ihn für damalige Verhältnisse zu einem echten Supertruck machten.
Ungewöhnlich ist schon die gegenüber der normalen Fernverkehrsversion verlängerte Kabine. Diese war ursprünglich für Entsorgungsfahrzeuge der Stadt München konzipiert, ermöglichte es in diesem Fall aber, zusätzlich zum Fahrer bis zu sechs weitere Personen auf die Demonstrationsfahrten mitzunehmen. Dafür ließ sich die obere Koje flach an die Rückwand wegklappen. Der Fahrkomfort war bei einfachen Modellen eine Plage für das Wohlbefinden zu Zeiten, als Blattfederungen noch Standard waren. Dieser Umstand machte auch das Umsatteln schwerer Auflieger zu einer Aufgabe, bei der die Armmuskeln fleißig trainiert wurden. Der schwarze MAN aber sorgte mit einer luftgefederten Hinterachse für wohliges Erstaunen bei seinen vielen Testfahrern.
Luxuriös war für damalige Verhältnisse auch das Vorhandensein einer Dachklimaanlage von Behr, viele Kollegen bekamen ihre Erfrischung an heißen Tagen noch von offenen Fenstern und einem nassen Handtuch im Genick. Ebenso keineswegs so verbreitet wie heute waren zusätzliche Bremssysteme wie der hier verbaute Voith-Retarder. Noch ziemlich rustikal war das Getriebe Fuller RTO 11613, bei dem die Gangwechsel mit Doppelkuppeln und beim Herunterschalten zusätzlich mit Zwischengas bewerkstelligt werden müssen. Wenn man es einmal beherrscht, ist es eine geniale Schaltung, aber für Ungeübte kann das auch ein Grauen sein.

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