Bis vor ein paar Jahren gab es noch eine gewisse Toleranz, was Supertrucks und ihre sichtbare Sonderausstattung betrifft. Aber plötzlich begannen irgendwelche fanatischen Ordnungshüter einen Feldzug, dessen Ziel wohl die totale Standardisierung aller Lastwagen zu sein scheint. Besondere Entschlossenheit in der Mission, dass eines Tages alle Lastwagen gleich aussehen sollen, zeigen die Eidgenossen. Wer da zum Beispiel nur Standlichtbirnen in den Fernscheinwerfern leuchten lässt, ist schnell mal 600 Franken los und hat meist noch eine tiefer gehende Kontrolle gewonnen. Kein Gedanke daran, dass spektakuläre Lastwagen doch junge Menschen für den Fahrerberuf begeistern sollen, obwohl über den Mangel an Chauffeuren so laut gejammert wird.
Lederne Gemütlichkeit in der Fahrerkabine

Und so ist der Iveco S-Way von Cenkkaya Güner aus Bettlach typisch für die Gegenwart, in der die äußeren Erscheinungsmerkmale sich bald nur noch in der Farbgebung unterscheiden. Wäre man aber so frech, trotzdem noch einen Frontschutzbügel mit einem Zentimeterli zu viel anzuschrauben, so würde dies bei der nächsten Kontrolle vermutlich ein bürokratisches Massaker auslösen. Die Branche der Lkw-Polsterer dagegen boomt, die Verschönerung des Innenraums ist quasi die letzte Freiheit, die einem noch zur Individualisierung bleibt. So gibt sich auch der schwarze Iveco von Cenkkaya äußerlich brav. Seine Designer haben dem aktuellen Modell ein markantes Gesicht geformt, das in diesem Fall mit blauen Konturstreifen auf mattschwarzem Grund betont wird. Eine Garnitur zusätzlicher LED-Fernscheinwerfer und kleine Michelin-Männchen setzen dezente Akzente. Ein schöner Kontrast sind die glänzenden Alcoafelgen mit schwarzen Nabendeckeln.
Innen dagegen bietet die neue Inneneinrichtung lederne, dunkle Gemütlichkeit. Für den Fernverkehr über den "Röstigraben", zwischen Ost- und Westschweiz, genügt eine Schlafkoje, darüber bietet jetzt ein Schrank zusätzliches Stauvolumen. Der Star der Kabine ist das springende Pferd, einstmals das Firmensymbol von Pegaso. Dieser spanische Lkw-Hersteller, ursprünglich sogar ein Produzent von Supersportwagen, wurde vor drei Jahrzehnten von Iveco aufgesogen. Und im traditionellen Werk östlich von Madrid werden die S-Way heute gebaut.
Cenkkaya hat sich seinen Wunschtruck beim Spezialisten EB Design in Schmitten herrichten lassen. Das Projekt umfasst einen verkleideten Rahmen, eine moderne Hecktraverse und eine geglättete Rückwand. Aber auch für die farbliche Gestaltung und das Auskleiden der Kabine zeichnet Trucktuner Emanuel Berthold verantwortlich. Einst als Nebengewerbe gestartet, ist das längst zu seiner Hauptaufgabe geworden, gerade erst hat er sein Leistungsspektrum um eine Lackiererei erweitert. Es wäre doch so trostlos, wenn es nur noch Einheitslastwagen gäbe … Der 38-jährige Cenkkaya, der neben dem Iveco noch einen weiteren Sattelzug und einen Solo-Lkw betreibt, hat viele Ladestellen im französischsprachigen Teil der Schweiz. Mit dem Thermotrailer übernimmt er dort regelmäßig Partien von Fertigsalaten, mit denen er Großlager des Lebensmittelhandels in der Ostschweiz beliefert.