MAN TG-Baureihen 2020: Die neuen MAN im Fahrbericht

MAN TG-Baureihen 2020
Die neuen MAN im Fahrbericht

Fahrbericht: Mit Überraschungen verschiedenster Art knausert der neue MAN TGX nicht. Das gilt fürs Innere der Kabine gleichermaßen wie auch für das, was sich außen getan hat.

Die neuen MAN im Fahrbericht
Foto: Michael Kern

Aufgeweckt und auch ein bisschen distanzgebietend: So schaut einen der neue MAN aus seinen raffiniert geschnittenen Augen an, die er sich übrigens mit dem Bus brüderlich teilt. Beim Großraumfahrerhaus namens GX sind es zudem ganz neue Proportionen, auf die das Auge des Betrachters stößt, denn dort ist eben nicht nur die hohe Scheibe des vorigen XXL­-Fahrerhauses aufs Maß der jetzt GN und GM Genannten (vormals XLX und XL) gestutzt. Auch die Fenster hinter sowie oberhalb der Seitenscheibe sind verschwunden. Tatsächlich sitzt beim neuen GX ein ganz neues Dach drauf, das der hohen Stirn wegen zwar gewaltiger aussieht als der Vorgänger, in Wirklichkeit aber eine etwas geducktere Kontur sein Eigen nennt.

Als weitere Retusche draußen fällt auf: eine steilere Formgebung in Details wie der Türöffnerblende oder auch den Spiegeln. Die sind vor allem ein Stückchen zurückversetzt montiert. Trotzdem wird’s insgesamt deutlich mehr als die Hälfte aller Teile sein, die der Vorgänger dem Neuen da beim Rohbau weiterreicht. Beständigkeit, so wendet das Werk solch eher verhaltenes Vorgehen ins Positive, sei beim Hausbau eben die Richtschnur des Handelns gewesen.

Neue Frontpartie zieht andere Saiten auf als ihre Vorgänger

Insofern blickt das Auge aber doch etwas verwundert auf die neue Frontpartie, die nun in einer Hinsicht doch ganz andere Saiten aufzieht als ihre Vorgänger. Vom sozusagen frei stehenden, plakettenartigen Grill als bisher MAN-­typischem und unverwechselbarem Merkmal ist nicht mehr viel zu sehen. Stattdessen prangt nun an der Front ein großflächiges, v-förmiges Gebilde. Das hat zwar auch durchaus seinen Reiz. Die Ecken der weiterhin oben sitzenden Chromspange zum Beispiel sind wie auch das Löwen-­Medaillon mittendrin in der Art eines Diamanten angeschliffen. Das große Funkeln will sich aber insgesamt so recht nicht einstellen. Denn die Plakette drunter, die den Schriftzug „MAN“ trägt, verzichtet auf den bisher so vornehm schimmernden Glanz vielschichtigen Klavierlacks. Stattdessen herrscht jetzt ein matter Ton.

Insgesamt tummeln sich nun an der Front doch eher gängige Designelemente, die das Auge längst von anderer Stelle kennt. Da befindet sich der neue MAN zum Beispiel mit den drei Lamellen unterhalb der Namenszugplakette zwar nicht in der schlechtesten Gesellschaft, denn heute greifen schließlich fast alle Hersteller auf dieses Stilelement zurück. Sonderlich sich von ihnen abheben, das kann er damit aber eben nicht. Den v-förmigen Grill schließlich im Parterre trapezförmig zu spiegeln und den aufgeweckt dreinschauenden Scheinwerfern einen Lidstrich zu verpassen: Auch das ist ein gängiges Verfahren. Pfiffig, wenn auch nicht ganz neu kommt andererseits daher, wie MAN die helle Kontur unter den LED-Hauptscheinwerfern auch als Blinker nutzt. Da wechselt die kleine Lichtschlange dann ganz einfach die Farbe und pulsiert orangefarben munter vor sich hin.

Michael Kern
Der Einstieg fällt nun etwas höher aus, ist aber bequemer konzipiert.

Kräftig Hand angelegt haben die Entwickler schließlich an der Schnittstelle zwischen draußen und drinnen, dem Tor zum Fahrerhaus: Die Tür selbst öffnet im bewährt großen Winkel von nahezu 90 Grad, gibt aber eine modifizierte Silhouette der drei Treppchen frei, die in die gute Stube führen. Gegenüber dem Vorgänger sind sie etwas in die Breite gegangen und ein wenig nach rechts gerückt. Ohne nennenswerte Schieflage und aufrechter denn je lässt es sich so in die Höhe steigen. Etwas griffiger gestaltet sind die nun aus Kunststoff statt wie vorher aus Metall gefertigten Inlays der Stufen obendrein, die sich das äußere Erscheinungsbild mit dem Muster teilen, das auch auf dem Frontaufstieg vorn zu finden ist. Eher verwundert nimmt das Auge dann wahr, dass der Spritfilter aus den Tiefen des Gebälks nach draußen gewandert ist. Dort nistet er nun tief drunten an der linken Flanke zwischen hinterem Aufstieg und Tank. Ist der Filter verstopft, lässt sich kein einfacherer Zugang denken. Allerdings ist er an dieser exponierten ­Lage natürlich mit vielerlei Gefahren konfrontiert, die es in sich haben können.

Hinters Lenkrad, dessen Verstellbereich jetzt von sehr steil fürs Fahren bis nahezu waagerecht fürs Aus- und Einsteigen reicht, huscht der Fahrer trotz verbesserten Einstiegs nur bedingt ­fixer als zuvor, denn die Gesamthöhe der Kletterpartie ist etwas gewachsen. Genauer gesagt: 80 Millimeter mehr zeigt das Maßband für die neue Gesamthöhe von 1.540 Millimetern an. Dahinter steckt vor allem eine verstärkte Dämmung, die den Schallpegel innen merklich reduzieren soll. Kehrseite der Medaille: Da bei der Außenhöhe kaum Luft nach oben bleibt, musste das Großraumdach eine niedrigere Kontur bekommen. Erste Messungen ergeben circa eine Handbreit weniger Stehhöhe innen drin im hohen Haus. Die Folgen für das Innenvolumen des umbauten Raums: Da es der Motortunnel bei den bekannten rund 100 Millimeter Höhe belässt (einen ebenen Boden gibt es weiterhin nicht), reduziert sich das Raumangebot von 9,42 auf 9,14 Kubikmeter.

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