Er hatte es jahrelang sehr schwer – auch im eigenen Haus. Der Tourliner war anno 2002 der erste Reisebus, den die gerade übernommene, traditionsreiche Stuttgarter Busschmiede Neoplan auf eine Plattform der neuen Konzernmutter MAN aufsetzte. Vielen Mitarbeitern und Kunden fehlten damals die unverfälschten Neoplan-Gene. Die Innovationsführerschaft durfte die stolze Marke genau zwei Jahre später mit dem spektakulären Starliner wieder unter Beweis stellen. Trotzdem dauerte es lange, bis mitteleuropäische Kunden Vertrauen zu den neuen Bussen aus Ankara fassten. Ein paar technische Mankos blieben bis zum ersten, wenn auch extensiven Facelift auf der IAA 2016 über die Jahre bestehen: kein 13-Meter-Zweiachser, kein ebener Boden (gerade für den mittlerweile größten Neoplan-Markt Türkei sehr wichtig!), keine gelenkte Nachlaufachse an Einzelradaufhängung in Neoplan-Manier. Zudem kam das Innen- und Außendesign schon bald sehr behäbig und nicht mehr zeitgemäß daher, wie zum Beispiel die überkommenen Kalottenscheinwerfer oder das babyblaue Plastik im Innenraum.
Moderne "Angel Eyes"-Optik
All das ist zum Glück Vergangenheit – nun ja, fast. Einige technische Neuerungen lassen auch bei der neuen Generation noch auf sich warten – darunter die aktiv gelenkte Nachlaufachse, die Voll-LED-Scheinwerfer oder der 13-Meter-Zweiachser mit optimaler Gewichtsverteilung für die jetzt zulässige Klasse mit einem Gesamtgewicht von 19,5 Tonnen. Auf jeden Fall steht der Wagen mit seinen neuen, schwarz hinterlegten Klarglasscheinwerfern mit "Angel Eyes"-Optik als modernstes und markenprägendes Familienmitglied der Neoplan-Range mit deutlich angeschärftem Design vor uns. Das war auch dringend nötig, denn der gerade erneuerte Stammvater MAN Lion’s Coach hat ein ebenfalls sehr deutliches Facelift erhalten. Und das rückt dem Neoplan-Erscheinungsbild recht nahe ans Blech heran.
Wermutstropfen bleiben dennoch. Die Sicht in der ersten Reihe ist aufgrund der "Kometenschweif"-Grafik auf der Seite eingeschränkt. Zudem waren beim Testwagen die Außenspiegel zu nah an der Karosserie montiert und die hintere Tür ist mit einer lichten Höhe von 1,80 Metern gerade mal guter Durchschnitt. Wem die 9,7 Kubikmeter Stauraum nicht reichen, der sollte auf den 13-Meter-Zweiachser Tourliner C warten, der mindestens zwei Kubik mehr bieten dürfte und laut Hersteller perfekt auf die neue Gewichtsgesetzgebung angepasst sein soll. So wird der Hublift wie beim Lion’s Coach hier über der Vorderachse verbaut, und die Toilette ist dann in guter alter Neoplan-Manier überbaut. Unser 12-Meter-Wagen bietet 44 komfortable MAN Dorado-Sitze auf dem jetzt ebenen Boden. Dadurch konnten einige Kilogramm gegenüber dem Vorgänger eingespart werden. Ein Leergewicht von 13,5 Tonnen ist zwar nicht rekordverdächtig, aber zumindest deutlich weniger als der von uns zuletzt getestete Cityliner-Zweiachser, der deutlich über 14 Tonnen auf die Waage brachte. Der Innenraum hat darüber hinaus massiv von der Überarbeitung profitiert: Die neuen, eleganten Servicesets tragen dazu ebenso bei wie das in Schwarz- und Brauntönen gehaltene Color&Trim-Konzept. Zudem gibt sich das Geräuschniveau im Wagen gerade hinten sehr gemäßigt.
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