Ein moderner Überlandbus hat es fürwahr nicht leicht. Da prasseln viele Ansprüche von Unternehmern, Fahrern und Fahrgästen auf den Probanden ein. Er soll niederflurig sein – aber bitte nicht unbedingt überall. Er soll repräsentativ sein – aber bitte nicht extravagant oder teuer. Er soll effizient und sparsam sein – aber er muss bitte auch genug Power haben für das hügelige Vorstadtgeläuf. Und das Ganze dann noch mit alternativen Antrieben. Sonst noch was? Viele Hersteller tun sich schon lange schwer damit, diese Quadratur des Kreises zu realisieren. Packe ich das Paket auf ein hochwertiges, aber teures Reisebus-Chassis, das keinen Niederflurbereich hat, aber starke Motoren? Oder besser auf ein Stadtbus-Chassis mit Niederflurbereich und kleineren Motoren? Oder nehme ich ein eigenes, preiswertes Chassis und lasse fremd aufbauen?
MAN experimentiert seit Jahren mit der Auswahl der Überlandplattform. Die erfolgreichsten Ansätze waren bisher die auf Reisebusbasis in Form des Lion’s Regio und seines Neoplan-Bruders Trendliner – aber eine LE-Version war hier undenkbar. Fast schon ein Unikum aus heutiger Sicht war der in Ankara Ende der 1990er-Jahre entwickelte Lion’s City LE des schon legendären Typs A 78, der noch heute in letzten Zügen produziert wird. Er verkörpert klassisch die alte, aber robuste MAN-Welt. Eine dritte Option stellt der MAN Lion’s Intercity dar, der ebenfalls eine Hochbodenvariante ist, aber auf einem Leiterrahmenfahrgestell mit schmaler Federspur basiert – etwas aus der Zeit gefallen, aber preiswert. Den anfänglichen Erfolg reduzierte jedoch die schwache Motorisierung mit D 08-Triebwerk. Zudem kam der Wagen ausschließlich als Zweiachser und stilistisch eher zurückhaltend bis bieder daher.
Mit dem neuen Lion’s City LE wird vieles anders
Schnitt. Zeitenwende. Mit dem neuen Lion’s City LE wird nicht alles, aber doch vieles anders. Der erstmals weitgehend in Ankara entwickelte Neuling bedient sich an den Bauteilen des bisherigen Intercity-Modells und krönt es mit solchen der immer noch recht frischen Stadtbusgeneration, die 2017 startete. Das hat den Vorteil, dass der Hinterwagen schon wie gewünscht erhöht und optimal an den stehenden D 15-Sechszylinder angepasst ist, den es in drei Leistungsstufen gibt. Zwar hat man die schmale Federspur des grundlegenden Lion’s Intercity beibehalten, aber die fetten Stahlprofile herausoperiert – was den Patienten um gut 300 Kilogramm erleichtert hat. Insgesamt sind es über 500 Kilogramm, die hier und da abgeknapst wurden. Fitte Leichtigkeit steht auch einem Überlandbus heute gut zu Gesicht und spart bares Geld.

Den Start gestaltet MAN mit den beiden zweiachsigen Überlandvarianten, die sich aber auch schon weitgehend "stadtnah" ausrüsten lassen. Die Übergänge zwischen den beiden Welten sind hier genauso fließend wie beim anvisierten suburbanen Einsatzgebiet. 2023 laufen die reinen Stadtversionen an, die dann auch sofort mit dem Mildhybridantrieb aus dem Lion’s City kommen, der sich mit seiner Start-Stopp-Automatik besonders hervortut. 2024 dann folgt die letzte Gruppe mit dem Dreiachser mit 14,5 Meter Länge und neuer Elektronikplattform, die fast schon überfällig ist und neue Assistenzsysteme ermöglicht, die nicht zuletzt das neue EU-Gesetzespaket "General Safety Regulation" nötig macht.
Aber bleiben wir in der Gegenwart und bei den beiden Testwagen, die sich uns im verregneten München präsentieren. Der 12,45 Meter kurze Lion’s City LE 12 steht im funktionalen Trimm mit Basisausstattung auf seinen 275er-Reifen, der 13,15 Meter lange LE 13 wirkt mit seinen 295er-Gummis und Fast-Vollausstattung deutlich erwachsener. MAN hat hier exemplarisch vorgeführt, was schon allein bei der vorgezogenen Überlandvariante an Differenzierung möglich ist. Und das ist durchaus beeindruckend.
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