Alles läuft voll in Richtung Elektro! Dieses Credo hören wir nun seit geraumer Zeit. Und auch in der deutschen Busbranche ist es angekommen, seitdem Daimler lieferfähig ist und MAN wenigstens ernsthafte Ankündigungen für sein Elektromodell gemacht hat. Nichtsdestoweniger sind die Batterieantriebe noch weit davon entfernt, den Markt zu durchdringen oder auch nur den Großteil der Bestellungen auszumachen. So sieht Maximilian Rohs, Experte bei der Unternehmensberatung PwC, den Durchbruch der Technologie auch erst in den "frühen 20er-Jahren, also 2022 bis 2025". Also gilt es auch weiterhin, die Alternativen im Blick zu behalten, statt sich einer "Technikdiktatur" voreilig zu beugen – wie es Professor Ralph Pütz nennt, der für sein Institut für angewandte Nutzfahrzeugforschung und Abgasanalytik in Landshut viele Elektro- und Erdgasbusse vermessen hat. Er hat auch die Flotte der Gießener MIT.BUS vermessen und den Umstieg auf Biogas empfohlen. Und die Universitätsstadt setzt wie andere auch, so zum Beispiel Greifswald, voll auf den alternativen Kraftstoff.
Das G steht für Gas
Wesentlicher Vorteil der Technologie: Sie ist vollkommen ausgereift und seit Jahrzehnten aus dem Versuchsstadium heraus. Zudem sind die Motoren zuverlässig und weitgehend baugleich mit den millionenfach gebauten Dieselaggregaten – bis auf die Gemischbildung, aber dazu später mehr. Zudem hat die Technik große Entwicklungschancen in Heiß- oder Entwicklungsländern, die sich Elektrobusse auf lange Sicht aus klimatischen oder finanziellen Gründen nicht leisten können oder wollen. Grund genug für die deutschen Hersteller, ihr Motorenportfolio nach langen Jahren des Ausruhens auf den versteckten Lorbeeren auf Vordermann zu bringen und den kleiner gewordenen Dieselmaschinen anzupassen. Bei Daimler ist das der OM 936 mit 7,7 Litern, der bereits seit zwei Jahren auf dem Markt ist. Bei MAN hat man den E18, abgeleitet vom neuen D15-Motor, mit 9,5 Liter Hubraum etwas größer dimensioniert und in den nagelneuen Stadtbus MAN Lion’s City G gesteckt, der mit einer kleinen Verzögerung angelaufen ist. Das G steht nunmehr für Gas und nicht mehr für Gelenkbus. Somit bietet MAN einen völlig neuen Erdgasbus an, nachdem sich die Münchner in den 2000er-Jahren nicht mal mehr getraut hatten, den ebenfalls serienreifen, kleinvolumigen E08-Motor dem Lion’s City als stehenden Motor (interne Kürzel A37/47) einzupflanzen.
Nun hat die Nürnberger Motorenschmiede aber alle Register gezogen und dem topaktuellen E18 auch das Efficient-Hybrid-Mildhybridsystem mit Kurbelwellen-Startergenerator (KSG) und Stopp-Start-Automatik mit auf den Weg gegeben. Mit dessen tatkräftiger Unterstützung soll der Verbrauch gegenüber dem großvolumigen, in die Jahre gekommenen E28 dann auch um rund 30 Prozent gesenkt worden sein. Die LCC-Kosten sollen dazu um bis zu 15 Prozent reduziert werden können. Die aufwendige Spritsparautomatik zur Abschaltung des Motors an Haltestellen und Ampeln hat derzeit nur MAN in Erdgasbussen im Angebot. Da kein aufwendiger SCR-Kat, sondern nur ein einfacher Drei-Wege-Kat zur Abgasreinigung gebraucht wird, ist die Absenkung der Abgastemperaturen hierdurch weitgehend unerheblich. Die Emissionswerte der Erdgasmotoren sind in allen Bereichen schon seit jeher deutlich besser als die des Diesels, was ja vor einem Jahrzehnt den Hype der EEV-Förderung auslöste und die Dieselkollegen damit massiv unter Druck setzte, Euro 6 so schnell wie möglich zu erfüllen.

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