Es sieht düster aus im Reisebusbereich: Innovationen on hold, Neuwagen stehen auf dem Hof, Gebrauchtwagenpreise fallen ins Bodenlose. Grund dafür ist – wie könnte es anders sein – die Coronapandemie. Und mit ihr das Ausbleiben touristischer Reisen. Auch die Buswelt wird nach der Krise also anders aussehen, vor allem die privat organisierte. Für eurotransport.de ist diese eher trübe Stimmung in der Branche aber kein Grund, nicht positiv in die Zukunft zu blicken – und einen der modernsten Reisebusse von MAN auf seine Zukunftsfähigkeit abzuklopfen. Er wurde erst 2017 einem großen Facelift unterzogen. Seitdem wurden bereits 2.500 Busse der neuen Generation ausgeliefert, rund 500 davon in Deutschland.

Auch wenn der Berliner Designer Stephan Schönherr mit seinem Team ganze Arbeit geleistet hat bei der Kreation des neuen Familiengesichts – der sogenannten Round-Edge-Designlinie –, hat MAN die Chance verpasst, grundlegende konzeptionelle Änderungen einfließen zu lassen. Fehlte hier Geld oder Mut? Egal, die Folge jedenfalls: Immer noch gibt es keinen 10,5-Meter-Clubbus, immer noch setzen die Löwen auf ein langes Heck mit starrer Nachlaufachse und kurzem Radstand auf Kosten des Stauraums. Und immer noch geht es im Vorderwagen für den Fahrer beengt zu hinter dem etwas angestaubten, weitgehend analogen Cockpit. Auch eine vollkommen neue Elektronikstruktur, die erst mit dem neuen MAN TGX Einzug gehalten hat, fehlt dem Wagen und damit eine nahtlose und optimale Integration der neuesten Sicherheits- und Assistenzsysteme.
Moderne Evolution mit expressiven Elementen
Doch genug der Schelte. Der Reisebus hat viele sehr gute Seiten, und das moderne Design mit dem guten cw-Wert drückt das nach außen und innen auch sehr gut aus. Nicht zuletzt diese moderne Evolution mit expressiven Elementen an Front und Heck sorgte auch für die steile Karriere des MAN Lion’s Coach als Mannschaftsbus des internationalen Fußballs – unlängst stieß der rumänische Meister FC Viitorul zum Dream-Team –, auch wenn dieser Status durch die unnötige Preisgabe des BMC in Plauen in ernste Gefahr gerät.

"Sportliche" Fahrleistungen zumindest sind mit den neuen, dezent erstarkten Euro-6d-Motoren und den serienmäßigen PCV-Stoßdämpfern durchaus gegeben. Die Zeiten, in denen ein drahtiger Neoplan Cityliner seinen pummeligen MAN-Kollegen die Heckleuchten gezeigt hat, sind auf jeden Fall vorbei. Auf spritsparende Hybridantriebe mit ZF-Traxon-Modul werden MAN-Reisebus-Kunden aber noch etwas warten müssen – hier ist der klimapolitische Leidensdruck wohl auf allen Seiten noch nicht groß genug. Auch ohne Hochglanz-Erstligaausstaffierung hat der Innenraum des Lion’s Coach enorm gewonnen. Die unverwechselbare, massive Innendecke schwebt gewissermaßen über dem hellen und angenehmen Innenraum, der dank des ebenen Fußbodens gut zugänglich ist. Die neuen Kiel-Sitze, die in unserem Fall auf den Namen "Comfort Line Basic Plus" hören, fügen sich mit ihrer strikten Sachlichkeit gut in dieses Ambiente ein. Höhenverstellbare Kopfstützen sind natürlich in ihren höherwertigen Ausstattungslinien auch zu bekommen.
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