Reichlich Gepäck reist immer mit, wenn die Redaktion zu Tests einlädt. Ballast für 40 Tonnen Gesamtgewicht zum Beispiel ist für den schweren Standardsattel Pflicht. Zur Kür gehört dann aber eher, was Scania-Testfahrer Peter Breitbach in Gestalt eines dicken, viele Seiten umfassenden Ordners in der Topline-Kabine seines orangefarben lackierten Scania hortet. Penibel sind in diesem Konvolut all die Änderungen aufgeführt, die das Werk am GPS-Tempomaten Scania Active Prediction seit seiner Vorstellung im Jahr 2011 bis zum heutigen Tage vorgenommen hat. Der Umfang des Konvoluts zeigt: Auf der faulen Haut gelegen sind die Schweden ganz sicher nicht. Sie haben ja mittlerweile nicht nur den Freilauf Eco-Roll integriert, sondern zum Beispiel auch den Weg frei gemacht für den Eingriff des vorausschauenden Tempomaten in die Schaltstrategie.
Beides kommt nun nicht von ungefähr. Denn auf CCAP (Cruise Control Active Prediction) von Scania folgte anno 2012 direkt PPC von Mercedes (Predictive Powertrain Control). Und bei PPC waren von Beginn an Eco-Roll ebenso wie Eingriffe in die Schaltlogik mit von der Partie. Aber auch PPC ist nicht mehr im Urzustand.
Das Test-Duo rollt abends auf die Piste
Der sogenannte Überschwinger (Überschussgeschwindigkeit) lässt sich statt vordem von plus vier bis plus 15 km/h schon von plus zwei bis plus 15 km/h in Einserschritten dosieren. Zudem hat das System beim Test-Lkw nun mit der zweiten Generation des OM 471 zu tun und muss dessen Eigenarten berücksichtigen. Zu nennen wären dabei in erster Linie: Ein unterhalb der bisherigen Gürtellinie doch spürbar üppiger vorhandenes Drehmoment bis runter auf ungefähr 900/min sowie das Erreichen der vollen Leistung schon bei 1.600 Touren (statt vorher 1.800/min). Wenn es einen Autobahnabschnitt in Deutschland gibt, auf dem GPS-Tempomaten ihre Fähigkeiten entfalten können, dann sind es Teilstrecken wie das Segment zwischen Stuttgart-Zuffenhausen und Ilsfeld auf der A 81.
Berg und Tal dominieren, wobei auch sachte Gefälle genug vorhanden sind, auf denen sich Eco-Roll beweisen kann. Punkt 19 Uhr fallen die Lkw-Überholverbote. Deswegen rollt das Test-Duo auch erst abends auf die Piste, um bis spät in der Nacht das Sparpotenzial von PPC und CCAP unbehelligt auszuloten. Drei Fahrweisen stehen auf dem Programm: Sturer Tempomat ohne GPS-Weitblick, gemäßigter GPS-Tempomat unter den Vorzeichen, die bei Scania "Standard" heißen. Gemeint ist damit ein Überschwinger in Höhe von vier Prozent der jeweils eingestellten Tempomatgeschwindigkeit sowie ein Unterschwinger in Höhe von sechs Prozent. Transponiert auf die Gegebenheiten bei Mercedes-PPC bedeutet das: minus fünf km/h als unteres Limit , plus 4 km/h als oberes Limit gesetzt – und wie beim Scania 85 km/h als Marschgeschwindigkeit gewählt. Für die Praxis bedeutet das: Innerhalb dieses Spektrums werden die GPS-Tempomaten versuchen, mit Absackenlassen der Geschwindigkeit bis auf 80 km/h sowie unter Zuhilfenahme von Eco-Roll und gegebenenfalls auch durch kurzes Beschleunigen vor dem Berg das Beste aus den Gegebenheiten zu machen.
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