Güllemixer im Einsatz: Spezialisten für gärfähiges Material

Güllemixer im Einsatz
Spezialisten für gärfähiges Material

Wenn Romano Michelberger und Markus Kiffe mit ihren gelben Trucks anrücken, ist im wahrsten Sinne "die Kacke am Dampfen" – oder anderes gärtaugliches Material.

Report Starke Typen, FF 6/2021, Hölzl Gülle-Separator und Gülle-Mixer im Einsatz, Biogasanlage, Tank verkrustet
Foto: Sandra Moser

Als eine mobile Service-Crew sind sie und zwei außergewöhnliche Fahrzeuge zur Instandhaltung von Biogasanlagen unterwegs. Ihr Arbeitgeber, die Hölzl GmbH aus dem bayerischen Schonstett, ist auf dieses Dienstleistungsangebot spezialisiert.

Die Anlagen gewinnen durch Vergärung von abbaubarer Biomasse regenerative Energie und setzen dazu Gülle, nachwachsende Energiepflanzen wie Mais und Gras-Silage oder Bioabfälle ein. Allein in Deutschland gibt es fast 10.000 industrielle Anlagen, die regelmäßig Wartung benötigen. On top kommen kleinere Anlagen auf Bauernhöfen. "Nein, über Langeweile können wir tatsächlich nicht klagen. Wir haben nämlich auch Einsätze in England, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Tschechien, Slowenien, Österreich und Italien", zählen die beiden auf. Fast ein bisschen wie Fernverkehr, nur inklusive gewöhnungsbedürftiger Gerüche und ein bisschen Dreck. "Manchmal auch etwas mehr Dreck", gesteht Markus lachend. "Im letzten November, wir arbeiteten auf einem Bauernhof, brach an einem Tank ein Ventil. Die Scheiße flog schön im hohen Bogen über uns hinweg und klatschte komplett auf meinen Lkw. Den putzten wir ein paar Stunden. Zum Glück hatte ich die Fenster zu!" Das läuft wohl unter "Shit happens".

Report Starke Typen, FF 6/2021, Hölzl Gülle-Separator und Gülle-Mixer im Einsatz, Biogasanlage, Tank verkrustet
Sandra Moser
Romano ist noch richtig gerne auf Tour. Das Schild begleitet ihn dabei schon über 30 Jahre.

"Ich weiß, weshalb ich immer wasserabweisende Arbeitsklamotten trage", ergänzt Romano mit vielsagendem Grinsen. Er arbeitet seit 2011 bei Hölzl als Maschinist und fährt und bedient einen sogenannten Güllemixer. Darunter kann sich kaum jemand auf Anhieb etwas vorstellen. "Ich erkläre dann, der funktioniert wie ein Stabmixer. Für etwas größere Töpfe", scherzt er. Das trifft es gar nicht schlecht, denn seine Aufgabe ist es, die braunschwarze Pampe in den Gär- oder Lagertanks durchzuquirlen, wenn sich festes und flüssiges Material voneinander absetzen. Eine homogene Mischung fördert den Gasertrag, und nur eine relativ fluide Masse lässt sich zur weiteren Verwertung später wieder gut aus den Behältern abpumpen.

Mixen mit Gefühl

Romanos Arbeitsgerät ist ein vierachsiger Volvo FH 500 mit ausklappbaren Stützen und einem fünfteiligen, faltbaren Spezialaufbau von Liebherr. Die Auslage des Rührarms beträgt 37 Meter. Ganz vorne befindet sich ein Propeller, der wie eine Schiffsschraube aussieht und via Hydraulikpumpe über einen Nebenantrieb durch den Fahrmotor des Volvo angetrieben wird. Satte 160 PS gibt der Quirl ab, wenn der Maschinist Gas gibt. Das Rühren steuert Romano über eine Fernbedienung: "Die Hydraulik ist sehr leistungsfähig, und die Zylinder drücken einfach. Ist die Masse stark verfestigt und der Widerstand zu groß, verbiegt es mir den Ausleger, bis er abknickt. Deshalb muss ich so nah dran sein, um sehen zu können, was vorne passiert." Sobald das erste Teilstück des Rührarms in die undurchsichtige Tiefe abtaucht, ist Romano ganz auf Gespür und Erfahrung angewiesen. Sein Fingerspitzengefühl ist gefragt beim Güllemixen. Je nach Größe des Behälters und Zustand des Inhalts ist er damit mehrere Tage beschäftigt.

Bei Wind und Wetter auf dem Umlauf eines Hochbehälters oder auf einem Hubsteiger ist das nicht immer angenehm. Romano nimmt es gelassen: "Ein anderes Mal ist es dafür wieder eine ganz entspannte Angelegenheit. Da sitze ich gemütlich auf meinem Campingstuhl an der Lagune." Lagune? Ja, die offizielle Bezeichnung für ein in den Boden eingelassenes Gülle-Endlager. Um eine Referenz zur namensgleichen Badebucht mit Sandstrand herzustellen, braucht es etwas Fantasie, Romano mag seinen Job aber trotzdem. Da nur er den Volvo fährt, hat er sich gemütlich eingerichtet und übernachtet auch darin. "Abends habe ich sogar heißes Wasser, weil die Abwärme von Motor und Hydraulik bei der Arbeit im Stand den 600-Liter-Tank der eingebauten Hochdruckwaschanlage aufheizt. Im Sommer hänge ich meine Outdoor-Dusche an", erzählt er grinsend. "Wenn dich dazu die italienische Bauersfamilie noch mit landestypischen Leckereien versorgt, ist das das beste Leben."

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