1986 präsentiert MAN den F90. Gedacht als Verjüngung unter Wahrung der bisherigen MAN-Optik, markiert er doch einen Neuanfang – insbesondere durch die eigens konstruierte Kabine und das zugrunde liegende Baukastenprinzip. Das F90-Design setzt sich bis zum F2000 Evo fort und ist auch heute noch schön anzusehen.
"Lange hat man auf die neuen MAN gewartet. Jetzt sind sie endlich da. Wird er ebenfalls 20 Jahre produziert werden?" Nein, diese Sätze entstammen nicht der Vorstellung des neuen TGX im Jahr 2020. Sie stehen im FENRFAHRER 8/1986, der sich mit der neuen Lkw-Generation aus München befasst – besser bekannt als F90. Eine der wegweisenden Neuerungen ist damals das komplett neu konstruierte, würfelförmige Fahrerhaus. Es löst die noch auf die Kooperation mit Saviem zurückgehenden, inzwischen MAN-typischen Kabinen ab. Trotz Neukonstruktion sollte der Wiedererkennungseffekt gewahrt bleiben, was laut FERNFAHRER gelungen ist: "Erst auf den zweiten Blick erkennt man, daß es sich um ein neues Fahrzeug handelt."
Platz für einen V10-Motor
Bis auf die bereits 1985 auf der IAA vorgestellten neuen Motoren (290, 330 und 360 PS), den Triebstrang und die Achsen seien beim F90 neben der Kabine auch der nach vorne gespreizte Leiterrahmen, die Bremsen und die Lenkung neu. Die Rahmenspreizung sei besonders praktisch: "Hier wurde bereits an die Zukunft gedacht. Der Platz für Motoren und Nebenaggregate ist so reichlich bemessen, daß später auch größere Motoren, zum Beispiel ein V10, jederzeit untergebracht werden können." Das durch den neuen Rahmen eingesparte Gewicht kommt unter anderem einem 300-Liter-Tank zugute, der den bisherigen 200-Liter-Tank ablöst.
Auch die Fernverkehrs-Kabine wartet mit mehr Größe auf und misst jetzt 2,44 Meter Breite. Sie ist vierpunktgelagert und kann nun hydraulisch gekippt werden. "Der Kippwinkel ist so groß, daß sogar der ganze Motor herausgehoben werden kann", heißt es im FERNFAHRER. Der Innenraum sei optimal genutzt: ein niedriger Motortunnel, aus dem der kurze Schaltknauf ragt, ein neues Armaturenbrett mit zwei großen Rundinstrumenten wie in den neuen Bussen, dreistufige Heizung/Belüftung, pflegeleichte glatte Flächen, eine "elegante" Fahrerhausverkleidung aus Faservliesschalen "und in der Mitte ein schon jetzt geschätzter Staukasten". Zu kaufen gibt es die neuen MAN zunächst als 16.362, 19.362 und 22.362. Bis Ende 1987 soll die Produktion dann vollends umgestellt sein und die Zukunft ganz dem F90 gehören.
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