Worst Case auf dem Brenner: Folgen der Verkehrsbeschränkungen

Worst Case auf dem Brenner
Folgen der Verkehrsbeschränkungen

Geplantes Einspurigkeit auf der Luegbrücke funktioniert nicht. Handelskammer Bozen bereitet sich nun aufs Verkehrschaos vor. Eine Worst-Case-Studie zeigt auf, was auf dem Brenner droht.

Alpentransit
Foto: Matthias Rathmann

Die Baustellen auf der Brennerautobahn führten bereits in vergangenen Wochen zu umfangreichen Staus. Spätestens jetzt wurde laut der Handelskammer Bozen klar, dass das geplante Verkehrsmanagement mit der Einspurigkeit auf der Luegbrücke so nicht funktioniert. Der Verkehr müsste gleichmäßiger auf die Tages- und Nachtstunden verteilt werden, heißt es seitens der lokalen Unternehmensorganisation. Aktuell hat die Handelskammer Bozen eine Worst-Case-Studie von Uniontrasporti über die Auswirkungen der neuen Verkehrsbeschränkungen vorgestellt.

Einspurigkeit auf der Luegbrücke nicht umsetzbar

Wie bereits bekannt, wird die Luegbrücke ab 1. Januar 2025 bis zur Fertigstellung des Neubaus nur einspurig befahrbar sein. Nach Verhandlungen werde es die Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (Asfinag) nun doch ermöglichen, die Brücke an rund 170 Tagen pro Jahr in Fahrtrichtung Süden und 160 Tagen pro Jahr in Fahrtrichtung Norden zweispurig zu befahren. Die Infrastruktur, die aufgrund der Tiroler Verbote und Beschränkungen bereits jetzt nur zu 50 Prozent für den Lkw-Verkehr nutzbar ist, wird damit weiter eingeschränkt.

Studie „Worst Case Brenner“ vorgestellt

Die heute in der Handelskammer Bozen vorgestellte Studie „Worst Case Brenner“ von dem Handelskammer-Konsortium Uniontrasporti zeigt, wie sich ein Abbau der Infrastrukturkapazitäten direkt auf die regionalen Exporte auswirkt. Die Studie weist darauf hin, wie sich die Tage, an denen die Brücke nur einspurig befahrbar ist, auf die Wirtschaft und die Umwelt auswirken und wie sich die Verkehrsströme neu verteilen werden. Die einzigen Lösungen, die sicherstellen würden, dass kein weiterer wirtschaftlicher Schaden entsteht, sei es, Lkw-Fahrten in der Nacht zuzulassen und die ganzjährige Zweispurigkeit in beiden Fahrtrichtungen zu gewährleisten.

Güter auf die Schiene: Rola bis nach Trient verlängern

Darüber hinaus müsse der Verkehr vermehrt auf die Schiene verlagert werden. Damit dies beim Lkw-Verkehr gelingt, müsse die Rola bis nach Trient verlängert und zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden. „Es ist wesentlich für die heimische Wirtschaft, dass die Kapazität des Brenner-Korridors nicht weiter eingeschränkt wird. Für den Export und den Tourismus ist ein flüssiger Verkehr, der nicht durch Bauarbeiten beeinträchtigt wird, von grundlegender Bedeutung“, sagt Michl Ebner, Präsident der Handelskammern von Bozen.

Brenner ist nicht fürs heutige Verkehrsaufkommen ausgelegt

Daniel Alfreider, Landeshauptmann-Stellvertreter und Landesrat für Ladinische Bildung und Kultur, Mobilität sowie Infrastruktur ergänzte: „Die Brennerautobahn, die in den 1950er und 1960er Jahren gebaut wurde, ist nicht für das heutige Verkehrsaufkommen ausgelegt. Dasselbe gilt für die über 150 Jahre alte Brennerbahn. Deshalb investieren wir massiv in den Brennerbasistunnel sowie in die Modernisierung der Straßen- und Schieneninfrastruktur. Diese Maßnahmen sind notwendig, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Leider sind Baustellen und Einschränkungen dabei unvermeidlich. In solchen Situationen ist es entscheidend, dass die Staaten zumindest bei der Korridorpolitik enger zusammenarbeiten, um kilometerlange Staus, wie wir sie kürzlich erlebt haben, zu verhindern. Nur durch eine koordinierte und vorausschauende Planung können wir die Mobilität in der Region nachhaltig verbessern und gleichzeitig die Belastungen für die Bevölkerung minimieren.“