In weiten Teilen Europas fehlen Berufskraftfahrer. Speditionen und Logistikdienstleister kämpfen seit Jahren damit, ihre Transporte zuverlässig zu besetzen, Kapazitätsspitzen abzufedern und Lieferketten stabil zu halten. Viele Unternehmen reagieren mit neuen Rekrutierungsstrategien, Auslandsstandorten oder der Zusammenarbeit mit Flottenbetreibern in anderen Ländern. Die Noerpel-Gruppe geht jetzt einen eigenen Weg: Mit einer neuen Fuhrparkgesellschaft in Litauen will das Familienunternehmen aus Ulm zusätzliche Fahrerkapazitäten aufbauen und sich im Wettbewerb um Fachkräfte breiter aufstellen.
Noerpel Baltic: Fuhrparkgesellschaft in Vilnius
Um der Fahrerknappheit gezielt begegnen zu können, hat Noerpel 2024 die Tochtergesellschaft Noerpel Baltic mit Sitz in der litauischen Hauptstadt Vilnius gegründet. Sie ist als eigene Fuhrparkgesellschaft organisiert und arbeitet ausschließlich für die Standorte der Noerpel-Gruppe.
Noerpel Baltic auf einen Blick:
- Gründung: 2024
- Sitz: Vilnius, Litauen
- Funktion: Fuhrparkgesellschaft der Noerpel-Gruppe
- Personal: rund 75 fest angestellte Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer
- Fahrzeuge: 60 Lkw auf internationalen Touren
- Ziel: Entlastung bei Kapazitätsengpässen und Stabilisierung der Lieferketten
„Mit Noerpel Baltic stabilisieren wir Lieferketten und stellen unser Unternehmen zukunftssicherer auf“, erklärt Frank Irslinger, Vorstand der Noerpel-Gruppe. Mit dem massiven Ausbau eigener Ressourcen wolle Noerpel in der Transportabwicklung flexibler agieren und die Versorgung der Kunden absichern.
So organisiert Noerpel Baltic die internationalen Lkw-Touren
Die Steuerung der Flotte erfolgt durch das Team von Noerpel Baltic in Litauen. Die Kolleginnen und Kollegen in Vilnius:
- disponieren die zum Auftrag passenden Fahrzeuge,
- stellen das Fahrpersonal,
- planen die Touren und
- überwachen die komplette Transportabwicklung.
Für Transparenz in der Lieferkette setzt Noerpel auf Telematik: Die eingesetzten Lkw lassen sich jederzeit per GPS-Signal orten, der aktuelle Sendungsstatus steht den Dispositionen permanent zur Verfügung. So sollen internationale Transporte effizienter planbar sein – auch über mehrere Ländergrenzen hinweg.
Litauische Fahrer unterstützen deutsche Standorte
Aktuell fahren die Lkw und Fahrerinnen und Fahrer von Noerpel Baltic bereits für mehrere deutsche Standorte der Gruppe. Sie kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn Kapazitäten knapp werden oder zusätzliche Verkehre gefahren werden müssen.
Im Einsatz sind Fahrer und Fahrzeuge von Noerpel Baltic unter anderem für:
- Ulm
- Baienfurt
- Kempten
- Stuttgart
- Teningen
- Villingen-Schwenningen
Damit trägt die Flotte aus Litauen direkt zur Transportabwicklung in Deutschland bei und entlastet die dortigen Fuhrparks.
Noerpel-Gruppe: Gewachsener Logistikallrounder
Die Wurzeln der Noerpel-Gruppe reichen bis ins Jahr 1881 zurück. Aus dem regionalen Transportunternehmen hat sich ein breit aufgestellter Logistikdienstleister entwickelt.
Kennzahlen der Noerpel-Gruppe (Geschäftsjahr 2024, nach Unternehmensangaben):
- Hauptsitz: Ulm
- Standorte: 29 in Deutschland, der Schweiz und Österreich
- Umsatz: rund 710 Millionen Euro
- Sendungen: etwa 5,3 Millionen pro Jahr
- Beschäftigte: rund 3.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Neben klassischen Transportleistungen bietet Noerpel heute auch Logistikdienstleistungen mit Value-Added-Services, E-Commerce-Fulfillment sowie Personaldienstleistungen an. Mit Noerpel Baltic erweitert das Unternehmen sein Leistungsportfolio nun um eine eigenständige Fuhrparkorganisation in den baltischen Staaten.
Baltische Staaten werden zur Drehscheibe für Fahrpersonal
Mit der Verlagerung von Lkw-Transportkapazitäten nach Litauen steht Noerpel nicht allein. Die baltischen Staaten haben sich in den vergangenen Jahren zu wichtigen Standorten für Flottenbetreiber und Logistikunternehmen entwickelt.
- Hellmann Worldwide Logistics aus Osnabrück hat bereits 2023 seine Präsenz im Baltikum verstärkt.
- Die Nosta Group nutzt über ihre Landesgesellschaft in Polen Komplettladungs-Transporte (FTL) nach Lettland, Litauen und Estland.
Viele Speditionen sehen in den baltischen Staaten die Chance, zusätzliche Fahrerinnen und Fahrer zu gewinnen und internationale Relationen effizienter abzubilden. Wie die jeweiligen Unternehmen ihre Flotten organisieren und wer am Steuer der Lkw sitzt, wird nicht immer im Detail kommuniziert – im Fall von Noerpel Baltic ist klar: Es handelt sich um eine eigene Fuhrparkgesellschaft mit fest angestellten Fahrerinnen und Fahrern.
Girteka: Platzhirsch im Baltikum kämpft selbst mit Fahrermangel
Ein Blick auf den litauischen Großflottenbetreiber Girteka zeigt zugleich die Grenzen des Modells: Trotz seiner Größe berichtet auch der Platzhirsch aus dem Baltikum von einem spürbaren Mangel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Girteka versucht, dem auf mehreren Wegen zu begegnen:
- mit einem Onlineportal für die Rekrutierung von Fahrpersonal,
- speziellen Initiativen, um Frauen für den Beruf der Berufskraftfahrerin zu gewinnen,
- sowie einer geografischen Erweiterung der Rekrutierung: Aus der Not heraus expandiert das Unternehmen nach Georgien, um dort weitere „Talente zu gewinnen“.
Das Beispiel macht deutlich: Der Fahrermangel ist längst kein rein deutsches oder westeuropäisches Problem mehr, sondern eine Herausforderung für den gesamten europäischen Straßengüterverkehr.
Sind Fahrer aus dem Baltikum die Lösung gegen den Lkw-Fahrermangel?
Der Aufbau von Fuhrparkgesellschaften in Litauen oder anderen baltischen Staaten kann helfen, kurzfristig zusätzliche Transportkapazitäten bereitzustellen und Lieferketten zu stabilisieren. Unternehmen wie Noerpel sichern sich damit einen besseren Zugang zu Fahrerinnen und Fahrern, die auf internationalen Relationen eingesetzt werden können.
Die strukturelle Ursache des Fahrermangels löst das aber nur teilweise:
- Die Nachfrage nach qualifizierten Berufskraftfahrern steigt europaweit.
- Auch Anbieter im Baltikum – wie Girteka – berichten von Engpässen.
- Rekrutierung wird zunehmend in weitere Länder verlagert, etwa nach Georgien.
Die Strategie, auf Fahrer und Fuhrparks in den baltischen Staaten zu setzen, ist damit ein wichtiger Baustein, aber keine alleinige Antwort auf den Lkw-Fahrermangel. Für die Branche bleiben Fragen nach Arbeitsbedingungen, Ausbildung, Attraktivität des Berufs und effizienteren Transportkonzepten weiterhin zentral.
FAQ: Lkw-Fahrermangel und Noerpel Baltic
Die Noerpel-Gruppe reagiert mit Noerpel Baltic auf den anhaltenden Lkw-Fahrermangel in Deutschland und Europa. Durch fest angestellte Fahrerinnen und Fahrer in Litauen und eine eigene Flotte will das Unternehmen zusätzliche Kapazitäten aufbauen, Kapazitätsengpässe an deutschen Standorten abfedern und Lieferketten seiner Kunden stabiler machen.
Noerpel Baltic ist als eigenständige Fuhrparkgesellschaft in Vilnius organisiert. Sie stellt Fahrzeuge und Fahrpersonal für internationale Transporte der Noerpel-Gruppe bereit und unterstützt dabei unter anderem die Standorte Ulm, Baienfurt, Kempten, Stuttgart, Teningen und Villingen-Schwenningen.
Fahrerinnen und Fahrer aus Litauen und den anderen baltischen Staaten können die Auswirkungen des Fahrermangels abmildern und Kapazitätsspitzen abfedern. Dauerhaft lösen sie das Problem aber nicht: Auch große Flottenbetreiber im Baltikum berichten von Fahrermangel und rekrutieren inzwischen in weiteren Ländern wie Georgien.





