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Anonyme Befragung des BAG Stressfaktor Laderampe

Foto: Karl-Heinz Augustin

Engpässe an den Laderampen und damit verbundene Wartezeiten bleiben ein schwieriges Allzeitthema. Eine aktuelle Befragung des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) bei Kraftfahrern und Rampenbetreibern ergibt ein unterschiedliches, zum Teil sogar gegensätzliches Bild.

Im Ergebnis führt die unbefriedigende Situation "zu Beeinträchtigungen von Transportabläufen, wirtschaftlichen Nachteilen und Unzufriedenheit bei allen Beteiligten", wird festgestellt. Konkret ergab die breit angelegte Befragung deutscher und ausländischer Fahrer, dass sich die Problematik langer Wartezeiten in den letzten Jahren "eher verstärkt als entspannt" hat. So sagten knapp 47 Prozent aus, die Wartezeiten hätten sich in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt verlängert. Lediglich 15 Prozent nahmen eine Verkürzung wahr.

Fahrer helfen mit

Deutlich positiver fiel die Einschätzung der befragten Rampenbetreiber aus. Von ihnen registrierten 43 Prozent in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich kürzere Wartezeiten, und nur 16 Prozent eine Verlängerung. Allein bei der Nutzung von Zeitfenstermanagementsystemen waren sich beide Seiten annähernd einig: Von den Rampenbetreibern erkannten rund 40 Prozent keine Veränderung der durchschnittlichen Wartezeiten. Bei den Fahrern waren es knapp 38 Prozent. Ein insgesamt enttäuschendes Ergebnis, gerade auch vor dem Hintergrund der vielen Bemühungen, die es in den vergangenen Jahren im Rahmen des Aktionsplanes Güterverkehr und Logistik gegeben hat. Unterschiedliche Sichtweisen zeigt die Befragung auch beim Stichwort Fahrzeugentladung. Während 91 Prozent der befragten Fahrer angaben, ihr Fahrzeug "mehr oder minder häufig" selbst entladen zu müssen, erfolgt dies nach Aussagen der Rampenbetreiber in rund 28 Prozent der Fälle "immer".

40 Prozent gaben zu Protokoll, dass Fahrer an ihren Rampen "nie selbst entladen müssen". Von den Fahrern sagten dies lediglich zehn Prozent aus. Der Hintergrund derartiger Differenzen liegt dem BAG-Bericht zufolge in Informationsdefiziten und in unklaren Leistungsverpflichtungen begründet. Denn sage und schreibe 65 Prozent der Lkw-Fahrer und 32 Prozent der Rampenbetreiber "wissen nicht immer", ob die Zuständigkeit für die Fahrzeugentladung vertraglich geregelt ist. So ist der Hälfte der Fahrer im Vorfeld "nie oder nur selten" bekannt, ob sie selbst entladen müssen. Bei den ausländischen Kollegen ist dieser Anteil mit 65 Prozent sogar noch höher. Kein Wunder, wenn bei derart unklaren Zuständigkeiten "letztlich der Rampenbetreiber" über die Entladezuständigkeit entscheidet. Immerhin 59 Prozent der Fahrer sehen das jedenfalls so.

Persönliche Ansprache

Nur bei den verbleibenden 41 Prozent scheint die Frage klar zu sein: In 26 Prozent der Fälle entscheidet "der Arbeitgeber als Weisungsbefugter" und einige (15 Prozent) dürfen sogar selbst entscheiden. Generell gilt: Ausländische Fahrer haben bei der Entladung schlechtere Karten als ihre deutschen Kollegen. Und: Von unter 35-jährigen Fahrern verlangen die Rampenbetreiber die Entladung häufiger als von älteren. "Mit zunehmendem Alter der Fahrer steigt die Bedeutung des Arbeitgebers als Weisungsbefugtem", heißt es dazu wörtlich in dem BAG-Bericht. Interessant auch die Bewertung der Zeitfenstermanagementsysteme, die überwiegend positiv ausfällt. Die Zustimmung ist bei den Rampenbetreibern mit 84 Prozent freilich deutlich größer, als bei den befragten Fahren mit 57 Prozent. Verbesserungspotenziale bieten offenbar Avisierungs- und Lkw-Abrufsysteme.

Denn deutliche 60 Prozent der befragten Fahrer und Rampenbetreiber gaben an, dass Informationen über die voraussichtliche Ankunftszeit von Fahrzeugen "nie oder nur in seltenen Fällen fließen". Und verbindliche Informationen über die Wartezeiten erhält lediglich eine Minderheit der Fahrer. Knapp zwei Drittel der Rampenbetreiber räumten ein, den Fahrern "nie oder nur selten" entsprechende Mitteilungen zu machen. Erstaunliche Aussagen sind das, wo doch das Interesse an einem für alle Beteiligten vernünftigen Miteinander an den Rampen offensichtlich groß ist. Denn, so der BAG-Bericht, "der persönliche Umgang an den Rampen wird im Großen und Ganzen überwiegend als positiv empfunden". Ausnahmen bestätigen hier jedoch ebenfalls die Regel: 8,5 Prozent der Fahrer und wenige Rampenbetreiber bewerten den persönlichen Umgang miteinander als "sehr negativ". Belastet wird die Kommunikation häufig durch Sprachbarrieren. So beurteilt der überwiegende Teil der Rampenbetreiber die Sprachkenntnisse ausländischer Fahrer als "insgesamt negativ".

Rampenbetreiber stellen sich bessere Sprachkenntnisse ausländischer Fahrer vor

Natürlich haben beide Seiten durchaus Vorstellungen darüber, was verbessert werden könnte. Die Fahrer votieren überwiegend für eine "bedarfsgerechte Ausweitung von Lager-, Rampen- und Personalkapazitäten, für flexiblere Rampenöffnungszeiten sowie für den Ausbau von Parkplätzen". Die Rampenbetreiber stellen sich vor allem bessere Sprachkenntnisse ausländischer Fahrer vor – "vor allem in Englisch". Die Befragung zur Situation an Laderampen wurde 2017 durch das BAG anonym mit standardisierten Erhebungsbögen vorgenommen. Einbezogen waren – auf freiwilliger Basis – 778 in- und ausländische Berufskraftfahrer. 46 Prozent von ihnen hatten die deutsche, 51 Prozent eine ausländische Staatsbürgerschaft. Der Rest machte dazu keine Angaben.15 Prozent der Befragten waren unter 35 Jahre alt, 56 Prozent gehörten zur Altersgruppe der 35- bis 54-Jährigen und 25 Prozent waren älter als 54.

Dieser Artikel stammt aus diesem Heft
TA 09 2018 Titel
trans aktuell 09 / 2018
20. April 2018
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