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Rundläufe von vier Wochen sollen möglich sein Sozialdumping: BGL will europäische Lösung

BAG, Autobahn, Kontrolle Foto: BAG

Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) fordert eine größere Entschlossenheit im Kampf gegen Sozialdumping. Er begrüßt daher das in Deutschland auf den Weg gebrachte Verbot, wonach Fahrer die regelmäßige wöchentliche Ruhezeit nicht mehr im Lkw verbringen dürfen, als einen wichtigen ersten Schritt.

Sozialdumping und unwürdigem Nomadentum wirklich einen Riegel vorschieben könne aber nur eine europäische Regelung. Ende Mai will die EU-Kommission  ihre Pläne zur Regelung des europäischen Straßengüterverkehrs vorstellen. "27 nationale Einzellösungen würden für die Unternehmen einen unverhältnismäßigen Aufwand bedeuten", erklärte der neue BGL-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Dirk Engelhardt bei seinem ersten Treffen mit Journalisten am Freitag in Berlin.

Der BGL wäre zu weitreichenden Zugeständnissen bereit, um eine solche gemeinsame Lösung herbeizuführen: Er kann sich mehrere verkürzte Ruhezeiten vorstellen, die am Heimatstandort ausgeglichen werden müssen. Dadurch wäre es Transportdienstleistern möglich, drei- bis vierwöchige Rundläufe durchzuführen, die mit einer Rückkehr von Fahrer und Lkw ins Heimatland enden müssten.

BGL will mehr Kontrolleure beim Bundesamt für Güterverkehr

Voraussetzung für die Erlaubnis solcher Touren sei jedoch deren Überprüfbarkeit, eine wirksame Kontrolle von Kabotage und eine personelle Aufstockung der Mitarbeiter des Bundesamts für Güterverkehr (BAG), die für die Unterwegs-Kontrollen zuständig sind. "Eine solche Regelung darf nicht zum Nachteil des deutschen Transportlogistikgewerbes erfolgen", machte Engelhart klar.

Der BGL legt ferner Wert darauf, dass diese Rundläufe nicht unter die Entsenderichtlinie, sondern unter die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU fallen. "Dazu bedarf es dann einer Neudefinition, was Dienstleistungsfreiheit bedeutet und was als Missbrauch gilt", sagte Engelhardts Vorgänger Prof. Dr. Karlheinz Schmidt.

Sozialdumping sei für den Verband zurzeit eines der wichtigsten Themen, erklärte Engelhardt. Es werde auch in den Wahlprüfsteinen thematisiert, die zurzeit mit den anderen Branchenverbänden abgestimmt werden. "Wir müssen so viel über Sozialdumping reden, dass es den Leuten zu den Ohren rauskommt", sagte BGL-Präsident Adalbert Wandt – denn dann wird seiner Erfahrung nach auch gehandelt.

Lkw-Kartell und Trusted Carrier beschäftigen BGL ebenfalls

Ebenfalls weit oben auf der Prioritätenliste des BGL stehen die Themen Lkw-Kartell und Trusted Carrier. Was die Klagen in Zusammenhang mit den Preisabsprachen der Hersteller angeht, hat der Verband den Dienstleister Financialright beauftragt, für die Rechte der geschädigten Flottenbetreiber zu kämpfen. Bis heute hätten sich bereits Unternehmen mit zusammen mehr als 10.000 Fahrzeugen dem Ganzen angeschlossen. Der BGL arbeitet dabei mit der Kanzlei Hausfeld Rechtsanwälte und dem Prozessfinanzierer Burford Capital zusammen.

Financialright bleibe es überlassen, einen Prozess anzustrengen oder einen Vergleich herbeizuführen. Im Erfolgsfall streicht der Dienstleister eine Provision von einem Drittel ein, bei BGL-Betrieben sind es 28 Prozent. Der in den Ruhestand gewechselte Hauptgeschäftsführer Schmidt hält die BGL-Klagevariante für die attraktivste. Niemand müsse in Vorleistung treten, Gutachter oder andere Fachleute bezahlen "Von jedem Euro, der zurückkommt, bekommt das BGL-Unternehmen 72 Cent", erklärte Schmidt. Einzig Geduld sei gefragt. "Man kann nichts verlieren, man muss nur alt werden."

Was die BGL-Initiative "Trusted Carrier" angeht, die Verladern Sicherheit bei der Wahl ihrer Transportpartner geben soll, meldet der Verband ebenfalls Fortschritte. Zum 1. Mai soll das System scharf geschaltet werden. Zurzeit läuft der Probebetrieb mit 80 Unternehmen. 30 weitere sind derzeit in der Anmeldephase. Das System garantiert Verladern, dass nur seriöse Transportdienstleister, die als Trusted Carrier ausgezeichnet sind, vorfahren. Da soll die Sicherheit in der Lieferkette erhöhen und vor bösen Überraschungen wie Ladungsdiebstahl schützen. Nun komme es darauf an, weitere Verlader für die Initiative zu gewinnen.

BGL weitet Engagement zur Gewinnung neuer Mitglieder aus

Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) baut sein Engagement zur Akquise neuer Mitglieder aus. Aktuell sind etwa 7.000 Unternehmen den BGL-Landesverbänden angeschlossen, mittelfristig soll die Zahl um 1.000 bis 1.500 wachsen, erklärte der neue Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Dirk Engelhardt. Dafür hat er eine neue Stelle "Mitgliederakquisition und -betreuung" eingerichtet und darauf den Vertriebsprofi Andreas Schmidt gesetzt. Er leitete mehrere Jahre beim IT-Dienstleister Soloplan den Vertrieb und war anschließend für Telematik und Projekte im selben genossenschaftlichen Agrarunternehmen wie Engelhardt tätig. Engelhardt kann sich vorstellen, bei der Akquise auf neue Segmente zuzugehen. Mit einer Zentralgenossenschaft des Fleischerhandwerks sei man in Gesprächen, auch regt der Hauptgeschäftsführer an, in stärkerem Maße weitere Akteure – etwa Industrieunternehmen wie Bosch – für den BGL zu interessieren. Für diese Unternehmen könne man als Consultant tätigt werden. Es muss also nicht die klassische Mitgliedschaft sein.

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