DAF Trucks Injektoren: Probleme vom Tisch?

DAF Trucks Injektoren
Probleme vom Tisch?

Die schwere DAF XF/XG-Baureihe erfreut sich nicht zuletzt wegen ihrer ebenso modernen wie geräumigen Kabine großer Beliebtheit. Für einige Unternehmer und Fahrer wird das Bild allerdings von langwierigen Problemen mit der Kraftstoffeinspritzung getrübt. Eine Bestandsaufnahme.

DAF Trucks Paccar Injektoren-Probleme
Foto: DAF Trucks

Erst läuft der Reihensechszylinder immer weniger rund. Dann spielt das Kombiinstrument eine gelbe Warnleuchte aus. Der Verbrauch steigt. Wer jetzt noch weiterfährt, der sieht sich schließlich mit einer roten Warnleuchte konfrontiert – und bekommt einen Leistungsabfall zu spüren. Im schlimmsten Fall gekrönt von einer Schleichfahrt im Notlauf. In Einzelfällen von Liegenbleibern. So schildern FERNFAHRER seit Herbst 2023 einige Unternehmer und Fahrer ihre Erfahrungen mit DAF XF und XG, die mit Paccar MX-13-Dieselmotoren ausgestattet sind.

Die Ursache: moderne Diesel-Injektoren, deren feine Düsen nach und nach verstopfen. Sie sind mittlerweile als Hightech-Bauteile zu bezeichnen – immerhin wurden sie wie alle Teile um den Verbrennungsmotor in den letzten Jahren immer weiter verfeinert, um Kraftstoffverbrauch und Schadstoffemissionen zu reduzieren. Auch die aktuellen Paccar-Motoren laufen dank ihrer Injektoren (und vieler weiterer Optimierungen) sehr effizient, machen in der Praxis hier und da aber Ärger.

FERNFAHRER hat bereits Anfang des Jahres nachgefragt bei DAF Trucks. "Bei einigen Kunden der neuen DAF Lkw-Generation können Probleme mit dem Kraftstoffeinspritzsystem auftreten, die zu einem unregelmäßigen Motorlauf und möglicherweise zu einer Fehlermeldung auf dem Armaturenbrett des Fahrers führen können. Dies wird durch Kraftstoffablagerungen an den internen Einspritzkomponenten verursacht", hieß es damals. Man führe eine umfassende Servicekampagne durch, um eine neue Motorsoftware zu installieren und das Einspritzsystem bei Bedarf zu reinigen. Die Servicekampagne richte sich proaktiv an alle Kunden von Fahrzeugen der neuen Generation. Werkstattbesuch und Software-Update im Rahmen der Kampagne seien selbstverständlich kostenlos.

Lösungsansätze bisher wenig erfolgreich

Allein: Auch heute noch haben Unternehmer und Fahrer mit den Injektoren zu kämpfen, wie FERNFAHRER berichtet wird. DAF habe demnach versucht, die Injektoren zu spülen und mit Additiven sauberzuhalten, die die Fahrer alle 10.000 bis 15.000 Kilometer mit in den Tank geben sollten. Auch wurden laut der Unternehmer teils nur betroffene, teils sämtliche Düsen getauscht. Die Probleme aber kamen so oder so nach einigen tausend Kilometern zurück. Der letzte Stand laut der Unternehmer: DAF hat einen weiteren Injektorentausch auf modifizierte Bauteile in Verbindung mit einer neuen Software angekündigt. Erste Fahrzeuge haben die neuerliche Prozedur demnach bereits hinter sich und fahren für den Moment störungsfrei.

Vom Hersteller heißt es in einer neuerlichen Stellungnahme auf Nachfrage, dass der Großteil der ausgelieferten Kundenfahrzeuge keinerlei Problem aufweise und einwandfrei fahre. Bei betroffenen XF/XG führe die Servicekampagne zu einer "guten Fahrzeugleistung". Alle Fahrzeuge, die jetzt das Werk neu verlassen, seien mit der neuesten Injektoren-Generation ausgestattet, was zu der Qualität und Zuverlässigkeit führe, die die Kunden zu Recht von DAF erwarten. Dies werde durch die Fünf-Jahres-Garantie für Einspritzdüsen unterstrichen, die standardmäßig für alle Fahrzeuge angeboten wird.

DAF Trucks Paccar Injektoren-Probleme
KM Cargo
Juri Schmidt, Geschäftsführer von KM Cargo aus Offenburg, betreibt insgesamt 35 DAF XG 480. Vor einem Jahr habe er die ersten 20 Einheiten gekauft, berichtet er. "Seither vergeht kein Monat ohne weiteren Werkstattaufenthalt wegen der Injektoren-Probleme", so Schmidt.

Für die Kunden wie für DAF bleibt zu hoffen, dass verstopfte Düsen damit endgültig der Vergangenheit angehören. Betroffene Unternehmer und Fahrer zeigen sich schließlich verärgert. Juri Schmidt beispielsweise, Geschäftsführer von KM Cargo aus Offenburg. Sein Fuhrpark umfasst 200 Lkw, 35 davon sind XG 480. Vor einem Jahr habe er die ersten 20 DAF gekauft, berichtet er. "Seither vergeht kein Monat ohne weiteren Werkstattaufenthalt wegen der Injektoren-Probleme", so Schmidt. Daniel Hermann, Geschäftsführer der befreundeten Vida Logistik, stimmt zu. Auch seine fünf DAF XG 530 müssen laut seiner Aussage bis dato alle 10.000 bis 15.000 Kilometer in die Werkstatt. Alle mit der gleichen Fehlermeldung und der gleichen Diagnose: verstopfte Einspritzdüsen.

Schmidt wollte die Lkw laut eigener Angaben zwischenzeitlich wieder an DAF zurückgeben. Drei Fahrzeuge hätte er seinem Händler zurück auf den Hof stellen dürfen, für die restlichen XG habe man bis heute keine Einigung gefunden. Auch der Versuch, sie zu verkaufen, sei gescheitert. "Händler von gebrauchten Lkw kennen die Probleme. Sie wollen mir nur noch knapp die Hälfte des Neupreises zahlen – nach einem Jahr", sagt der Geschäftsführer.

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