Bereits im Vorfeld kündigten sich für das 60-jährige Jubiläum im Mai – und damit auch für die 30. Auflage der Autopromotec – zahlreiche Unternehmen an. Entsprechend groß waren die Erwartungen an die Kfz-Aftermarket-Messe. 2019, noch vor der Covid-Pandemie, besuchten 119.000 professionelle und 21.000 ausländische Akteure aus 136 Ländern die Fachmesse. Unter dem Motto „Internationalität“ sollten diese Zahlen allerdings noch einmal übertroffen werden. Den italienischen Ausstellern ging es aber vor allem darum, mit Herstellern aus aller Welt in Kontakt zu treten und damit den Akteuren der Mobilitätswende eine Bühne vor internationalem Publikum zu geben.
Unterstützung gab es dabei unter anderem vom „Strategischen Fonds für das Made in Italy“ – MAECI und ICE-Agenzia. Auch deshalb war es möglich, zahlreiche Teilnehmer unter anderem aus den Vereinigten Staaten und Mexiko, Ländern des Mittleren und Fernen Ostens, Korea und Japan, Indien und Australien sowie vom afrikanischen Kontinent zu gewinnen. Ausstellenden Unternehmen sollen sich so einerseits neue Geschäftsmöglichkeiten bieten, andererseits sollen Einkäufer dabei mit den Produktneuheiten in Kontakt kommen.
„Sich zu internationalisieren, bedeutet für Autopromotec tatkräftig in dieses Business einzusteigen, verschiedene Standpunkte über unseren Sektor auszutauschen, bewährte Praktiken zu teilen und vieles mehr“, betont Renzo Sevadei, Geschäftsführer von Autopromotec. Und das Ergebnis all der Bemühungen kann sich sehen lassen: Alle Hallen und Freigeländeflächen waren ausverkauft. Durchschnittlich 24.337 Besucher waren täglich an den vier Messetagen unterwegs. Laut Autopromotec hat die durchschnittliche Tagesbesucherzahl damit die Messe von 2019 übertroffen. Seitens der Aussteller waren 1.692 Unternehmen aus 46 Ländern vertreten. Zahlreiche Aussteller haben bereits angekündigt, ihre Flächen für die Ausgabe 2027 zu erweitern und wieder auf der Autopromotec vertreten zu sein. Auf der Messe selbst herrschte dadurch eine positive Grundstimmung – eine angenehme Abwechslung zu den herausfordernden Zeiten, mit denen sich die Branche sonst im Tagesgeschäft konfrontiert sieht.
Herausforderungen für Werkstätten
Eine dieser Herausforderungen ist das Thema Digitalisierung in den Werkstätten – und damit einhergehend auch das Thema Cybersecurity. Moderne Fahrzeuge kommunizieren mittlerweile zum Beispiel nicht nur über OBD-Schnittstellen mit der Werkstatt, sondern auch mit anderen Fahrzeugen (V2V) und der Umgebung (V2X) selbst. Und das gilt sowohl für den Pkw- als auch den Nfz-Bereich. Eine Schutzmaßnahme vor externen Angriffen könnte die Beschränkung des Zugangs zu Fahrzeugdiagnoseinformationen darstellen oder aber auch eine Möglichkeit, Ersatzteile, die zusätzlichen Schutz bieten, nachträglich zu verbauen.
Die EU-Kommission bereitet daher bereits jetzt einen delegierten Rechtsakt vor, um das Gleichgewicht zwischen dem Bedarf an Cybersicherheit auf der einen Seite und dem uneingeschränkten Zugang zu Fahrzeug-OBD-Informationen auf der anderen Seite für unabhängige Werkstätten herzustellen.
Mit dem sogenannten „Digital Trace“ ist der Grundstein hierfür bereits gelegt. Über Systeme wie SERMI (Security-Related Repair and Maintenance Information) können freie Werkstätten einen standardisierten, sicheren Zugang zu Wartungsinformationen am Fahrzeug bekommen. Da die Auslesungen allerdings immer komplexer und anspruchsvoller werden, müssen schnellere Systeme her, die zügig mit den großen Datenmengen umgehen können. Dadurch wachsen allerdings auch die Abhängigkeiten bei der Kommunikation zwischen Werkstatt und OEM. Zentral wird es dabei sein, dass diese dadurch entstehenden Abhängigkeiten zu keinem Wettbewerbsvorteil führen.
Neuigkeiten in der Reifenbranche
Technologien, die in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen, stellte auch die Reifenbranche vor. Hierfür gab es in der Halle 22 einen Gemeinschaftsbereich, in dem verschiedene Hersteller wie Ateq, Corghi, Devel, Fasep, GDSO, Innovando, Michelin und Regom den Besuchern vor Ort zeigten, was sich hinter der sogenannten RFID-Technologie versteckt. Damit ist es unter anderem möglich, jeden Reifen eindeutig zu identifizieren und zu verfolgen, was den gesamten Lebenszyklus von Reifen effizienter macht. In Zukunft könnte das gerade für die Umsetzung des digitalen Produktpasses (DPP) von grundlegender Bedeutung sein.
In dieser Hinsicht ist die Rolle der GDSO (Global Data Service Organisation for Tyres and Automotive) von grundlegender Bedeutung. Sie setzt sich seit 2022 für die Schaffung und weltweite Verbreitung eines interoperablen Standards für die Nutzung von Reifendaten in der Cloud ein. Die Idee der Initiative: Einen Marktstandard – also ein Ökosystem – schaffen, mit dem die gesamte Branche arbeiten kann.
Michelin zeigt bereits heute, wie das Vorhaben in Zukunft aussehen könnte: Der französische Reifenhersteller stellte in diesem Jahr Reifen mit eingebetteter RFID-Technologie für Pkw und Lkw vor. Darunter neue als auch runderneuerte, um gemeinsam mit den anderen Partnern alle wichtigen Vorteile dieser Technologie in jedem Schritt des Reifenlebenszyklus zu demonstrieren – vom Design über die Produktion und den Versand bis hin zu Logistik und Lagerverwaltung, Nutzung, Runderneuerung, End-of-Life-Management und Kreislaufwirtschaft.
Derzeit herrscht also ziemlich viel Bewegung in allen Bereichen – das hat die Autopromotec eindrucksvoll gezeigt. Auch weiterhin sind Foren, in denen sich die Branche treffen und austauschen kann, umso wichtiger. Gerade im Hinblick auf den Standort Europa wurde deutlich, wie wichtig es ist, sich weiter zu vernetzen und Synergien zu schaffen. Indes kündigte Autopromotec bereits die Messe für das Jahr 2027 an – sie wird vom 26. bis 29. Mai wieder in Bologna stattfinden.
Neue Batterie-Produktreihe für Nutzfahrzeuge
Auf dem Stand von Exide Technologies auf der Autopromotec hatten Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, verschiedene Workshops zu besuchen. Dabei gab es die Themenschwerpunkte Mobilität der Zukunft, AGM- und EFB-Batterien, Batterietests und -wartung, sowie Batterietechnologie für Nutzfahrzeuge. Bei letzteren informierte Exide über neue Technologien und das aktuelle Sortiment. Der Schwerpunkt dabei liegt vor allem auf der Auswahl der „richtigen“ Batterie für den entsprechenden Einsatz.

Auf dem Stand von Exide Technologies in Halle 14 präsentierte das Unternehmen auf der Autopromotec die neuesten Markt- und Technologietrends von 12-Volt-Batterien. Neben informativen Workshops gab es dort auch exklusiv einen Vorgeschmack auf die neuen Produktreihen für Nutzfahrzeuge.
Und das soll in Zukunft etwas einfacher gestaltet werden: Möglich soll das zum einen die neue gezielte Namensgebung machen, damit der Kunde die Batterie sofort zuordnen kann, zum anderen soll der Online Battery-Finder – über den übrigens auch Batterien für Personentransport und Busse gefiltert werden können – die Kunden dabei unterstützen, die richtige Wahl für den entsprechenden Verwendungszweck zu finden. Teilweise spielt das auch dann eine Rolle, wenn Batterien beispielsweise am Ende der Zugmaschine befestigt sind. Denn diese sind intern verstärkt, da die Batterie dort anderen Bewegungen und Vibrationen ausgesetzt ist und die Lebenszeit so verlängert wird.
Fahrzeugdiagnose mit KI
Der Fahrzeugdiagnosespezialist Texa hat auf der Autopromotec sein Kalibrierungssystem für ADAS und Achsvermessung vorgestellt. Bei Vision Check handelt es sich um eine Lösung, die sich nicht nur selbst einstellt, sondern dank der Fertigungstechnologie auch eine schnelle ADAS-Kalibrierung und Achsprüfung vornehmen kann. Einstellungen und Anpassungen, die sonst manuell vorgenommen werden müssten, erfolgen nun automatisch. Möglich macht das die Kommunikation und Synergie der Messgeräte auf den Rädern und der hochauflösenden Kameras.

Stolz präsentieren Andreas Inzinger (l.), Vertriebsmanager bei Texa, und David Meneghetti (r.), Produktmanager für Truck & Off Highway Diagnosis, die Innovationen von Texa im Bereich der Nutzfahrzeuge.
Zudem kann das System ohne große Schulung verwendet werden, da der Techniker in jeder Phase der Kalibrierung durch Grafiken und Anweisungen geführt wird, die auf dem 75-Zoll-Monitor mit 4K-Auflösung sowie auf der Anzeigeeinheit direkt, angezeigt werden. Das Angebot wird von der CCS 2 Dynamics Lösung ergänzt, die transportiert werden kann und für die Kalibrierung der Kameras bei Autos, leichten Nutzfahrzeugen und dem Schwertransport zum Einsatz kommt. CCS 2 kann zudem in den beiden Versionen „CAR“ und „TRUCK“ mit speziellem Zubehör konfiguriert werden. Für Vision Check gibt es indes drei verschiedene Konfigurationen: Start für ADAS-Kalibrierung (vier hochauflösende Kameras und zwei Messziele), Light für zusätzliche Achsvermessung (mit vier Kameras und vier Zielen), sowie Plus mit der Möglichkeit der Ausrichtungseinstellung (und insgesamt sechs Kameras und sechs Zielen).
Hell(a) beleuchtet
Einen Einblick auf das umfangreiche Sortiment bot auch der Automobilzulieferer Hella Gutmann auf der Kfz-/Nutzfahrzeugmesse. Der Stand selbst war dabei in vier Bereiche unterteilt: Beleuchtung, Diagnose, Elektronik und Bremsen. Ergänzend wurde die Ausstellungsfläche durch Zusatzbeleuchtung von Industriefahrzeugen erhellt. In einem Trainingsbereich, der sich an Fachleute des Kfz-Teilemarkts richtete, konnten Minikurse und Informationsveranstaltungen zu den neuesten Technologien und Serviceleistungen besucht werden.

Auf dem Freigelände gab es am Eingang Calzoni/Maserati einen MAN TGX 18.520 von Hella zu sehen.
Ein echter Hingucker war zudem der auffällig gelbe Showtruck, der auf dem Freigelände vor Halle 14/15 zu finden war. Dieser wurde mit der breiten Hella-Produktpalette an Beleuchtung ausgestattet. Ein Modell des Showtrucks gab es dann wiederum auf dem Stand selbst zu sehen. Dort stellte Hella zudem auch die erste Acetylenlampe (auch Karbidlampe genannt) aus dem Jahr 1908 aus. Im Gegensatz dazu standen die Innovationen wie das digitale Scheinwerfersystem SSL HD. Jeder Scheinwerfer besteht dort aus 15.000 einzeln aktivierbaren, hellen Pixeln.