Nicht immer ist es dem Tester vergönnt, schon ein paar Monate nach der Präsentation einen Testwagen bewegen zu können (siehe lastauto omnibus 7/2016), das gilt für den Busbereich besonders. Zwar sind die Zeiten, in denen neue Modelle beim Kunden zu Ende entwickelt wurden, heute endgültig vorbei, aber der Wagen mit der Baunummer 2 läuft auch heute noch unter dem Label "Vorserie" und der Test demnach unter der Rubrik "Herstellermut". Dessen sind sich die VDL-Experten durchaus bewusst. "Wir sind nicht fehlerlos, aber sehr flexibel und gehen direkt auf Kundenfeedback ein", erklärt Pieter Gerdingh, bei VDL in Eindhoven für das Produktmarketing Reisebusse zuständig. Bisher wurden über 30 Busse ausgeliefert, und negatives Feedback halte sich in engen Grenzen, zeigt sich VDL zufrieden.
Wir machen also die Probe aufs Exempel und nehmen uns die Nummer zwei mit ordentlicher Zuladung auf der Teststrecke vor. "Ordentlich" bedeutet in diesem Fall rund fünf Tonnen, was für die an Bord verbaute, eher luxuriös gehaltene Bestuhlung mit 71 Sitzen und vier Tischgruppen im Unterdeck bei den gesetzlichen 68 Kilo pro Passagier insgesamt rund 25 Tonnen ergibt.
Viel Stauraum in den Unterdeckpodesten
Bei maximaler Ausstattung mit bis zu 96 Sitzen in Klasse-2-Version und mit realistischen 100 Kilo pro Person stößt der Wagen trotz Leichtbaus schnell an seine Grenzen. Trotzdem sind 18,6 Tonnen Leergewicht keine schlechte Leistung – eine, die auch der Sandwich-Bauweise von Mitteldecke und Dach zu verdanken und ein Kennzeichen der 2010 gestarteten Futura-Baureihe ist. Das Problem dürfte bei der einen Meter kürzeren, aber nicht viel günstigeren 13,10-Meter-Variante zumindest etwas entschärft sein, zudem bleibt der Kofferraum gleich groß – rund 9,3 Kubik schlagen für das etwas schwierig und nur von rechts zu erklimmende Abteil zu Buche und noch mal 1,1 Kubikmeter für die direkt angedockte Fahrerliege, die auf Wunsch sogar mit Lattenrost geliefert wird. Noch mehr Stauraum gibt es in den Unterdeckpodesten von außen. Die auf der linken Seite werden aber von den Zusatztanks in Beschlag genommen, sofern der Unternehmer mit rund einer Tonne Diesel durch die Lande fahren will – und so mancher will das.
Der eigentliche Unterschied ist jedoch in der Wendigkeit zu sehen: Aufgrund des langen Radstands von satten 7,25 Metern vergrößert sich der Wendekreis von 21,45 auf 24,30 Meter. Das ist ein Wort, und auch die nur adhäsionsgelenkte Nachlaufachse versagt hierbei das gewisse Quäntchen an Nachdruck aus dem Heck. Auf der zuweilen auch mal engen Teststrecke hatten wir keine Probleme, auf Alpenpässen dürfte das anders aussehen. Wo wir schon beim hecklastigen Nachdruck sind: Beide doppelstöckigen Futura-Modelle haben den DAF MX-13 mit 510 PS und 2.500 Newtonmetern implantiert – eine gute Wahl. Druckvoll und sehr diszipliniert geht das Aggregat zu Werke, ohne dabei ungebührlich laut zu werden. Die Geräuschwerte sprechen für sich. Nur am hinteren Einstieg und im Heck des Oberdecks wünscht man sich noch etwas Feinarbeit.
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