Was vor einigen Jahren noch unvorstellbar war, das ist heute Realität: Negativzinsen auf Guthaben. So manchem Buchhalter in Speditionen bereitet die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) durchaus Sorgen. Zudem hat die EZB Ende Januar noch einmal bekräftigt, dass sich daran auf unabsehbare Zeit nichts ändern soll. Demnach soll der Zinssatz, zu dem Banken überschüssiges Zentralbankguthaben bis zum nächsten Geschäftstag im Eurosystem anlegen können, bei minus 0,5 Prozent bleiben. De facto machen Geschäftsbanken also ein Minusgeschäft. Die Verluste geben sie an die Kunden weiter.
Individuelle Lösungen
Gegenüber trans aktuell bestätigt dies die Volksbank Stuttgart. Das Institut berechnet in der Regel ein sogenanntes Verwahrentgelt von 0,5 Prozent, und zwar bei Bestandskunden ab einem Betrag von 250.000 Euro, bei Neukunden bereits ab 100.000 Euro. Auch Stephan Ortolf, Bereichsleiter des Firmenkundengeschäfts bei der DZ-Bank, bestätigt gegenüber trans aktuell: „Grundsätzlich reichen wir Negativzinsen der EZB an unsere Kunden weiter. Wie genau das aussieht, legen wir individuell fest. Das lässt sich nicht pauschalisieren.“

Ähnlich verfährt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und erhebt ebenfalls ein individuelles Entgelt für hohe kurzfristige Einlagen. Michael Lohmüller, Anlageberater für Unternehmen bei der LBBW, schränkt allerdings ein: „Von Unternehmenskunden, bei denen wir die Hausbank sind, erheben wir in der Regel kein Verwahrentgelt ab dem ersten Euro. Es sind dann entsprechende Freibeträge vereinbart.“

Dr. Stefan Brucker, Geschäftsführer der Spedition Brucker aus Aalen, nutzt entsprechende Freibeträge der Geldinstitute, um das Problem der Negativzinsen teilweise zu umgehen. „Wir versuchen, die Guthabensalden bei den Banken so zu verteilen, dass wir Grenzen der Freibeträge nicht reißen. Dies haben wir auch zum Anlass genommen, Löhne und Gehälter früher zu bezahlen, ebenso unsere Lieferanten“, berichtet der Geschäftsführer gegenüber trans aktuell.
Zu den Anlageklassen, die Negativzinsen vermeiden helfen, zählen nach Ansicht des DZ-Bank-Experten Ortolf beispielsweise Commercial Papers (CP). Dieser Begriff umfasst im weitesten Sinne Unternehmensanleihen. „CP haben generell Laufzeiten von 30 bis 90 Tagen bis zu einem Jahr“, erklärt Stephan Ortolf. „Solche Titel werden vor allem von Großunternehmen emittiert.“ Der Banker beobachtet wachsendes Interesse an CP. „Die Nachfrage ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen.“ Die Rendite solcher CP fällt jedoch meistens mager aus. „Zwischen minus 0,45 Prozent und plus 0,40 Prozent für jeweils einen Monat“, erklärt Ortolf. Die Renditen orientieren sich an den Geldmarktzinsen, am Rating des Emittenten und an der Laufzeit. Gering hingegen ist das Risiko, dass sich die Zinsen kurzfristig verändern. Dies liegt auch an der typischerweise kurzen Laufzeit.
- Zugang zu allen Webseiteninhalten
- Kostenloser PDF-Download der Ausgaben
- Preisvorteil für Schulungen und im Shop
Sie haben bereits ein Digitalabo? Hier einloggen.
* Sie sind DEKRA-Mitglied? Dann loggen Sie sich ein und ergänzen ggf. in Ihrem Profil Ihre DEKRA-Mitglieds-Nummer.
Mitgliedsnummer ergänzen* Jahrespreis 22,65 Euro, Preis für FERNFAHRER Flexabo Digital in Deutschland,flexible Laufzeit, jederzeit kündbar.
Weiter zum Kauf