Prof. Kampker: Das kann man gar nicht miteinander vergleichen. Es geht beim Streetscooter nicht darum, der Automobilindustrie Konkurrenz zu machen, sondern wir reden hier über ein Betriebsmittel, das sich perfekt in die Logistik und die letzte Meile integrieren muss. Besonders im Fokus stehen dabei die Effizienz und die Ergonomie.
Die Serienfertigung war das Ziel. Und wir haben dafür gekämpft, dass dieser Traum wahr wird. Insofern ist nun schon ein Traum in Erfüllung gegangen. Wir hatten auf der IAA 2011 einen elektrischen Pkw vorgestellt. Dadurch ist die Deutsche Post DHL auf uns aufmerksam geworden. Es handelt sich um ein sehr komplexes Projekt. Von der Konzeption bis zur Serienfertigung eines Automobils ist es eine lange Wegstrecke, auf der vieles passieren kann.
Aus diesem Grund haben wir mit der Firma Streetscooter eine Gesellschaft gegründet, in der wir die Kompetenz vieler Partner gebündelt haben. In diesem Prozess haben wir auch selbst viel dazugelernt. Im Kern geht es immer um Kooperation von guten Leuten, um Themen schnell und erfolgreich voranzutreiben.
Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Automobilherstellern, es geht hier nicht um Konkurrenz! Es ist vielmehr unser Ansatz, im Unternehmen Streetscooter mit flexiblen Strukturen schnell zu agieren und Elektrofahrzeuge in ausreichender Stückzahl zu produzieren, mit denen wir unsere Brief- und Paketzustellung umweltfreundlicher und leiser gestalten können.
Wir haben ganz andere Prozesse und Stückzahlen. Daher sind die Gegebenheiten nicht vergleichbar. Das Ergebnis ist jedoch hervorragend: Der Streetscooter ist ein ideales Produkt für die Zustellerinnen und Zusteller, also für einen ganz speziellen Anwendungsfall.
Das hat die Firma Talbot Services in Aachen übernommen, ein Unternehmen, das seinen Schwerpunkt in der Fertigung von Schienenfahrzeugen hat. Talbot Services ist ein Partner, der auf Basis eines Werkvertrags die Fahrzeuge für uns montiert. Die Konzeption der Montagelinie stammt von uns.
Wir sind in der Lage, von 2017 an jährlich 10.000 Fahrzeuge zu produzieren.
Zurzeit prüft die Deutsche Post, ob die Streetscooter-Fahrzeuge auch an Dritte verkauft werden sollen. Es gibt viele ernst zu nehmende Anfragen, darunter sind Industrieunternehmen, aber auch Städte und Handwerksbetriebe. Was den Bedarf bei der Deutschen Post DHL angeht, ist geplant, in den nächsten Jahren die eigene Zustellflotte sukzessive durch unsere Elektrofahrzeuge zu ersetzen.
Die Gene. Bestimmte Dinge, wie die Maße, sind gleich geblieben. Ansonsten haben wir das Fahrzeug beständig weiterentwickelt und an die Anforderungen der Zusteller angepasst.
Wenn Sie die Tür öffnen, ist unten im Holm inzwischen eine Aussparung. Das erleichtert das Einsteigen. Ein anderes Beispiel ist, dass wir die Türscharniere verstärkt haben. Durch die vielen Stopps und die häufige Betätigung müssen die Scharniere deutlich robuster sein.
Nein, wir beziehen die Informationen weniger vom Markt als vielmehr von den Zustellern. Wir bekommen unsere Anregungen von ihnen, begleiten sie auf Ausliefertouren und lernen so kontinuierlich, was man besser machen kann.
Das würde ich nicht sagen. Bei der Sicherheit machen wir keine Kompromisse. Die Fahrzeuge erfüllen ganz klar den westeuropäischen Standard. Auch ESP ist an Bord. Verzichtet haben wir beispielsweise auf eine Klimaanlage, denn die Fahrzeugtür wird so oft geöffnet, dass sie gar keinen Sinn ergeben würde. Dafür haben wir eine Sitzheizung verbaut – was die Zusteller an kalten Tagen zu schätzen wissen.
Sehr gut. Pro Tour fallen 30 bis 40 Kilometer an, an sechs Tagen in der Woche. Die Fahrzeuge meistern diese Aufgaben problemlos. Wir haben sie auf 80 Kilometer Reichweite und zehn Stunden Betriebszeit ausgelegt, sodass hier keinerlei Schwierigkeiten entstehen. Im Handling haben sich die Fahrzeuge ebenfalls bewährt: Die Rückmeldungen der Fahrer fallen prima aus. Sie wollen ihre Fahrzeuge nicht mehr hergeben.
Ja, die Energie kommt aus erneuerbaren Quellen. Trotzdem müssen wir sparsam damit umgehen, denn wir streben eine ständige Verbrauchsoptimierung an