Autofahrer kennen sie, die Sonne auf den blau-gelben Aufliegern der Spedition Waberer’s. Das ungarische Unternehmen fährt den größten Teil seiner Transporte außerhalb des eigenen Landes. Geschäftsführer György Wáberer erklärt im Interview mit trans aktuell-Redakteur Markus Braun, welche Entwicklungschancen er für sein Unternehmen sieht.
Wáberer: Unser Fokus liegt auf Standard-Palettenware in großen Mengen. Dabei erhalten alle unsere Kunden dieselbe Servicequalität, wozu sich Waberer’s verpflichtet hat. Das bedeutet, dass die Waren immer auf modernen Fahrzeugen transportiert werden, pünktlich ankommen und das möglichst kostengünstig. Dabei legen wir rund 90 Prozent unserer 330 Millionen Transportkilometer außerhalb Ungarns zurück. Waberer’s ist ein europäisch operierendes Transportunternehmen.
Ungarn hat zwar eine für europäische Verhältnisse unorthodoxe Wirtschaftspolitik, aber ich sehe mit Freude, dass wir unter den fünf Ländern der EU mit den niedrigsten Staatsschulden sind. Deutschland ist der Motor der paneuropäischen Wirtschaft. Wahrscheinlich entstehen auch deshalb 25 Prozent des Umsatzes von Waberer’s durch Transporte aus und nach Deutschland. Das ermöglicht uns ein starkes Wachstum.
Unsere Transportumfänge in den südeuropäischen Ländern sind in der Krise natürlich geschrumpft. Deshalb ist derzeit eine unserer Hauptaufgaben, die Transportkapazitäten von dort nach Deutschland und Nordwesteuropa umzulenken. Die Krise hat uns gelehrt, dass wir immer wachsam sein müssen, um jederzeit auf neue Entwicklungen schnell reagieren zu können. Wir steigern stetig unsere Effizienz und prüfen, ob unsere Transportmittel und -wege die geeigneten für die gestellten Aufgaben sind. Während der Krise mussten wir an vielen Stellen rationalisieren und umstrukturieren. Mit einem strikten Sparkurs ist Waberer’s in den letzten vier bis fünf Jahren zu einem Unternehmen geworden, das seinen Kunden optimale Bedingungen zum günstigsten Preis anbieten kann. Unsere Botschaft an den Markt lautet: Besser, günstiger und zuverlässiger als mit Waberer’s geht es nicht.
In den vergangenen 20 Jahren hat Waberer’s den Umsatz verhundertfachen können. Es scheint also keine so große Herausforderung zu sein den Umsatz in fünf Jahren zu verdoppeln. Wir sind mittlerweile groß genug, dass man uns in ganz Europa kennt. In unserem Segment – dem Transport von Palettenware – sind wir etabliert. Wenn produzierende Unternehmen ihre Kosten senken wollen, dann setzen sie oft bei den Logistikkosten an. Und da stehen wir bereit als Partner für kostenoptimierte Logistik. Derzeit laden in Deutschland täglich 700 Lkw von Waberer’s. Durchschnittlich legen diese Lkw etwa 120 Leerkilometer zurück. Wenn wir für die gleichen Touren 1.400 Lkw einsetzen, haben wir wesentlich weniger Leerfahrten. Zudem führen wir eine IT-Lösung ein, die unsere komplette Auftrags- und Tourenplanung übernimmt. So optimieren wir den gesamten Transportablauf weiter. Zudem nutzen wir künftig ein umfassendes Telematiksystem und bauen auch die Schulung unserer Fahrer weiter aus. So werden wir immer wettbewerbsfähiger.
Waberer’s hat im vergangenen Jahr ein Kühllogistikunternehmen akquiriert, aber dieser Unternehmenszweig ist nur in Ungarn tätig. Auf dem europäischen Markt ist Waberer’s in der Kühllogistik nicht aktiv.
Ich fühle mich grüner Logistik verpflichtet und setze mich für den Lebensraum ein. Alle unsere Fahrzeuge fahren mit Euro 5. 2014 stellen wir die Flotte Schritt für Schritt auf Euro 6 um. Außerdem denke ich, dass Straßen- und Schienengütertransport enger zusammenarbeiten sollten. Würden die Bahnunternehmen ihre Hubs in ganz Europa stärker ausbauen, hätten wir nur noch Straßengüterverkehr vom Hub zum Kunden. Das würde die Umweltbelastung immens senken. So könnten künftig beispielsweise die 800 Kilometer zwischen Budapest und München auf der Schiene zurückgelegt werden.
Zur Person
György Wáberer studierte Transport und Telekommunikation in Budapest. 1994 begann er, aus dem staatseigenen ungarischen Transportunternehmen
Volán Tefu ein eigenständiges Unternehmen zu formen: Waberer's. Über die Jahre kaufte er rund 30 Unternehmen zu, darunter die ebenfalls staatliche Spedition Hungarocamion.