Sim-Cargo-Chef im Interview: Alexander Bauz über die Fusion

Sim-Cargo-Chef im Interview
Alexander Bauz über die Fusion

Alexander Bauz, Geschäftsführer Sim Cargo, über den Zusammenschluss der Kooperationenn ILN und Star sowie neue Interessenten.

Sim-Cargo-Geschäftsführer Alexander Bauz
Foto: Philipp Körner
trans aktuell: Herr Bauz, wie läuft es mit der Fusion von ILN und Star zu Sim Cargo?

Bauz: Es kommt nicht alle Tage vor, dass eine Mittelstandskooperation mit einer anderen fusioniert. Wir sind aber komplett im Plan und haben alle Ziele erreicht. Dabei galt es zuerst einmal, das Backoffice zusammenzuführen.

Sie haben ja bereits in der Vergangenheit eng zusammengearbeitet …

Das stimmt. Wir hatten in der Vergangenheit 15 Partner, die schon in beiden Kooperationen waren, die waren sozusagen schon Sim Cargo. Bei den anderen müssen wir noch die Gebietszuschnitte erarbeiten. Und natürlich wird es da noch die eine oder andere harte Nuss geben. Aber das kann man nicht aus der Systemzentrale heraus bestimmen. Dann sind wir unsere Partner los.

Apropos Systemzentrale: Wa­rum legen Sie die beiden Standorte nicht zusammen?

Zunächst einmal: Bei Sim ­Cargo handelt es sich um einen Zusammenschluss auf Augen­höhe. Sie können diesbezüglich auch im Handelsregister nachschauen. Wir sind paritätisch aufgestellt. Zudem verstehen wir die Fusion als Wachstumsprojekt – und nicht als ein Mittel zum Gesundschrumpfen. Rationali­sierung war nie ein Thema in den Fusionsgesprächen.

Haben denn alle ehemaligen Partner mitgezogen?

Wir haben alle ehemaligen Partner mitgenommen – bis auf einen. Ein zweiter wird noch über die ILN-Gesellschaft abgerechnet. Im Gegenzug haben wir seit dem Zusammenschluss einige Anfragen von potenziellen neuen Partnern.

Wie führen Sie die beiden ­Konzepte – Bündelungspunkte im Transshipment-Point-Netzwerk bei ILN und die Hubverkehre bei Star – zusammen?

Tatsächlich handelt es sich dabei um zwei recht unterschiedliche logistische Konzepte. Bei den Transshipment-Points, kurz TSP, handelt es sich um regionale Bündelungsplätze für Ausgangs- und Beschaffungsmengen. Diese liegen im Schnitt 40 Kilometer vom einzelnen Partner entfernt. Regionale Mengen bleiben damit regional, überregionale Mengen werden per TSP-Direktverkehr zum jeweiligen Bestimmungsort verladen. Bei Hubverkehren werden die Mengen hingegen an wenigen Standorten konsolidiert und dann verteilt. Indem wir das Zentralhub in Homberg, ehemals Star, zum TSP gemacht haben, konnten wir beide Welten sinnvoll miteinander verknüpfen.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Prinzipiell kann sich jeder Partner den Weg seiner Sendung aussuchen, auch wenn es natürlich entsprechende Simulationen für die Verkehre gibt. Bei einer hohen Auslastung bieten sich Hubverkehre an, bei großen Mengenschwankungen ist das TSP-Netz meist günstiger.

Welche Vorteile ergeben sich für die Partner?

Zum einen kann sich die Sendung nun den jeweils besten Weg suchen, mit den entsprechenden Kostenvorteilen. Zum anderen können vormalige ILN-Mitglieder nun Star-Leistungen anbieten – und umgekehrt. ILN war beispielsweise stark international unterwegs. Das bedeutet, dass Star-Partner nun Europaverkehre anbieten können. Bei Star wiederum gab es ein Produkt für Langgut, welches nun auch frühere ILN-Partner im Angebot haben.

Wie sieht es mit einer einheit­lichen IT aus?

Als wir auf der Zielgeraden waren und uns mit den Stakeholdern unterhalten haben, wurde tatsächlich der Wunsch nach einer neuen IT geäußert. Da habe ich allerdings auf das damit einhergehende Risiko verwiesen. Wir haben uns stattdessen auf eine zentrale Schnittstelle geeinigt, als Zwischenschritt. Auf diese Weise können wir lückenlos nahezu alle Sendungen austauschen, auch wenn noch nicht alle Funktionen verfügbar sind.

Ist das Thema damit abgehakt?

Nein. Im Jahr 2022 soll dann eine einheitliche IT-Plattform geschaffen werden. Aber wenn man alles auf einmal versucht, kann man sich nur verheben. Dafür gibt es viele prominente Beispiele.

Wie kam es eigentlich zu dem neuen Kooperationsnamen?

„Simul“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „gemeinsam“. Cargo steht bekanntermaßen schlicht für die Ladung.

Kommt der neue Name jetzt auf alle Lkw sowie Trailerplanen?

Sicherlich werden wir zukünftig mit einem kleinen Schild auf Sim Cargo hinweisen. Prinzipiell ist uns der Bekanntheitsgrad des einzelnen Partners in der Region aber wesentlich wichtiger als die Marke der Kooperation.

Warum kam es nicht zum Dreigestirn mit VTL?

Es hat sich erst sehr spät in den Gesprächen herauskristallisiert, dass wir an entscheidenden Punkten nicht zusammenkommen, etwa beim Netzwerkdesign. Wir sind aber freundschaftlich aus­einandergegangen.

Und treiben die Partner die operative Fusion weiter voran?

Im Normalfall über gemeinsame Treffen in einem Tagungshotel. Unser nächstes Treffen war eigentlich in einem Hotel im Allgäu geplant, zu dem wir 180 bis 200 der insgesamt 300 Partner erwartet haben. Aufgrund der Beschränkungen durch die Corona­pandemie läuft nun tatsächlich manches anders. Die eigentliche Arbeit findet aber ohnehin in verschiedenen Gremien statt.

Wie muss man sich das genau vorstellen?

Es gibt mehrere Gremien zu verschiedenen Themen. Zudem haben wir einen Beirat, der sich einmal im Monat austauscht. Dort sind sechs Stimmberechtigte vertreten – paritätisch je drei ehemalige ILN- beziehungsweise Star-Mitglieder. Der siebte Beirat repräsentiert die internationalen Partner. Wir achten übrigens sehr darauf, unsere Entscheidungen in Abstimmungen mit den Partnern zu treffen.

Wie stark trifft die Coronakrise Sim Cargo?

In manchen Branchen, wie im Automobil- oder Maschinenbau, gab es eine deutliche Abkühlung. Andere Bereiche wie der Onlinehandel laufen stark. Insgesamt sind die Mengen im April um zwölf Prozent zurückgegangen. Wir haben darauf mit einer Anpassung der Hauptläufe reagiert. Hier kommt uns auch zugute, dass wir Mengen zwischen dem TSP- und dem Hubnetzwerk verlagern können. Eine Vorausschau auf das Gesamtjahr ist unter den bestehenden Gegebenheiten nicht mehr möglich.

Wie geht es international gesehen, trotz Corona, weiter?

Aktuell haben wir 38 Länder inklusive Deutschland im Angebot. Im Ausland sind die Partner allerdings wesentlich heterogener aufgestellt als bei uns in Deutschland. In Spanien arbeiten wir etwa mit Decoexsa zusammen, einem der dortigen Big Player. In Frankreich setzen wir auf das Partnerschaftsnetzwerk von Lotrex. In Italien wiederum besteht unser Netzwerk aus rund 20 mittelständischen Partnern. Insgesamt gesehen wollen wir unser pan­europäisches Netzwerk beständig weiterentwickeln.

Zur Person

  • Alexander Bauz ist seit Mai 2017 als Geschäftsführer von ILN, jetzt Sim Cargo, tätig
  • Der 57-jährige Diplom-Betriebswirt hat an der Dualen Hochschule (DHBW) Mannheim studiert
  • Es folgten mehrere berufliche Stationen bei Dachser, bis hin zum Niederlassungsleiter in Köln
  • Im Anschluss war Bauz in verantwortlichen Positio­nen bei Kühne + Nagel, Mailcologne, Wincanton und Raben beschäftigt