Keine Intralogistik ohne Kabel

Roboter und Automatisierungslösungen
Keine Intralogistik ohne Kabel

Wie sieht die Intralogistik künftig aus und welche Rolle spielen dabei Kabel? Lapp Kabel und die Gebhardt Intralogistics Group geben Antworten.

Keine Intralogistik  ohne Kabel
Foto: Lapp Group

Wie sieht die Intralogistik künftig aus und welche Rolle spielen dabei Kabel? Die Stuttgarter Lapp Group – Anbieter von Kabeln, Leitungen und Zubehör mit Sitz in Stuttgart – macht klar: Die „richtigen“ Kabel werden in der Intralogistik immer wichtiger. „Die Intralogistik wird und muss sich weiter grundlegend ändern“, sagte Hubertus Breier, Vorstand Innovation und Technik bei Lapp. „In Zukunft werden wir Anlagen sehen, die sich selbst konfigurieren, Systeme, die sich automatisch vernetzen, und Prozesse, die dank Echtzeitdaten und KI vorausschauend gesteuert werden. Unser Ziel bei Lapp ist es, diese Technologien aktiv mitzugestalten, damit unsere Kunden von Anfang an vorne dabei sind“, so Breier.

Als konkretes Beispiel nannte er humanoide Roboter, die in der Intralogistik dem Fachkräftemangel entgegenwirken können. Lapp unterstütze die Entwicklung humanoider Roboter mit der passenden Verbindungstechnologie. Die dreidimensionale Bewegung und die hohe Datentransferrate sind laut Breier dabei herausfordernd.

Besondere Kabel für Roboter

Die Lösung: Hybridkabel kombinieren Leistung, Signal- und Datenübertragung in einem Strang und sparen Platz. Sogenannte Torsionskabel sind speziell für Anwendungen mit Drehbewegungen konzipiert – wie in einem Roboterarm. Sie widerstehen demnach Millionen Biegezyklen sowie Drehwinkeln von bis zu 360 Grad. Die Unitronic-Datenleitung von Lapp kommt bereits in einem Schulter-Exoskelett zum Einsatz und halte dort dem engen Biegeradius im Gelenk dauerhaft Stand. Lapp hat das Hamburger Unternehmen ExoIQ, die das Exoskelett entwickelt haben, bei der Auswahl der passenden Leitung unterstützt.

Hubertus Breier, CTO Lapp
Lapp Group

„In Zukunft werden wir Anlagen sehen, die sich selbst konfigurieren, Systeme, die sich automatisch vernetzen, und Prozesse, die dank Echtzeitdaten und KI vorausschauend gesteuert werden“, sagt Hubertus Breier, Vorstand Innovation und Technik bei Lapp.

Die Lapp Group entwickelt jedoch nicht nur die passenden Technologien für die Intralogistik, sondern ist auch selbst als Logistiker aktiv. Das Unternehmen verschifft laut Breier täglich rund 7.500 Lieferungen. Drei internationale Hubs versorgen ein Netzwerk regionaler Logistikstandorte. Von den rund 5.700 Mitarbeitenden sind etwa 1.000 in der Logistik tätig.

Die Lösungen der Lapp Group kommen bei Intralogistikern wie der Gebhardt Intralogistics Group zum Einsatz – zum Beispiel in deren Fahrerlosen Transportsystemen (FTS) und Shuttlesystemen. „Althergebrachte Fördertechnik ist immer noch da, aber Smart Factory und Smart Distribution sind immer mehr gefragt“, sagte Volker Nicolai, Geschäftsführer Vertrieb und Service bei Gebhardt, im Gespräch mit trans aktuell. Der Kundennachfrage entsprechend agiert die Gebhardt Intralogistics Group nach dem Motto „Next Generation Intralogistics“ und bietet neben FTS und Shuttlesystemen auch smarte Lager- und Fördertechnik, Kommissionier-Roboter und Aufzüge an.

Lösungen für alle Branchen

„Wir können mit unseren Lösungen im Grunde alle Branchen bedienen“, sagte Nicolai. Ob Paketbranche, Industrie, den Pharmabereich oder Lebensmittel. Im E-Commerce zählt ein Online-Fußballshop zu den Kunden. „Vor fünf Jahren war E-Commerce der Haupttreiber. Dieser Boom, der mit der Corona-Pandemie zusammenhängt, ist abgeflacht“, sagte Nicolai. Das zeigt sich im Auftragsvolumen. Seit 2024 verzeichnete der Intralogistiker einen deutlichen Rückgang im Auftragseingang. Bis Mai habe diese Phase angehalten, mittlerweile laufe es wieder besser. Die US-Zollpolitik sorge jedoch für intensive Diskussionen mit Gebhardts größtem Kunden, der in den USA sitzt. Dort befindet sich auch der größte Produktionsstandort mit rund 100 Mitarbeitenden. Die Produktion in den USA soll weiter ausgebaut werden. „Das hatten wir aber ohnehin vor“, so Nicolai.

Volker Nicolai, Gebhardt Intralogistics Group
Gebhardt Intralogistics Group

„Althergebrachte Fördertechnik ist immer noch da, aber Smart Factory und Smart Distribution sind immer mehr gefragt“, sagt Volker Nicolai, Geschäftsführer Vertrieb und Service bei der Gebhardt Intralogistics Group.

Neben solch geopolitischen Entwicklungen führte Kai Großkinsky, bei Gebhardt für den Vertrieb mobiler Roboter zuständig, weitere Gründe an, die die Intralogistik im Moment bewegen. Der Wettbewerbsdruck sei wegen der Globalisierung der Lieferketten und weltweit geforderten Produktverfügbarkeiten gestiegen. „Die Entwicklung findet in immer kürzeren Zyklen statt“, sagte Großkinsky. „Was heute läuft, kann morgen schon überholt sein.“ Die Lieferketten müssten auf dem Weg zur Smart Factory resilienter werden und der Bedarf an Komplettlösungsanbietern wie Gebhardt steige. „Wir betreuen unsere Kunden ganzheitlich“, so Großkinsky. Der Service ende nicht mit der Inbetriebnahme, sondern reiche bis zu Retrofit und Recycling.

„Die Zukunft gehört Lösungen, die Technik, Software und Services intelligent verbinden, und das über den gesamten Lebenszyklus hinweg“, sagte Großkinsky. An solchen Lösungen arbeiten Gebhardt und Lapp gemeinsam. Ein Beispiel sind demnach vorkonfektionierte und steckbare Verbindungslösungen, die die Installationszeiten verkürzen und Fehlerquellen minimieren. Das Gerät „Etherline Guard“ von Lapp überwacht Datenleitungen und sorgt so für sichere und effiziente Abläufe.

Gebhardt Smart Solution

Zu den Elementen einer Gebhardt Smart Solution gehören eine stationäre und horizontale Fördertechnik, Paletten-Shuttlesysteme, FTS und Paletten-Regalbediengeräte. Für Lapp wiederum ist dabei die Herausforderung, dass die einzelnen Leitungen und Steckverbindungen im Zusammenspiel ineinandergreifen. Außerdem müsse die Verbindungstechnik in jeder Anlage an jedem Standort weltweit funktionieren.

Lapp konzentriert sich in der Intralogistik auf acht Anwendungsbereiche: Regalbediengeräte, Shuttles, drehbare Regalsysteme („Karussells“), klassische Fördertechnik und Sortieranlagen sowie Autonome Mobile Roboter (AMR), die Infrastrukturverkabelung von Halle zu Maschine und Kleinteilelager. „Lapp ist Technologieanbieter und selbst Anwender anspruchsvoller Intralogistiklösungen. Diese Doppelrolle gibt uns ein tiefes Verständnis dafür, was unsere Kunden wirklich brauchen“, sagte Lapp-CTO Hubertus Breier. In den Systemen der Gebhardt Intralogistics Group geht dieser Anspruch offensichtlich auf.

Die Unternehmen

Lapp Kabel

  • 1959 von Ursula Ida und Oskar Lapp in Stuttgart gegründet. Der Anbieter von Kabeln, Leitungen und Zubehör befindet sich nach wie vor vollständig in Familienbesitz.
  • Sitz in Stuttgart.
  • 35 Produktionsgesellschaften und 49 Vertriebsgesellschaften weltweit.
  • Von den rund 5.700 Mitarbeitenden sind etwa 1.000 in der Logistik tätig.
  • Im Portfolio finden sich mehr als 50.000 Katalogprodukte.
  • Der Jahresumsatz 2024 lag konsolidiert bei rund 1,82 Milliarden Euro.
  • Vorstand: Matthias Lapp (CEO), Dr. Christoph Hiller (CSO), Jan Ciliax (CFO), Hubertus Breier (CTO).

Gebhardt Intralogistics Group

  • 1952 von Richard und Elfriede Gebhardt in Berwangen als Gebhardt Maschinenbau gegründet, um Förderanlagen für Schüttgut herzustellen. Mittlerweile führt die dritte Generation das Unternehmen.
  • Sitz in Sinsheim.
  • Zehn internationale Niederlassungen
  • Produktion in Deutschland, Großbritannien und in den USA.
  • Mehr als 1.200 Mitarbeitende weltweit. Davon rund 100 Auszubildende und Duale Studenten.
  • Der Jahresumsatz 2024 lag bei rund 300 Millionen Euro. Seit 2007 beträgt die durchschnittliche Wachstumsrate rund 17 Prozent.
  • Geschäftsführung: Fritz und Marco Gebhardt, Volker Nicolai (Vertrieb und Service), Kevin Stadler (Human Resources und Finanzen).