Die Prognose der Logistikweisen für 2026: Zwischen Unsicherheit und Innovation

Die Prognose der Logistikweisen für 2026
Zwischen Unsicherheit und Innovation

Die Logistikweisen haben auf ihrem Herbstgipfel eine Prognose zur Entwicklung des Logistikstandorts Deutschland im Jahr 2026 erarbeitet. Herausgekommen sind dabei drei Szenarien. Wie diese aussehen.

Prognose Güterverkehr bis 2022 leicht steigend
Foto: Industrieblick/Adobe Stock, Montage: Florence Frieser

Der deutsche Logistiksektor steht vor einem Jahr großer Herausforderungen und gleichzeitig bedeutender Chancen. Zu diesem Schluss kommen die Logistikweisen nach ihrem Herbstgipfel in Koblenz. Die Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Logistikdienstleistung, Industrie, Handel sowie Logistik-Technologie und Services haben dort gleich drei mögliche Szenarien für das Jahr 2026 erarbeitet.

Diesen Korridor sehen die Logistikweisen für 2026

Angesichts der volatilen weltwirtschaftlichen und geopolitischen Lage habe der Expertenkreis erstmals drei unterschiedliche Szenarien für das Jahr 2026 entwickelt, heißt es seitens der Logistikweisen. Das sogenannte Trendszenario als wahrscheinlichste Entwicklung prognostiziere ein reales Wachstum von 0,5 Prozent und ein nominales Wachstum von 2,6 Prozent. Im optimistischen Best-Case-Szenario könnte der Wirtschaftsbereich Logistik sogar um real 1,1 Prozent wachsen (nominal 3,2 Prozent). Im pessimistischen Worst-Case-Szenario würde es hingegen einen realen Rückgang von 0,4 Prozent geben (nominal plus 2,1 Prozent).

Sieben Thesen der Logistikweisen zur wirtschaftlichen Lage

Der Expertenkreis fasst die Situation des Wirtschaftsbereichs Logistik in sieben zentralen Thesen zusammen:

  1. Die welt- und handelspolitische Lage bleibt unsicher.
  2. Cyber-Angriffe nehmen zu und binden einen relevanten Anteil des IT-Budgets.
  3. Die Hoffnung für den Aufschwung liegt auf der deutschen Politik und ihrer wirtschaftspolitischen Maßnahmen.
  4. Die Erwartungen an Effizienzsteigerungen durch Automatisierung, Digitalisierung und insbesondere KI-Einsatz trotz oder gerade wegen der aktuellen wirtschaftlichen Lage sind hoch.
  5. Bei entspannter Personalsituation in der Logistik fehlen weiterhin vornehmlich IT-, Planungs- und Fahrpersonal.
  6. Die Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen nimmt zumindest bei Projekten mit kurz- und mittelfristigen Laufzeiten sowie bei Ausschreibungen ab.
  7. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen in bestimmten Marktbereichen wird aufgrund der Marktsituation gezwungenermaßen zunehmen.

So sieht das Best-Case-Szenario für die Logistik aus

Im Best-Case-Szenario zeigen wirtschaftspolitische Maßnahmen zählbare und psychologische Wirkung, die Weltwirtschaft erholt sich, die weltpolitische Lage stabilisiert sich, die Wirtschaft ist leistungsbereit und Produktivitätssteigerungen durch Automatisierung und KI werden merklich.

Das passiert in der Logistik im Trendszenario

Das Trendszenario geht davon aus, dass wirtschaftspolitische Maßnahmen noch ohne ausreichende Wirkung bleiben. Investitionszurückhaltung aufgrund unsicherer Welt und Handelspolitik anhält, Bau- und Rüstungsindustrie zu geringe Anteile für einen Wachstumsschub haben, Privathaushalte aufgrund von Verunsicherung zurückhaltend bleiben und IT-Budgets in Cybersicherheitsprojekte gebunden werden.

So schlimm wird es im Worst-Case-Szenario

Im Worst-Case-Szenario haben politische Maßnahmen keine zählbaren oder psychologischen Effekte, die weltpolitische Lage mit den kriegerischen Auseinandersetzungen bleibt angespannt, Absatzschwächen bei produzierenden Unternehmen steigen, die Bevölkerung ist verunsichert und IT-Budgets werden für Wehrhaftigkeit reserviert.

Diese Maßnahmen empfehlen die Logistikweisen

  • Im Bereich Finanzierung empfehlen die Logistikweisen ein Innovationsprogramm mit streng praxisorientiertem Förderansatz, bei dem ausschließlich Impulse aus der Praxis kommen und Forschungseinrichtungen sowie Start-ups als Partner agieren. Statt klassischer Förderung sollen Markt- und Kapitalinstrumente eingesetzt und das Sondervermögen über privates Kapital gehebelt werden.
  • Bei der Vernetzung empfiehlt der Expertenkreis Vereinfachung durch Open Source und Shared Governance, Nutzung von Cross-Industry-Innovationspotenzialen, gemeinsame Ressourcennutzung und Coopetition 2.0.
  • Im Bereich Umsetzung in den Unternehmen wird auf Modernisierung der Unternehmenskultur mit mehr Know-how auf Entscheidungsebene, dem Wecken von Innovationshunger mit Bottom-up- und Top-down-Ideen sowie Fehlertoleranz und die Positionierung als integrationsbereiter Wirtschaftsbereich gesetzt.

Die Initiative der Logistikweisen

Die Initiative zur Prognose der Entwicklung des Logistikstandorts Deutschland wurde im Jahr 2013 von Christian Kille (THWS) und Markus Meißner (AEB) gegründet. Der unabhängige Expertenkreis mit wissenschaftlicher und praktischer Expertise tagt zweimal jährlich. Im Frühjahr werden relevante Themen identifiziert, im Herbst die Prognose entwickelt. Der vollständige Jahresbericht 2026 wird im ersten Quartal 2026 veröffentlicht.