Pandemie treibt Volumen bei Noerpel in die Höhe: Stückgut in Rekordlaune

Pandemie treibt Volumen bei Noerpel in die Höhe
Stückgut in Rekordlaune

Stefan Noerpel-Schneider über die Entwicklungen der Noerpel-Gruppe und die neue Unternehmergeneration

www.matthiastunger.de
Foto: Matthias Tunger
trans aktuell: Herr Noerpel-Schneider: Was für Spuren haben die vergangenen Monate im Unternehmen Noerpel hinterlassen?

Noerpel-Schneider: Die Zeit war für viele sehr anstrengend. Die vielen Veränderungen und Schwankungen haben die Mitarbeiter Kraft gekostet. Es gab viel Organisatorisches zu tun, wie den Ausbau der Homeoffice-Möglichkeiten, der uns viel Geld gekostet hat. Das hat auch nicht jedem gefallen, viele Mitarbeiter wollen lieber im Büro mit den Kollegen arbeiten, als zu Hause zu vereinsamen. Ein großer Erfolg war auf jeden Fall die Einführung der kontaktlosen Zustellung im Stückgutnetzwerk IDS.

Wie sah es mit der Geschäftstätigkeit aus?

Bis auf eine Delle im März und April gab es keine Einbrüche. Ganz im Gegenteil, von Mai bis jetzt anhaltend gab es einen wahnsinnigen Volumenzuwachs, da liegen wir deutlich über den Vorjahreszahlen.

Dem Stückgutbereich geht es also gut?

Der Stückgutbereich wird 2020 definitiv gut abschneiden. Alle Netzwerkspeditionen sind kurz vor dem Platzen. Die meisten unserer speditionellen Kunden – selbst der Maschinenbau – bringen weiter Volumen. Wir gehen daher davon aus, dass es 2021 wieder Rekordmengen geben wird.

Gut, dass Noerpel dieses Jahr gleich an zwei Standorten aufgerüstet hat.

In Odelzhausen haben wir im Vergleich zum vorherigen Standort in München das Doppelte an Fläche, dieser Standort ist auf zusätzliches Wachstum ausgerichtet. Bei unserem neuen Logistikzentrum in Heidenheim ist von den 25.000 Quadratmetern schon einiges belegt, wobei hier immer noch Raum für Neukunden ist.

2019 hat Noerpel auch den Standort Hannover der Krage Spedition übernommen. Wie hat sich das entwickelt?

Für das Haus Krage war das eine gute Nachfolgeregelung, wir kennen und schätzen uns ja aus unserer gemeinsamen Arbeit bei IDS. Mit Hannover-Langenhagen und den bestehenden Standorten Hamburg und Elsdorf haben wir jetzt ein geografisches Dreieck, das vor allem für unsere Stückgutverkehre Sinn macht und sich strategisch optimal einfügt. Der Standort Hannover ist auch durch die tolle Arbeit von Sebastian Dietrich als Geschäftsführer gut in das Noerpel-Netzwerk integriert.

Das Thema Übernahmen ist aber noch nicht abgeschlossen?

Nein, wir wollen sowohl im Norden als auch im Süden wachsen und sind auch immer an grenznahen Standorten interessiert.

Logistik oder Stückgut?

Die Logistik ist ein stabiler Garant unserer Stückgutauslastung, da wir auch aus unseren Logistikstandorten ein signifikantes Volumen generieren. Der Bereich Logistik wächst aber schon seit Jahren überproportional um mehr als zehn Prozent jährlich, wobei das Ziel ein Plus zwischen zehn und zwanzig Prozent ist.

Welches Wachstum wollen Sie im Sammelgutverkehr haben?

Mit Blick auch auf unsere Übernahmen in der Vergangenheit – 2019 der Krage-Standort und die Geschäfte von Lebert – gehen wir in einem Fünf-Jahres-Schnitt beim Stückgut von einem Wachstum von zehn Prozent anorganisch und fünf Prozent organisch pro Jahr aus. Bei IDS sind wir inzwischen mit zwölf Speditionsstandorten der zweitgrößte Partner nach Kühne + Nagel.

Ist in der Logistik das Thema Outsourcing weiter ein Wachstumsgarant?

Ja, das sehen wir auch an der Zahl der Ausschreibungen allein in den vergangenen sechs Monaten. Da sehen wir uns auch weiterhin, vor allem im Bereich FMCG (Fast Moving Consumer Goods).

Wie sehen Sie die Entwicklungen im Stückgutmarkt, etwa das Thema B2C?

Der B2C-Anteil nimmt in jedem Netzwerk zu, die Sendungen werden auch kleingewichtiger. Es findet gerade sowieso eine Verschiebung statt, die oben losgeht – aus Komplettladungen werden mehr Teilladungen, aus Teilladungen wird mehr Stückgut, und Stückgutsendungen wandern in den KEP-Bereich.

Was sind die größten Themen, mit denen sich das Unternehmen Noerpel derzeit beschäftigt?

Der Fachkräftemangel ist weiter ein Thema, ebenso der Trend 4.0, konkret die Digitalisierung. In den vergangenen drei Jahren haben wir insgesamt zehn Millionen Euro in eine neue IT-Infrastruktur investiert. Das ist inzwischen im Allgemeinkostenbereich der größte Investitionsposten.

Welche Maßnahmen sind umgesetzt, was bringt den meisten Effekt?

Große Effizienzgewinne hat zum Beispiel eine einheitliche Produktionssoftware gebracht, die wir immer noch in der ganzen Gruppe ausrollen. Sie ist ereignisgesteuert und eine auf Windows basierende Plattform, die viel moderner und agiler ist. Konkret ging es auch um die Business-Intelligence-Systeme, zur Verbesserung der Datenqualität und -auswertung, für uns intern, aber auch für unsere Kunden. Wir arbeiten daran, das Unternehmen cloudfähig zu machen; wir wollen eine Transparenz auch im Transportbereich und wenn möglich auch alle Daten in Echtzeit, außerdem Prozesse automatisieren und Plattformen entwickeln.

Was ist derzeit noch wichtig?

Das Thema Corporate Social Responsibility (CSR). Im sozialen Bereich hat schon mein Vater vor vielen Jahren ein Engagement begonnen, das im Unternehmen bis heute fortdauert – wir spenden jährlich eine sechsstellige Summe an diverse soziale Projekte. Aber auch die Themen Energiesparen und CO2-Minderung sind im Rahmen von CSR sehr wichtig – vermehrt fordern das auch Großkunden.

In welcher Form?

Im Transport ist das einfach, da wird etwa konkret die Euronorm der Fahrzeuge vorgeschrieben. In den Logistik-Ausschreibungen werden aber beispielsweise Nachweise verlangt, was man als Dienstleister in puncto Nachhaltigkeit macht – sowohl im sozialen Bereich als auch beim Thema Klimaschutz. Oft wird vom Kunden gewünscht, dass in der Ausschreibung auch Alternativen angeboten werden – so in der Art: „Was sind die Mehrkosten, wenn der Hauptlauf auf der Schiene erfolgt?“ Zunehmend zeigen sich die Verlader auch bereit, dafür mehr zu zahlen – je größer das Unternehmen, desto größer ist auch die Relevanz von CSR.

Die Noerpel-Gruppe hat inzwischen 2.800 Mitarbeiter – wie muss man sich als Familienunternehmen aufstellen, um das gut zu managen?

Indem man ein hervorragendes Management hat! Wirklich, wir haben eine tolle Führungsmannschaft, die über eine hervorragende und langjährige Expertise verfügt. Schön ist, dass auch meine Kinder schon im Unternehmen sind – meine Tochter im Marketing und zum 1. Januar auch im Personalbereich, mein Sohn im Controlling.

Was bringt die junge Generation ein?

Diese Generation kommt aus einer ganz anderen Welt. Digitalisierung, Soziales, Nachhaltigkeit – das sind nicht nur Themen für sie, das lebt diese Generation. Digitale Prozesse sind für sie das Normalste auf der Welt. Sie verstehen dann auch nicht, warum manche Prozesse noch nicht digitalisiert sind, und verschaffen sich dazu dann auch Gehör und treiben die Themen an. Es freut mich sehr, dass sie Neues in das Unternehmen reinbringen.

Das Unternehmen

  • Die Noerpel-Gruppe, 1881 gegründet, hat heute 2.800 Mitarbeiter und 16 Standorte in Deutschland und der Schweiz
  • Die drei Geschäftsbereiche sind Transportlogistik, Kontraktlogistik und Packaging
  • Im Geschäftsjahr 2019 erwirtschaftete die Noerpel-Gruppe einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro
  • Die Gruppe verfügte 2019 über 705.000 Kubikmeter Logistikkapazitäten
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