Neue Korridore erschließen

Neue Angebote von Contargo
Neue Korridore erschließen

Contargo startet mit neuen Angeboten im grenzüberschreitenden Kombinierten Verkehr durch. Den Anfang machen zwei Verbindungen Polen–Frankreich.

Duisburg Intermodal terminal
Foto: Contargo

Der Kundenbedarf ist da – nach Ansicht von Contargo werden viele Sendungen nicht nur wegen der Preise auf der Straße transportiert, sondern auch mangels passender Angebote. Der Container-Hinterlandspezialist Contargo will daher mit der Entwicklung neuer Korridore im Kombinierten Verkehr durchstarten. Ein erstes Angebot entsteht zwischen Polen und Frankreich.

Strategische Entwicklung auf bestimmten Korridoren

Laut Andreas Mager, Geschäftsführer Contargo Intermodal Service, sieht das Unternehmen im Kombinierten Verkehr sehr große Chancen für eine strategische Entwicklung auf bestimmten Korridoren, die bislang noch nicht so stark belegt sind. Zum Beispiel in Ost-West-Richtung. Von Polen über Frankreich bis an die spanische Grenze etwa – "wir haben uns nach längerer Marktanalyse für diesen ersten Korridor entschieden", sagte Mager im Rahmen der Messe Transport Logistics in München. Der Manager zeichnet künftig verantwortlich für die Einwicklung europäischer Korridorlösungen bei Contargo, die zukünftig in der Contargo Intermodal Service (CIS) Regionen-übergreifend entwickelt und vermarktet werden sollen.

Jürgen Albersmann Contargo
Contargo

Contargo-CEO Jürgen Albersamnn will an bestimmen Terminalstandorten  kontinentale und maritime Verkehre bündeln, angefangen etwa mit Duisburg, Straubing oder Wörth.

Die neue Strategie beruht auf die zunehmende Nachfrage der Kunden nach grenzüberschreitenden Verkehren innerhalb Europas, berichtete Jürgen Albersmann, CEO der Contargo Group. Bislang waren 95 Prozent der Verkehre im Contargo-Netzwerk maritimer Art. Die gestiegene Nachfrage mache jetzt eine Verlagerung auf die europäischen Großachsen sinnvoll, denn die Kunden würden zunehmend auch europäische Produktionsnetzwerke betreiben. Dafür seien dann Kombinierte Verkehre im kontinentalen Bereich eine gute Lösung. An bestimmen Terminalstandorten könnten dann laut Albersmann kontinentale und maritime Verkehr gebündelt werden, angefangen etwa mit Duisburg, Straubing oder Wörth. Auch so genannte Satellitenterminals seien geplant, die ausreichend Fläche und eine gute Anbindung vorweisen könnten. "Die Zahlen geben uns recht: Der kontinentale Verkehr wächst stärker als der maritime". Dabei spiele Contargo auch der Verlagerungsgedanke der Kunden auf die umweltfreundlichere Schiene in die Karten."Wir reden aber nicht nur über reine Schienenangebote, sondern auch über door-to-door-Lösungen; heißt, wir bieten den Kunden auch die Möglichkeit, die letzte Meile abzudecken", sagte Albersmann.

Laut Manger fragen viele Spediteure nach Partner vor Ort und auch nach der zur Verfügungstellung von Ladeeinheiten. "Darunter sind viele große Speditionen mit einer eigenen Intermodaleinheit, aber auch Kleinstkunden mit vielleicht zehn Seecontainern im Jahr – für sie alle wollen wir Lösungen schaffen, und das nicht von einer zentralen Stelle, sondern auch regional vor Ort", ergänzt Albersmann – in den europaweite elf Servciebüros und an den insgesamt 24 Containerterminals, "Unser Mitarbeiter haben nicht allein den Bahnfokus, sondern immer einen Kundenfokus".

Erstes Angebot: Shuttle Polen–Frankreich

Als erstes Produkt in diese Richtung startet Contargo Ende September mit dem Poland France Shuttle (PFS): Der AD-Zug verkehrt direkt zwischen dem Terminal LDCT in Dourges in Frankreich und dem Miratrans Terminal im polnischen Krzewie. Die Verbindung über 1.800 Bahnkilometer führt über Saarbrücken. Gestartet wird mit einem Rundlauf pro Woche, bis zum Jahresende soll das Angebot auf zwei Rundläufe pro Woche erhöht werden.

Die zweite Route verbindet das zentralpolnische Kutno mit Dourges, mit Zwischenstopp über das Duisburg Intermodal Terminal. Die Verbindung besteht aus zwei Teilstrecken: Dourges-Duisburg läuft in der Frequenz von drei Rundläufen pro Woche, die zweite Teilstrecke zwischen dem DIT und Central PL realisiert Contargo per Partner-Verbindung im PCC-Network mit aktuell bis zu fünf Rundläufen pro Woche. Über das System mit einem Verladekorb können demnach auch nicht-kranbare Sattelzüge die Angebote nutzen. Dabei werde die Trailer direkt in den Korb gefahren, der dann per Reachstacker oder Verladekran in den Taschenwagen gehoben wird.

Anschluss in ganz Frankreich und weitere europäische Ziele

Die zweite Verbindung ist der Duisburg Dourges Shuttle (DDS). Drei Rundläufe pro Woche sollen zunächst angeboten werden. Mit beiden Angeboten haben die Kunden laut Mager zudem Anschlussmöglichkeiten nach Bordeaux, Fos-sur-Mer, Lyon, Marseille, Miramas, Mouguerre, Paris, Perpignan und Rennes; vom Duisburg Intermodal Terminal (DIT) ist Anschluss an weitere europäische Ziele gegeben, wie Tschechien, und sogar der Anschluss nach China ist möglich. Laut Mager erwartet Contargo für beide Verbindungen einen "guten Mix an Ladeeinheiten wie Trailer, 45-Fuß-Container, Bulk- und Tankcontainer – von allem etwas".

Dourges ist demnach für Contargo neben der Gesamtdrehscheibe für Frankreich auch interessant, weil bald auch Zugverbindungen nach London starten sollen. Das könnte dann auch für den polnischen Markt weiter von Interesse sein, der laut Mager viele Sendungen nach Großbritannien exportiert. Mögliche Korridore mit weiterem Potential sieht Contargo auch von Deutschland nach Österreich und dann in Richtung Adria-Region sowie Ost- und Südosteuropa. Österreich könnte dabei ebenfalls als Hub fungieren, um Verkehre zu konsolidieren, so dass sich maritime und kontinentale Volumen einpendeln.

Zugangebote Richtung Adria-Region sowie Ost- und Südosteuropa

Dabei gehe der Blick natürlich auch – analog zu den Kundenanfragen – in Richtung Türkei, ein interessanter, wenn auch volatiler Markt. Eine Zugproduktion dahin müsste insgesamt sechs Länder queren, gibt Mager zu bedenken. Ein weiteres Problem für den 2026 angedachten Start des Produktes Österreich–Adria könnte die "mögliche Torpedierung" durch die Sanierung der Bahnstrecke Nürnberg-Regensburg-Passau ab dem zweiten Halbjahr sein. "Das ist schwierig zu planen, denn jetzt schon kämpfen die Eisenbahnverkehrsunternehmen um die Trassen". Unter Umständen müsse dann eben das geplante Produkt erst nach der Korridorsanierung starten.

Die neuen Korridore sollen auf alle Fälle ein festes Standbein im Hinterlandlogistik-Netzwerk von Contargo werden. Dafür stattet sich der Anbieter auch entsprechend aus. Während das Equipment bislang zu 100 Prozent gemietet war, sollen künftig auch eigene Wagen unterwegs sein, und die Gesamtzahl von derzeit 330 soll in etwa auf 400 zulegen. Tendenz natürlich, mit den neuen Verkehren, steigend. "Dabei nutzen wir aktuell den Vorteil, dass man aufgrund der jetzigen Marktlage auch gut Waggons beziehen kann", sagte Mager.