Eine erheblich verbesserte Effizienz im Güterverkehr: Dieses Ziel haben die Akteure des EU-Projekts Aeroflex erreicht. Die Projektpartner, darunter namhafte Fahrzeughersteller, Zulieferer und Forschungseinrichtungen, stellten drei Innovationen auf dem Testgelände von ZF in Jeversen vor: einen E-Dolly, aerodynamische Bauelemente am Trailer mit beweglichem Dach sowie eine Smart-Loading-Lösung. Letztere besteht im Wesentlichen aus einer Optimierungssoftware für die Logistikflotte einer Spedition. Zum Einsatz kommt hierbei eine Innenraumkamera im Trailer, um den Ladevorgang zu visualisieren. Zudem analysiert und wertet die Innenraumkamera kontinuierlich das Ladevolumen und die Ladehöhe aus.

Die Erkennung der Ladehöhe im Trailer erlaubt das präzise Absenken des Trailerdachs während der Fahrt, um den Kraftstoffverbrauch zu senken. Zum Konzept gehört auch ein Doppelstockauflieger, der zusätzlich 50 Prozent mehr Kapazität für leichte Produkte ermöglicht. Daraus folgt eine verbesserte Nutzung des Laderaums. Dadurch fallen weniger Fahrten an. Dies schlägt sich wiederum positiv in der CO2-Bilanz nieder.

Performante Aussteuerung
Die zweite Innovation, ein E-Dolly, wurde komplett im Rahmen des Aeroflex-Projekts entwickelt und gebaut. Zum Einsatz kommt hierbei die elektrische Achse Axtrax AVE von ZF. Eine eigens von ZF entwickelte Schnittstelle soll die Kommunikation zwischen Zugfahrzeug und E-Dolly optimal gestalten. Die Schnittstelle übernimmt zudem die performante Aussteuerung zwischen Zugmaschine und dem elektrischen Auflieger des E-Dollys, ebenso die Kommunikation zwischen Trailer-EBS und elektrischer Achse. Die Batterien sind beim E-Dolly in den Fahrzeugrahmen eingebaut. Mit einer Energiekapazität von 79 kWh und einer Spitzenleistung von 250 kW kann der E-Dolly beispielsweise beim Bergabfahren auf der Autobahn Energie zurückgewinnen, also rekuperieren. Außerdem ermöglicht eine Fernbedienung das Rangieren des Anhängers auf Speditionshöfen. Mit dem E-Dolly verbunden ist auch das Konzept eines Lang-Lkw mit bis zu zwei Trailern, um zusätzliche Emissionen einzusparen.

Die dritte technische Neuvorstellung stammt aus der Aerodynamik. Hier hat ZF die Seiten- und Heckverkleidungen optimiert, woraus wiederum CO2-Reduktionen im Fahrbetrieb folgen. Vor der Realisierung am Aeroflex-Gespann wurden insgesamt 24 mögliche Varianten in einer Voruntersuchung analysiert. Die geeignetsten davon testeten die Experten von ZF in Vorstudien.
Neben ZF gehören auch MAN, Volvo, Scania, DAF, Schmitz Cargobull und Michelin zu den Projektpartnern. Das Interesse der Beteiligten, die Innovationen weiterzuentwickeln und letztlich auch auf die Straße zu bringen, ist groß. Christian Brenneke, Senior Vice President Product Engineering, ZF Division Commercial Vehicle Control Systems, erklärt dazu: „Die jetzt gewonnenen Erfahrungen aus dem Projekt fließen in neue oder bestehende Entwicklungen ein, wie beispielsweise Frachtmonitoring und E-Trailer.“

Brenneke unterstreicht zudem die Rolle von ZF beim Projekt Aeroflex. „Mit zahlreichen Innovationen trägt ZF maßgeblich zum Erfolg des Aeroflex-Projekts bei. In zentralen Aspekten wie Kraftstoffreduktion, höhere Effizienz und Senkung der Gesamtbetriebskosten konnten wesentliche Verbesserungen erzielt werden. Hier hat ZF sein Know-how um das Gesamtsystem Zugmaschine und Auflieger eingebracht“, sagt er.

Wie steht es um den späteren Return on Investment (ROI) der Neuheiten im praktischen Speditionseinsatz? „Die Innovationen rechnen sich“, erklärt Aeroflex-Projektleiter Ben Kraaijenhagen gegenüber trans aktuell. „Der Spediteur spart nicht nur Energie ein, sondern auch Wege und Fahrten. Das bedeutet, er muss auch weniger Fahrer beschäftigen.“
Das Projekt
- Aeroflex ist ein Projekt der EU
- Die EU fördert Aeroflex mit über 9,5 Millionen Euro
- Ziel: Fahrzeughersteller und die Logistikbranche unterstützen, besonders bei der Entwicklung neuer Technologien
- Im Fokus: unter anderem Aerodynamik, Antriebsstrang und moderne Softwarelösungen zur Ladeoptimierung
- Projektpartner: unter anderen ZF, MAN, Volvo, Scania, DAF, Schmitz Cargobull und das Fraunhofer-Institut
- Zeitraum: 1. Oktober 2017 bis 30. September 2021