Italienische Finanzpolizei bei Kühne+Nagel

Millionen Euro an Steuern hinterzogen
Italienische Finanzpolizei bei Kühne+Nagel

Die Mailänder Finanzpolizei hat bei Kühne + Nagel in Italien 16,5 Millionen Euro beschlagnahmt – wie auch bei dem Iperal Supermarkt. Was den beiden Unternehmen von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen wird.

Italienische Finanzpolizei bei Kühne+Nagel
Foto: Kühne+Nagel

Die Mailänder Wirtschafts- und Finanzpolizei hat zwei getrennte präventive Beschlagnahme-Anordnungen der Mailänder Staatsanwaltschaft vollstreckt – in Summe mehr als 33 Millionen Euro. Im Visier der Ermittler stehen zum einen die italienische Landesgesellschaft des Logistikdienstleisters Kühne + Nagel und zum anderen die Handelskette Iperal Supermercati. Das berichtet unter anderem die Tageszeitung la Repubblica. Und gegenüber der Schweizer Nachrichtenagentur AWP hat Kühne + Nagel diesen Vorgang bereits bestätigt.

So lautet der Vorwurf der Mailänder Staatsanwaltschaft

Die beiden Unternehmen sind in der Lombardei im Bereich des Großhandels und der Speditions- und Zollabwicklungsagenturen tätig. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf den Vorwurf der illegalen Arbeitnehmerüberlassung. Rechnungen seien falsch gestellt und Verträge fingiert worden, um ein echtes Arbeitsangebot zu verschleiern. Ziel war es – so heißt es in den Unterlagen -, „ihre Steuer- und Sozialversicherungslast zu verringern und die aus dem illegalen Mehrwertsteuerabzug resultierende Steuerersparnis zu nutzen“. Der Tatverdacht lautet daher auf Steuerbetrug.

So funktionierte das System von Kühne + Nagel sowie Iperal

Die Staatsanwaltschaft, die von Staatsanwalt Paolo Storari koordiniert wird, hat daher von beiden Unternehmen rund 16,5 Millionen Euro beschlagnahmt. In einer Erklärung hebt die Staatsanwaltschaft hervor, dass ein System geschaffen wurde, um „sehr wettbewerbsfähige Preise“ auf dem Markt zu sichern, indem Arbeitskräfte auf unregelmäßige Weise an Genossenschaften und „Filter-Unternehmen“ vergeben wurden, die formal Arbeitnehmer für Logistik- und Warenumschlags-Dienstleistungen anstellten. Dies begünstigte nach Ansicht der Ermittler die „Ausbeutung von Arbeitnehmern“ und „unlautere Wettbewerbspraktiken“.

Das berichten die betroffenen Logistik-Mitarbeiter

Laut dem Nachrichtenportal Vergilio Notize haben Mitarbeitern aus der Logistik berichtet, dass sie „überwacht und fotografiert“ wurden. Zwei eigens ernannte Mitarbeiter waren mit der Überwachung der Arbeit der Beschäftigten beauftragt. Wenn die Arbeit nicht gut ausgeführt wurde, machten sie Fotos, die sie per WhatsApp an die Verantwortlichen schickten. Außerdem sei die Zahl der Beschäftigten immer weiter gesunken, wobei die verbliebenen nur umso schneller arbeiten sollten. Mindestens ein Dutzend Zeugenaussagen von Arbeitern, die Waren ein- und ausladen mussten, sowie weiteren Angestellten seien bei der Staatsanwaltschaft eingegangen.