Logistikbude digitalisiert Ladungsträger

Logistikbude digitalisiert Ladungsträger
Spaß an Paletten

Das Start-up Logistikbude aus Dortmund digitalisiert Europaletten, Gitterboxen oder Container. Die Nagel-Group implementiert die Software an allen Unternehmensstandorten.

Spaß an Paletten
Foto: Logistikbude

Die Gründer des Start-ups Logistikbude sind mutig. Sie haben sich im Jahr 2021 einem Thema angenommen, das bei vielen unter dem Radar läuft: Ladungsträger. Vieles passiert beim Tausch von Europaletten, Gitterboxen, Containern oder Gestellen noch analog. Doch Unternehmen können Zustand und Verbleib dieser Mehrweg-Objekte analog nicht genau überwachen. An diesem Punkt setzt die Logistikbude an: Die Software digitalisiert und automatisiert Ladungsträger – und macht damit jeden einzelnen sichtbar.

„Behältermanagement ist ein Thema, das nervt. Es fällt erst auf, wenn es nicht läuft“, sagt Dr. Philipp Hüning, Co-Founder und CEO der Logistikbude. „Wir wollen das Thema in den Mittelpunkt rücken und zeigen, dass es auch Spaß machen kann“, sagt Hüning im Gespräch mit trans aktuell. Denn ohne die passenden Ladungsträger und Behälter Ware zu verladen, geht eben nicht.

Alle Buchungsprozesse finden digital statt

Die Vorteile des digitalen Ansatzes der Logistikbude: „Es gehen weniger Ladungsträger verloren, es müssen sich weniger Mitarbeitende damit beschäftigen und es ist ökologischer“, sagt Hüning. Es funktioniere tatsächlich alles ohne Papier, die beteiligten Unternehmen erhalten digitale Belege. „Alle Buchungsprozesse finden bei uns digital statt“, sagt Hüning. Die Software ermögliche zudem Echtzeittransparenz. Die Unternehmen können einsehen, wo sich ihre Ladungsträger momentan befinden und wie viel Guthaben noch vorhanden ist.

Logistikbude
Logistikbude

„Alle Buchungsprozesse finden bei uns digital statt“, sagt Dr. Philipp Hüning, Co-Founder und CEO der Logistikbude.

Die Idee, die die vier Gründer Philipp Hüning, Michael Koscharnyj (Chief Operating Officer), Patrik Elfert (Chief Product Officer) und Jan Möller (Chief Technology Officer) gemeinsam am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund entwickelten, kommt an. Einige Preise heimste das Team schon ein. Zum Beispiel kürte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Logistikbude im Oktober 2024 zu einem der „Digitalen Start-ups des Jahres 2024“. Das Unternehmen landete auf Platz drei und gewann zusätzlich den Publikumspreis.

Roll-out für die Nagel-Group

Kurz darauf, im November 2024, bekam das Start-up mit Sitz in Dortmund den Zuschlag für die Kooperation mit der Nagel-Group. An allen 130 Standorten des Logistikdienstleisters soll die Software der Logistikbude implementiert werden, um das Mehrweg-Management zu digitalisieren und zu automatisieren. Die Logistikbude verbucht jeden Ladungsträger des Unternehmens – und das ist eine Menge. Die Nagel-Group bewegt nach eigenen Angaben täglich 105.000 Sendungen verschiedenster Lebensmittel in allen Sendungsgrößen und Temperaturklassen. Auf das gesamte Jahr gesehen sind 50 Millionen Paletten und 50 Millionen Fleischerkisten unterwegs. Das Roll-out auf das gesamte Nagel-Group-Netzwerk erfolgt im Laufe des Jahres.

Zu den rund 30 Kunden des Start-ups gehören neben der Nagel-Group unter anderem die Digital-Spedition Sennder, Oetjen Logistik aus Rotenburg/Wümme, Harders Logistik aus Weyhe und seit kurzem die Niedermaier Spedition aus Landau an der Isar sowie die Spedition Knecht aus dem schwäbischen Rudersberg. Das Angebot beschränkt sich nicht auf die Logistikbranche. Auch in der Lebensmittelproduktion, der Automobilbranche und dem Handel kommt die Software zum Einsatz, über die im Monat aktuell laut Hüning 10 bis 20 Millionen Ladungsträger laufen.

Alle bekommen dasselbe Produkt

Trotz der Kunden-Vielfalt bietet die Logistikbude „nur“ ein Produkt an. „Wir bauen nicht für jeden Kunden eine eigene Lösung und sind auch keine Plattform“, sagt der Gründer. Stattdessen würden die Kunden die Reise des Start-ups mitgehen und von neuen Tools profitieren. Das Team war in diesem Jahr bereits zum dritten Mal mit einem eigenen Stand auf der Intralogistik-Messe Logimat vertreten und stellte eine Lösung für die Verarbeitung von Dokumenten vor. Eine Künstliche Intelligenz (KI) liest Belege ein und erstellt daraus eine Buchung. Anstelle von Papier werden PDF-Dateien verarbeitet, die den Kunden der Logistikbude bereits vorliegen.

Matching-Lösung per KI

KI hilft den Kunden seit kurzem auch bei allen Fragen rund ums Thema Ladungsträger. „Wo habe ich Schulden? Wo fehlen Paletten?“ Die Antworten auf Fragen wie diese ermittelt ein Algorithmus. Die Logistikbude hat dafür eine Art Chatbot eingerichtet. Ein weiteres KI-Tool soll in diesem Jahr folgen. Bei dieser Lösung geht es ums Matching. „Die Kunden puzzeln aktuell zusammen, wo sie noch Guthaben oder Paletten-Schulden haben“, sagt Hüning. Das Start-up analysiert dieses Vorgehen per KI und bringt Kunden in einem zweiten Schritt zusammen, um zum Beispiel Paletten zu tauschen. Damit könnten Leerkilometer vermieden oder der Paletten-Verkauf gefördert werden.

Rollwagen, die vor allem im Lebensmitteleinzelhandel im Einsatz sind, digitalisiert die Logistikbude ebenfalls.
Logistikbude

Rollwagen, die vor allem im Lebensmitteleinzelhandel im Einsatz sind, digitalisiert die Logistikbude ebenfalls.

Am Entwicklungsdrang der mittlerweile 23 Mitarbeitenden lässt sich auch der Spaßfaktor messen. Das Team hat Lust auf Paletten, das zeigt sich auch beim Marketing. Ob Paletten-Quartett, Paletten-Memes oder das „Nippelboard Logistikbuden-Edition“, das an Stefan Raabs Erfindung angelehnt ist und auf Knopfdruck Video-Sequenzen zum Thema Palette abspielt – Ladungsträger stehen auf humorvolle Art im Mittelpunkt. „Gute Stimmung ist uns wichtig. Wir können erfolgreich sein und trotzdem Spaß haben“, sagt Hüning. Das betreffe auch den Kundenkontakt, der stets auf Augenhöhe stattfinde.

Mit den Kunden per Teams chatten

Die Kunden können die Logistikbude-Mitarbeitenden zum Beispiel einfach per Teams anchatten. Das komme gut an und passe zum Firmennamen, der sich aus den zwei Wörtern „Logistik“ und „Bude“ zusammensetzt. Der Begriff „Bude“ stammt aus dem Ruhrgebiet und bezeichnet einen kleinen Kiosk. Gute Stimmung und Lässigkeit sollen die Logistik ergänzen, daher verwenden sie den Hashtag #Bude.

Für weiteres Wachstum braucht die #Bude noch mehr Geld von Investoren. Die erste Finanzierungsrunde in Höhe von mehr als 2,2 Millionen Euro war im September 2023. Bei der nächsten helfen sicher Auszeichnungen wie die des BMWK – und weitere clevere Geschäftsideen rund um Paletten.

Das Unternehmen

  • Philipp Hüning (CEO), Michael Koscharnyj (COO), Patrik Elfert (CPO) und Jan Möller (CTO) gründeten die Logistikbude 2021 am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund.
  • Sitz in Dortmund
  • 23 Mitarbeitende
  • Die Software digitalisiert und automatisiert Ladungsträger.
  • Rund 30 Kunden
  • An mehreren hundert Standorten im Einsatz.