Im Kaufland-Lager im unterfränkischen Donnersdorf im Landkreis Schweinfurt stehen massive Einschnitte bevor. Der Lebensmittel-Einzelhändler plant dort bis zu 350 der insgesamt rund 500 tariflich bezahlten Beschäftigten in der Logistik zu kündigen. An ihre Stelle sollen laut Verdi deutlich günstigere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von osteuropäischen Subunternehmen über sogenannte Werkverträge zum Einsatz kommen. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat laufen Sturm gegen die Pläne, die wohl bereits ab kommendem Juli greifen sollen.
Kaufland feiert sich als einen der besten Arbeitgeber
Für die Kaufland-Beschäftigten in Donnersdorf dürfte es wie Hohn klingen, dass ihr derzeitiger Noch-Arbeitgeber erst zu Jahresbeginn bereits zum 7. Mal als einer der besten Arbeitgebern in Deutschland und Europa ausgezeichnet wurde. Zu diesem Ergebnis kam jedenfalls das Top Employers Institute, das Unternehmen erneut auf ihre Leistungen im Personalbereich untersucht hat. Anders als diese Jubel-Mitteilung findet sich auf der Presseseite von Kaufland allerdings kein Wort über den Konflikt in Donnersdorf.
Verdi: Kaufland entzieht sich der Personalverantwortung
Die Gewerkschaft Verdi kritisiert, dass der Lebensmittel-Einzelhändler damit sowohl rechtlich als auch organisatorisch nicht mehr für das Personal zuständig sei. Die neuen Logistik-Miarbeiterinnen und Mitarbeiter würden dann von den Subunternehmen zu deutlich schlechteren Konditionen beschäftigt, so die Befürchtung. Das sei ein Skandal, so die Gewerkschaft.
Schnäppchen-Ware als Logistik-Schnäppchen?
Kaufland selbst verweist darauf, dass das Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben müsse. Mithilfe der Werkunternehmen sei es möglich, viel schneller und agiler auf aktuelle Erfordernisse zu reagieren. Das Unternehmen versorgt nach eigenen Angaben von Donnersdorf aus die mehr als 770 Kaufland-Filialen in Deutschland mit Non-Food-Ware und Aktionsartikeln.
Kaufland und Schwarz-Gruppe sind wirtschaftlich erfolgreich
So schlecht scheint es um die Wettbewerbsfähigkeit derzeit allerdings nicht bestellt zu sein: Im aktuellen Geschäftsbericht von Kaufland ist von einem „erfolgreichen Geschäftsjahr“ die Rede. Demnach stieg der Umsatz um 7,8 Prozent auf 34,2 Milliarden Euro. Die Schwarz-Gruppe, zu der Kaufland gehört, erzielte wiederum einen Umsatz von 167,2 Milliarden Euro und erwirtschaftete damit ein Umsatzplus von 8,5 Prozent.
Staatsanwaltschaft Stuttgart hat Kaufland 2012 angeklagt
Bahnt sich nun ein Déjà-vu an? Fakt ist, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart im Jahr 2012 nach Razzien in drei Kaufland-Logistikzentren ein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche des Kaufland-Konzerns wegen illegaler Scheinwerkverträge eingeleitet hatte. Die Scheinwerkverträge hätten es Kaufland ermöglicht, die Beschäftigten unter Tariflohn zu bezahlen. Außerdem seien auf diese Weise Sozialversicherungsbeiträge gespart worden, erklärte damals eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Kaufland zahlte damals mehrere Millionen
Kaufland wiederum gab 2012 zu Protokoll, dass die Ermittlungen keinen Anlass für eine Klageerhebung gegeben hätten. Es seien jedoch Zweifel aufgekommen, ob die Vorschriften des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes in jedem Fall eingehalten wurden. Dennoch zahlte das Unternehmen mehrere Millionen Euro, sodass die Staatsanwaltschaft Stuttgart das Verfahren schließlich einstellte und mit dem Geld die angenommenen Schäden wiedergutmachte.