Sie sind von Hochzeiten nicht mehr wegzudenken: Fotoboxen sorgen für gute Stimmung unter den Gästen und für lustige Andenken nach dem Fest. Diese Erfahrung machte Jochen Dolderer bereits vor rund zehn Jahren. Er arbeitete nebenbei als Hochzeits-DJ und überzeugte seine Kollegen Oliver Grünberg und Philipp Schreiber davon, ein Geschäftsmodell mit Party-Fotoboxen aufzubauen.
Die drei führten damals eine Digitalagentur. Mit Hochzeiten, Fotoboxen und der Logistik dahinter hatten sie bis dahin wenig zu tun. „Wir haben uns vorgenommen, nicht alles perfekt machen zu wollen, Fehler zu machen und schnell zu lernen“, sagt Schreiber gegenüber trans aktuell.
Mit diesem Ansatz gründeten der Softwareentwickler Schreiber, der Grafikdesigner Dolderer und der Hardwareingenieur Grünberg 2016 ihr Unternehmen „KRUU“ mit Sitz in Bad Friedrichshall bei Heilbronn. „KRUU“ leitet sich vom englischen Begriff „Crew“ ab. Sie bauten Fotoboxen und eine Website und wurden gleich zum Valentinstag 2016 von der Anfrage eines Baumarkts überrascht, der 20 Boxen orderte. „Wir waren von Beginn an ausgebucht und hatten immer mehr Bedarf als Geräte“, sagt Schreiber, CEO bei KRUU. 2017 expandierte KRUU nach Österreich und Frankreich.
Der Einbruch kam 2020
Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie ging die Erfolgskurve stetig nach oben. Ab Februar 2020 brach der Umsatz ein. „Die Bestellungen wurden allerdings verschoben und nicht storniert. So haben wir immerhin eine hohe Kundenbindung erreicht“, sagt Schreiber. Nach der Pandemie feierten die Menschen erst recht – der Erfolg setzte sich fort. Der Fokus liegt auf Hochzeiten, die Fotoboxen können aber auch für Geburtstage und Firmenfeiern gebucht werden.

Die drei Gründer Jochen Dolderer (CFO), Philipp Schreiber (CEO) und Oliver Grünberg (CTO) (von links).
Der gesamte Prozess startet mit einem Klick, alles stammt aus einer Hand – vom Packen des Produkts bis zu den fertigen Bildern. Das unterscheide KRUU von Mitbewerbern, bei denen es sich häufig um Fotografen handelt, die nebenbei Fotoboxen vermieten.
Die Kunden buchen ihr Paket über die Website. Das Buchungssystem berechnet, ob im angefragten Zeitraum eine Fotobox zur Verfügung steht. Ist das der Fall, erhält der Kunde ein Lieferfenster von einem Werktag. Im Lager in Heilbronn verpacken KRUU-Mitarbeitende die Fotobox zusammen mit einem Stativ und, falls gebucht, einem Drucker sowie Props. Bei Props handelt es sich um Dekoartikel, die zum Anlass passen und für Spaß beim Fotografieren sorgen.
UPS transportiert die Pakete
Der KEP-Dienstleister UPS transportiert die Pakete neben Deutschland in neun weitere europäische Länder. Im Januar 2024 bezog das Heilbronner Unternehmen ein Lager in Detroit im US-Bundesstaat Michigan. „Die Nachfrage nach Fotoboxen ist in den USA mit der in Europa vergleichbar“, sagt Schreiber. 18 der rund 90 Mitarbeitenden sind mittlerweile am Standort Detroit beschäftigt.
Wenn die Hochzeiten, Geburtstage und Firmenfeiern vorbei sind, schicken die Kunden die Fotoboxen zurück. Bei Bedarf laufen Anlieferung und Retoure auch über den Paketshop. Die Pakete wiegen 16 oder 19 Kilogramm – je nachdem, ob die Standard- oder die Premiumversion gebucht wurde. Die Fotos erscheinen in einer App, in die die Gäste auch andere Fotos laden können.
Boxen sind selbst gebaut
Die Fotoboxen landen schließlich wieder im Lager in Heilbronn. Die Mitarbeitenden prüfen und putzen sie, dann können sie für die nächste Feier gebucht werden. „Die Fotoboxen sind sehr robust. Wir haben noch die meisten aus dem Jahr 2017 im Einsatz“, so Schreiber. Trotz Kreislauf muss KRUU ständig neu produzieren. „Wir haben in diesem Jahr bereits mehr als 2.000 gebaut“, sagt der Gründer. Die Bauteile kommen von verschiedenen Zulieferern. Die Montage erfolgt bei KRUU.
Die Hochzeitssaison geht im Herbst zu Ende, in diesem Jahr kamen die Fotoboxen bereits bei knapp 70.000 Veranstaltungen in Europa und in den USA zum Einsatz. Die meisten Buchungen gibt es von Frühjahr bis Herbst, mit einem kleinen Peak im Dezember, wenn Weihnachtsfeiern stattfinden. „Wir können daher gut vorausplanen und sind antizyklisch unterwegs“, sagt Schreiber. Ein Sommerloch wie bei anderen Firmen gibt es jedenfalls nicht.
Weil es so gut läuft, kann sich Schreiber auch eine Expansion auf andere Kontinente vorstellen. „Wir wollen noch mehr aus der Komfortzone raus.“ Die USA waren der erste Schritt. In diesem Jahr bewege sich KRUU in Richtung 20 Millionen Euro Jahresumsatz. „Wir sehen noch Luft nach oben und wollen weiterhin stark wachsen“, sagt Schreiber. Was aus einer simplen Idee, um Hochzeiten aufzupeppen, alles werden kann.
Das Unternehmen
- KRUU baut und verleiht seit 2016 Fotoboxen für Hochzeiten, Geburtstage und Firmenfeiern.
- Sitz in Bad Friedrichshall bei Heilbronn. Ein Lager in Heilbronn, ein weiterer Standort mit Lagerhalle in Detroit (USA).
- Rund 90 Mitarbeitende.
- Geschäftsführung: Philipp Schreiber (CEO), Jochen Dolderer (CFO), Oliver Grünberg (CTO).
- Bei mehr als 200.000 Veranstaltungen war die KRUU-Fotobox bereits im Einsatz.