Thomas Heidlberger: Das war ein glücklicher Zufall – ein Investor, mit dem Yusen Logistics schon an verschiedenen EU-Standorten zusammengearbeitet hat, hatte die Gesamtimmobilie platziert und wir erhielten den Zuschlag.
Simon Pellner: Notwendig war der Umzug, weil bei unserem Standort Filderstadt schon länger im Lager die Kapazitätsgrenze erreicht war. Der neue Standort ist sehr gut gelegen, mit Anbindung an die B10 und die A8, und auch der Flughafen Stuttgart ist nur 18 Kilometer entfernt. Jetzt haben wir 10.000 Quadratmeter Logistikfläche inklusive einem Hochregallager sowie einem überdachten Be- und Entladebereich.
Heidlberger: Wir streben in Deutschland ein flächendeckendes Wachstum an, mit einem Fokus auf den Westen und den wirtschaftlich starken Süden. Insgesamt haben wir neun Kontraktlogistikstandorte, demnächst kommt ein neuer in Sittensen mit 22.000 Quadratmeter dazu, so dass die Gesamtlagerfläche auf mehr als 162.000 Quadratmeter steigt.
Heidlberger: Weitere Ausbauaktivitäten schließen wir nicht aus, denn unsere Kundschaft signalisiert Wachstum. Dabei wollen wir aber auch den Fokus auf Innovationen legen, um etwa auf Volumenschwankungen besser reagieren zu könne. Dies ist etwa im Hinblick auf Lösungen für unsere Kunden, die im E-Commerce und im Retailmarkt tätig sind, wichtig. Um unsere Personalplanung im Lager zu optimieren, setzen wir auf eine noch bessere Forecast-Analyse, aber auch auf den Einsatz entsprechender Förder- sowie Lagertechnik. Zum Beispiel analysieren wir gerade die Potenziale im Hochregallager – etwa, wie mit Shuttlesystemen das Vorholen von Paletten automatisiert werden kann.
Pellner: Das sind zum großen Teil Automobilzulieferer, aber auch Kunden aus der Unterhaltungselektronik oder dem Technologiebereich, wie Anbieter von Sensortechnik. Die Kontraktlogistikleistungen erstrecken sich von der klassischen Warenversorgung über Konsolidierung und Etikettierung bis zum Konfektionieren, der Qualitätskontrolle und dem Umverpacken gemäß Kundenanforderungen. Ein Highlight sind in Altbach auch unsere Industriewaschmaschinen – damit reinigen wir Getriebeteile aus Übersee vom Korrosionsschutz, danach gehen die Teile direkt in die Produktion der Kunden.
Pellner: Als Tochter der NYK mit mehr als 630 Niederlassungen in 47 Ländern kann Yusen Logistics natürlich auf ein großes Netzwerk und globale Lösungen zugreifen, darunter auch See- und Luftfracht, Intermodaltransporte und natürlich europäische Hublösungen. Das nutzen viele Kunden, so dass wir nicht nur auf der Versand- sondern auch auf der Beschaffungsseite in Ländern wie China oder den USA eingebunden sind und meist schon das Vorholen beim Produzenten erledigen. Unser Ziel ist aber, nicht nur den Transport zu übernehmen, sondern in der Supply Chain unserer Kunden eingebunden zu sein, auch mit Service-Add-Ons, die die Kunden eigentlich selber machen können, aber aus Zeit- und Kostengründen an uns ausgliedern.
Heidlberger: Von den Nordseehäfen aus fährt die Ware generell per Kombinierten Verkehr in das Terminal Kornwestheim, die Umfuhr Richtung Lager übernehmen wir. In der Regel decken wie Regional -und Sammelgutverkehre mit eigenen Fahrzeugen ab, vergeben aber auch Transporte an Systempartner. Gesteuert wird das vom Yusen Logistics-Landtransport-Hub in Duisburg, das alle Satellitenstandorte, aber auch die Linienverkehre nach Osteuropa, England und Westeuropa betreut.
Heidlberger: Wir empfehlen unseren Kunden den KV nicht nur wegen der Kosten, sondern auch wegen des Nachhaltigkeitsthemas.
Pellner: Generell richten wir das meiste auf die Rail-Kombi aus, für Ware aus Rotterdam, die an Kunden entlang der Rheinschiene geht, werden die meisten Container über Duisburg per Binnenschiff befördert. Aber wenn Zeit für den Kunden ein Faktor ist, ist auch ein reiner Lkw-Verkehr möglich. Bei der Wahl der Verkehrsträger hat der Kunde das letzte Wort.
Heidlberger: Die Marktlage ist weiter angespannt, auch wenn die Corona-Effekte sich abgeflacht haben. Auf die Lagerung bezogen heißt das, dass weit weniger Fläche zur Verfügung steht als gesucht wird – die Preise für Neuimmobilien steigen weiter sehr signifikant, und damit auch das Risiko für die Dienstleister. Viele Hersteller, etwa von Halbleitern, haben oftmals Panikkäufe getätigt und versuchen jetzt von diesem Sicherheitsbestand herunterzukommen, während andere, wie ein Kunde von uns, der Wärmepumpen herstellt, richtig große Volumen in den Markt zu bringen haben.
Pellner: Die Kontraktlogistik ist auf jeden Fall wichtiger als je zuvor, denn die Unternehmen haben erkannt, dass es risikoreich ist, ihren Warenbestand in der Lieferkette zu lagern, also auf See, um eine Kapitalbindung zu meiden.
Heidlberger: Wir sind in der guten Lage, dass wir zum Großteil langfristige Verträge meist nicht unter drei Jahren mit unseren Kunden haben – auch wenn der Markt immer kurzfristige Verträge von einem oder sogar einem halben Jahr fordert.
Pellner: Hier zahlt sich aus, dass Yusen Logistic als japanisches Unternehmen viel Wert auf eine langfristige Zusammenarbeit und ein langfristiges unternehmerisches Handeln legt.
Pellner: Der Qualitätsanspruch ist in einem japanischen Unternehmen sehr hoch: Der Kunde ist nicht nur König, sondern Kaiser. Die Kultur wird auch im sehr respektvolle Umgang miteinander, auch intern, widergespiegelt.
Heidlberger: Typisch ist auch die sehr starke Kaizen-Kultur, gerade im Lager.
Heidlberger: Das fängt mit der Standardisierung etwa von Arbeitsplätzen und Reinigungsequipment an und geht auch dahin, dass das Unternehmen und die Mitarbeiter Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlossen sind – das ist die Basis. Kaizen bedeutet ja die stetige Verbesserung. Unsere Prozessingenieure schauen sich daher immer wieder die Einzelprozesse der Kunde an, um Optimierungsmöglichkeiten zu finden – alles in Abstimmung mit den Bedürfnissen der Kunden, die das natürlich auch schätzen.
Heidlberger: In erster Linie ist der jeweilige Standortleiter natürlich verantwortlich, aber bei seiner Arbeit wird er von den Prozessingenieuren mit ihrem wissenschaftlichen Background unterstützt – sie gehen in die Analyse mit einem sehr tieferen Zahlenverständnis und schauen sich auch die Einzelprozesse an
Heidlberger: Gemäß dem internen Qualitätsmanagement sind das unter anderem Schadens- und Reklamationsquoten, aber auch interne Prozesszeiten, bewegtes Volumen und vieles mehr, ebenso wie speziell mit dem Kunden vereinbarte KPI etwa zur Bewegung bestimmter Artikelgruppe oder zum Stand des Auftragsvolumen.
Heidlberger: In Altbach beschäftigen wir aktuell 30 Mitarbeiter, die vom Lager in Filderstadt gewechselt sind, wo somit nur das Luftfrachtteam verbleibt. Unser Ziel ist, insgesamt 50 Personen am neuen Standort zu beschäftigen. Ein Hürde ist, dass wir nicht so bekannt wie andere Marktbegleiter sind. Aber wenn ein Bewerber zu uns kommt, ist er in der Regel schnell überzeugt. Wir bieten ein sehr gutes Umfeld, geregelte Arbeitszeiten, eine gute Work-Life-Balance mit einer klassischen 39-Stunden-Woche mit wenig Überstunden und Schichtarbeit. Zudem bieten wir einige Vorteilspakete, wie Mitgliedsbeiträge für Fitnessclubs und Sportvereine oder das Jobrad-Leasing.
Zur Person
- Simon Pellner, Deputy General Manager Business Development, ist verantwortlich für Vertrieb und Marketing bei Yusen Logistics Deutschland. Zuvor war er unter anderem als Sales Manager für Südwest-Deutschland und die Schweiz zuständig und leitete über vier Jahre die Niederlassung Stuttgart.
- Thomas Heidlberger ist seit Oktober 2022 General Manager Contract Logistics bei Yusen Logistics und verantwortet alle Lageraktivitäten am Standort Deutschland. Davor war er lange Zeit im Key Account Management tätig, um danach die Position Senior Manager Business Development & Solution Design zu übernehmen.
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