Für 2013 erwartet die TX Logistik aus Bad Honnef gruppenweit einen Umsatz von 220 Millionen Euro. Das Unternehmen kann die Zahl deshalb schon jetzt nennen, weil ein jährliches Wachstum von mindestens zehn Prozent Teil der Strategie ist. Frank Lehner, seit April neuer Vertriebs- und Marketingvorstand, berichtet im Redaktionsgespräch mit trans aktuell, wie das Unternehmen sich dafür im Markt positioniert.
Lehner: Ja ich war auf einem unserer Wien-Züge unterwegs. Das war hoch interessant, die Fahrt und die Anforderungen auf so einer Maschine hautnah zu erleben.
TXL war kein Unbekannter für mich. In meiner früheren Tätigkeit bei ARS Altmann haben wir uns stark mit dem Thema Privattraktion beschäftigt und dort habe ich TX Logistik als Eisenbahntraktionär kennengelernt.
Der Wechsel war und ist eine große Herausforderung. Wir machen ja inzwischen nicht mehr nur Traktion, sondern bieten um das Thema Eisenbahn noch viele Leistungen mehr – Waggonmanagement, Terminalanbindung, erste und letzte Meile etwa.
Das war sicher einer der Gründe für Trenitalia und dem TXL-Vorstand, sich mit meiner Person entsprechende Kompetenz an Bord zu holen. Das wollen wir auch künftig weiter forcieren.
Trenitalia lässt uns absolut autark arbeiten. Wir haben viel Freiraum, uns in Europa zu positionieren. Was Trenitalia von uns verlangt, ist das Thema Qualität und eine Strategie, die ein jährliches profitables Wachstum von mindestens zehn Prozent vorsieht. Das ist auch die Maßgabe, die wir selbst im Vorstand der TXL haben – meine beiden Kollegen Karl Michael Mohnsen und Pietro Mancuso und meine Wenigkeit.
Bis dato haben wir das immer rein durch organisches Wachstum geschafft. Und das wird auch in Zukunft so sein.
Da muss man fair bleiben und betrachten, was in den vergangenen Jahren alles geschehen ist, vor allem im Personenverkehr. Die FS-Gruppe ist auf dem richtigen Weg und hat in den vergangenen Jahren beeindruckende Fortschritte erzielt.
Im Gesamten ist der Schienengüterverkehr ein sehr schwieriges Geschäft. Eine Erklärung für unseren Erfolg liegt sicher in unserem guten europäischen Netzwerk. Unsere Kunden – eben auch die Spediteure des Straßengüterverkehrs – schätzen das ebenso wie unsere Neutralität als Anbieter. Ein weiterer Erfolgsgrund ist der hohe Stellenwert, den wir der Qualität in der ganzen Kette einräumen. Bei Problemen haben wir eine sehr schnelle Reaktionszeit und das bekommt der Kunde mit.
Wir beschäftigen uns zwar mit Ländern wie Polen und Ungarn. Ganz oben auf der Projektliste stehen aber Frankreich und Spanien – national und im Transit. Spanien könnte auch in der Automobillogistik interessant sein. Es wird vielleicht ein paar Jahre dauern, bis sich die wirtschaftliche Lage wieder gefestigt hat, aber man muss jetzt schon anfangen.
Das ist zwar meist nur regional begrenzt, aber klar, in diesem Fall ist der Kunde irgendwie auch Wettbewerber. Wir selbst investieren ja ebenfalls in Tragwagen im Intermodalbereich – jetzt etwa in 300 neue T-3000, die gerade in der Auslieferung sind. Wollen wir auch in das Thema Doppelstockwagen einsteigen? Zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Jetzt fokussieren wir uns auf einen Ausbau unserer Partnerschaften mit den Automobillogistikern.
Den größten Anteil hat immer noch Intermodal.
Der Gesamtumsatz der Gruppe wird 2013 bei etwa 230 Millionen Euro liegen. Intermodal macht davon rund 80 Millionen aus, der Automobilbereich und Freight jeweils etwa 40 Millionen und der Rest ist Maritim.
Genau. Und nächstes Jahr wollen wir natürlich weiter kräftig wachsen.
Unsere Strategie ist, viel selbst zu machen. Wir arbeiten allerdings erstmalig seit September auf dem Schweiz-Korridor mit einer anderen Bahn als Traktionär zusammen, was gut funktioniert.
Wir sehen uns nicht mehr als reine Güterbahn, sondern als Eisenbahnlogistikunternehmen, das sich mit der ganzen Kette beschäftigt und das abbildet, was der Kunde braucht. Das ist sicher auch unseren Mitarbeitern geschuldet, die sowohl aus der Bahn- als aus der Speditionswelt kommen. So können wir ein breites Kompetenzspektrum bieten. Das bringt uns nach vorne.
Unser Herz ist das European Control Center in Bad Honnef, dort werden alle Züge, die wir europaweit fahren, gesteuert. Außerdem haben wir unter der Dachmarke TX Cargostar vier Profitcenter, die durch gelernte Spediteure geleitet werden. Bei Störungen, die wir beeinflussen können, können wir so sofort reagieren.
Schaut man sich die Entwicklung der privaten EVUs an, dann sieht man, dass nach dem Hype um das Jahr 2000 nicht mehr so viele private EVUs europaweit übrig geblieben sind und viele wieder in Staatsbahnen integriert wurden – auch wir. Deswegen hat sich in der Hinsicht meiner Meinung nach in den vergangenen Jahren vieles getan.
Vielleicht. Es geht ja nicht allein darum, "Ich besorge mir eine Lokomotive und fahre Eisenbahn". Wer europaweit tätig sein will, muss wachsen, muss investieren – in Equipment, Personal, IT. Dazu brauchte es einfach die Finanzkraft, um in dem Markt bestehen zu können.
den Stellen.
Wir suchen derzeit weitere Triebfahrzeugführer. Wir haben zwar seit Jahren ein Ausbildungsprogramm, kommen aber damit noch nicht unserem eigenen Bedarf nach. Und das Thema Dienstleister ist leider nicht immer zufriedenstellend – sowohl von der Qualität als auch von den Kosten her, die in den vergangenen Jahren doch erheblich gestiegen sind.
Die Kapazitäten sind ausreichend, große Probleme gibt es aber bei der Infrastruktur, die wir leider nicht beeinflussen können. Meiner Ansicht nach müssen wir für Netz und Energie eine klare Regulierung haben. Da ist dann die Politik gefragt. Auf der Straße gibt es gute Beispiele von privaten Investoren, die in die Infrastruktur investieren. Warum kann das auf der Schiene nicht auch passieren?
Ja, das ist schwierig, aber wir müssen dennoch den Anspruch erheben. Sonst werden wir immer weiter immer größere Störungen haben. Wir müssen in die Infrastruktur investieren.
Wir von TXL sind in der Lage, mit einem System von Skandinavien durchgehend bis nach Italien zu fahren. Wir produzieren das aus eigener Hand und können daher auch die entsprechende Qualität liefern – in der Laufzeit und im Informationsverhalten. Eine weitere Rolle spielt auch das Volumen, das wir im Vergleich zur Straße bewegen können. Wir sind ja ausschließlich im Ganzzugverkehr unterwegs, wobei wir unter drei Rundläufen in der Woche kein System aufsetzen.
Ja, wir sind zwar sicherlich nicht die Preiswertesten. Aber dafür bekommen unsere Kunden auch Qualität und dessen sind sie sich bewusst. Und mit dieser Strategie sind wir letztlich eines der ganz wenigen Eisenbahnverkehrsunternehmen in Europa, das Geld verdient. Das können wir mit Stolz sagen.
Das Unternehmen
TX Logistik wurde 1999 in Bad Honnef als privates Eisenbahnverkehrsunternehmen gegründet und gehört seit 2011 dem italienischen Schienenunternehmen Trenitalia, der Tochtergesellschaft der italienischen Eisenbahngesellschaft Ferrovie dello Stato (FS). TX Logistik bietet die vier Produktgruppen Automobil, Freight (konventionelle Verkehre), Intermodal und Maritim und fährt mit 70 Mehrsystemlokomotiven wöchentlich 360 Ganzzüge in zehn europäische Länder. Die Unternehmensgruppe hat europaweit rund 420 Mitarbeiter.