Eling: Ich versuche, vor Ort zu kaufen und regionale Strukturen zu stützen. Im Lockdown nutzen meine Familie und ich das Prinzip Click & Collect des Handels. Hin und wieder greifen wir auch auf das Internet zurück, versuchen die Online-Einkäufe aber weitgehend zu beschränken.
Fairerweise muss man sagen, dass die Liefertreue sehr hoch ist. Und einen gewissen zeitlichen Puffer plant man besser ein.
Dachser ist mit rund 100 Containern auf der Ever Given betroffen. Das Schiff ist durch die Behörden festgesetzt, und laut Medienberichten fordert die ägyptische Suezkanalbehörde von den Eignern eine Milliarde Dollar Schadenersatz.

Bis die Container bei den Kunden ankommen, werden also wohl noch Wochen vergehen – ebenso bis der Betrieb auf dem Suezkanal zur Normalität zurückkehrt. Dachser hat schnell reagiert und für die Kunden mit Ware auf der Ever Given, aber auch anderen Schiffen, die von den Auswirkungen der Havarie betroffen sind, nach Lösungen gesucht. Das hat zu einem zusätzlichen Aufwand, aber auch zu einem großen Verständnis bei den Kunden geführt.
Die Situation aus dem Winter wiederholt sich: Wir haben es mit sehr knappen Leerkapazitäten zu tun, und die Zuverlässigkeit einiger Häfen lässt zu wünschen übrig. Ich rede hier im Wesentlichen von Häfen außerhalb Europas. Die Situation der knappen Leercontainer können wir nur durch eine noch engere Zusammenarbeit mit den Reedern in den Griff bekommen.
Wir sehen die Problematik. Schimpfen hilft allerdings wenig, wir müssen für unsere Kunden Lösungen finden. Eine Lösung liegt im richtigen Mix aus langfristig gesicherten Kapazitäten und kurzfristig hinzu gebuchten, um zusätzliche Spitzen aufzufangen. Das ist ein wenig wie bei einem Sitzplatz im Flieger. Je kurzfristiger man bucht, desto teurer ist er.
Nein, weder ein blockierter Kanal noch eine Pandemie wird unsere Wirtschaft von der Globalisierung abrücken lassen.
Einen großen Wandlungsprozess sehen wir derzeit nicht. In gewissen Bereichen erleben wir – auch aufgrund der Erfahrungen durch Corona – einen Trend zu mehr regionalen Strukturen, zum Beispiel im Bereich Health Care. Es wird künftig noch mehr auf einen intelligenten Mix an regionalen und globalen Produktionsstrukturen ankommen. In Summe werden die weltweiten Lieferketten aber weiter bestehen bleiben.
Dachser verfügt glücklicherweise seit Jahren über ein stabiles und erfahrenes Key Account Management, das die jeweiligen Supply Chains analysiert und gemeinsam mit den Kunden optimiert. Unser Anspruch ist schon lange, neben unserer Rolle als Logistikdienstleister auch als Berater und Servicepartner zur Verfügung zu stehen. Das gilt insbesondere auch für die Verkaufsteams in den Niederlassungen.
Abgesehen von den regulären Anpassungen haben wir wegen Corona keine Preiserhöhungen durchgeführt. Die Suche nach den richtigen Lösungen und alle Bemühungen, die Supply Chain aufrechtzuerhalten, führen aber ohne Frage zu höheren Kosten.
Ein Beispiel: Aufgrund der weggebrochenen Passagierkapazitäten in der Luftfracht sind wir auf eigene Charter umgestiegen. Dachser hat rund 150 Charterflüge selbst organisiert. Gechartert haben wir schon vorher, nicht aber in diesem Umfang. Wir gehen davon aus, dass es gut und gerne noch zwei Jahre dauern wird, bis die Passagierkapazitäten wieder so verfügbar sind wie früher. Solange wird uns das Chartern von Frachtkapazitäten für die Fracht mindestens erhalten bleiben.
In der Seefracht haben wir keine wesentlichen Änderungen vorgenommen, wir sehen aber einen Trend hin zu LCL-Verkehren.
Im Landverkehr verfügen wir über ein bewährtes Netzwerk. Das hat so gut funktioniert, dass wir noch mehr Mengen in das eigene Netz gespeist und noch weniger auf Bedarfsverkehre gesetzt haben. Was die Zugverkehre über die Seidenstraße angeht: Das Segment wächst stetig, wir haben aber aufgrund von Corona keinen sprunghaften Anstieg von Bahnverkehren verzeichnet.
Dachser-Servicemitarbeiter können auf Active Report – das ist unser Monitoring-Tool für den gesamten Transportverlauf – und damit auf den aktuellsten Status der Sendungen zugreifen. Unseren Kunden stellen wir dann ausgefeilte Plattformen zur Sendungsverfolgung zur Verfügung. In diesem Zusammenhang werden auch Themen wie die errechnete voraussichtliche Ankunftszeit (ETA) für uns immer wichtiger.. Wir werden dafür bis Ende 2022 rund 8.000 Wechselbrücken mit solarbetriebenen, 5G-fähigen Ortungsgeräten ausstatten und die gewonnenen Daten zunächst für die Optimierung unserer eigenen Produktionsabläufe verwenden
Diese Gefahr besteht eher nicht. Dachser hatte umfangreiche Pilotprojekte mit 100 Einheiten, die erfolgreich auch im Winter – in ganz Europa – im Einsatz waren.